Dank Google findet man Zürich auf der digitalen Weltkarte. Hier hat die amerikanische Megafirma ihren grössten Standort ausserhalb der USA, peilt 5000 Angestellte für das Jahr 2021 an. Deshalb machte es nicht gross Schlagzeilen, als Google im Mai ankündigte, in der «Region Zürich» auch noch ein Rechenzentrum aufzubauen.
Jetzt hat SonntagsBlick von bestens informierten Quellen erfahren: «Region Zürich» ist ein wenig übertrieben. Statt in die Metropole zieht Google nach Lupfig in den Kanton Aargau.
Hier baut die Firma Green – sie wird von SVP-Nationalrat Franz Grüter (55) präsidiert – ein Hochsicherheits-Rechenzentrum ganz nach den Ansprüchen von Google. Die Grundsteinlegung findet diesen Freitag statt.
Dementiert wird nichts
Auf Anfrage reagiert der Internetgigant ausweichend wie immer, bestätigt aber indirekt: «Wir freuen uns, dass wir 2019 in der Schweiz eine Google Cloud Platform eröffnen, bei der wir mit einem lokalen Anbieter zusammenarbeiten.» Auch Franz Grüter – er ist noch Minderheitsaktionär von Green – will nichts sagen, dementiert die SonntagsBlick-Informationen aber auch nicht. Offenbar legt Kundin Google grossen Wert auf Geheimhaltung.
Im Juni publizierte Green einen Blog-Eintrag, worin die Firma den Bau des Riesendatencenters ankündigte. Es bietet 3600 Quadratmeter Nutzfläche und soll leistungsfähiger als alles sein, was Green bisher anbietet – «ausgerichtet auf die Bedürfnisse unserer nationalen und internationalen Kunden», heisst es.
Geplant ist, dass das Rechenzentrum nächsten Frühling den Betrieb aufnimmt. Bisher betreibt Google in Europa fünf solche Zentren, weltweit sind es 17. Sie funktionieren wie digitale Mega-Flughäfen. Denn sie kanalisieren und verteilen die riesigen Datenströme.
Keine Rutschbahn
Google verspricht den Kunden in der Schweiz «Hochverfügbarkeits-Computing, Flexibilität, höchste Geschwindigkeit und Ausfallsicherheit». Eine Rutschbahn für die Mitarbeiter wie in den Google-Büros gibts aber nicht. Insgesamt dürften nur rund ein Dutzend Angestellte für das Datencenter zuständig sein.
Für Green – das Unternehmen gehört heute mehrheitlich der französischen Beteiligungsgesellschaft Infravia – ist es ein Coup. Zwar hat man noch andere prominente Kunden. Etwa den Industriekonzern ABB,
der seine weltweite Informatik über ein weiteres Green-Datencenter von Lupfig aus abwickelt. Doch mit Google zieht ein absoluter Topklient ein. Nicht schlecht für ein Unternehmen, das 1995 vom Schweizerischen Bauernverband gegründet wurde, um Internetdienste anzubieten.