Bei der Job- oder Wohnungssuche ist es längst bekannt: Personen mit ausländisch klingendem Namen werden in der Schweiz oft Opfer von Diskriminierung.
Doch so ein Fall gelangte bisher noch nicht ans Tageslicht: Im Callcenter der Swiss-Life-Versicherung nennen sich Herr Mitrović und Frau Halili lieber Müller oder Meier. Damit sie besser verkaufen können. Das schreibt die «Sonntagszeitung».
Schon seit 21 Jahren
Im sogenannten Contact Center probieren die Angestellten, mit bestehenden und potentiellen Kunden Termine und Beratungsgespräche abzumachen. 19 Frauen und Männer arbeiten aktuell dort.
Die Praxis, den Namen zu ändern, gibt es bei der Swiss Life schon seit 1996, also seit einer gefühlten Ewigkeit. Damals hiess das Unternehmen noch Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt, kurz Rentenanstalt.
«Keine Diskriminierung»
So funktioniert der Weg zum Decknamen: Fängt ein Mitarbeiter mit ausländisch klingendem Namen neu bei der Swiss Life an, wird er zwar nicht gezwungen, sich einen typisch schweizerischen Namen zu geben. Doch ihnen wird gesagt: «Die Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss des Gesprächs steigen.»
«Das hat mit Diskriminierung nichts zu tun», zitiert die «Sonntagszeitung» eine Stellungnahme von Swiss Life. Es ginge um eine einfachere Kommunikation. Bei komplizierten Vor- und Nachnamen bestehe die Gefahr, dass die Gesprächspartner den Namen nicht verstünden.
Die Mitarbeiter dürften frei entscheiden, ob sie trotzdem unter ihrem bürgerlichen Namen arbeiten wollen – und einen Schweizer Namen später auch wieder ablegen, falls sie wollten. Entscheiden sie sich für einen Schweizer Namen, erhalten sie sowohl für diesen, als auch ihren bürgerlichen, eine E-Mail-Adresse.
Tun es andere auch?
Swiss Life schreibt auf Anfrage von BLICK: «Aktuell sind im Contact Center-Team von Swiss Life 19 Mitarbeitende tätig, wovon 9 einen solchen Aliasnamen verwenden. Von den 10 Mitarbeitenden, die ihren eigenen Namen verwenden, sind 3 solche mit ausländischen Namen.» Dies beweise, dass es keinen Zwang zur Nutzung von Aliasnamen bei Swiss Life oder eine entsprechende Diskriminierung gebe.
Das Unternehmen wehrt sich weiter, sie sei mit diesem Gebaren nicht alleine: «Die Verwendung von Alias-Namen in Callcentern ist seit Jahren eine gängige Praxis.» Der Callcenter-Brancheverband wehrt sich allerdings gegen diese Vorwürfe.
Dagegen setzt es Kritik von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR): Das Bild werde verstärkt, dass ein ausländisch klingender Name ein Nachteil sei und nicht so wirklich zur Schweiz gehöre, sagt Präsidentin Martine Brunschwig Graf (67). (kst)
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