Corona erschwert Berufssuche
Schnuppern und Bewerben verlagert sich ins Internet

Die meisten Lehrverträge werden zwischen März und Juli abgeschlossen. Über 25'000 Lehrstellen sind noch offen. Damit die Corona-Pandemie bei Jugendlichen keinen Tolggen im Lebenslauf hinterlässt, sollen sie wo möglich virtuell schnuppern und sich per Skype bewerben.
Publiziert: 05.04.2020 um 12:09 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2020 um 12:00 Uhr
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Coiffeursalons sind bis mindestens 19. April geschlossen. Viele kämpfen um ihr Überleben. Lehrlinge zu suchen, steht nicht auf der Prioritätenliste.
Foto: Keystone
Claudia Gnehm

Für Sekundarschülerinnen und -schüler im zweiten und dritten Schuljahr ist es zwischen März und Juli höchste Zeit, eine Schnupperlehre zu absolvieren, respektive einen Lehrvertrag abzuschliessen. Doch die Corona-Pandemie macht den Einstieg ins Berufsleben zum Hindernislauf.

Auf Lena, der offiziellen Lehrstellenplattform des Bundes, sind derzeit noch über 25'000 Lehrstellen offen. Auf dem Lehrstellenportal Yousty sind fast ebensoviele Schnupperlehren noch unbesetzt.

Viele Jugendliche sind mit verschobenen oder abgesagten Bewerbungsgesprächen konfrontiert. Schnupperlehren in Gewerbebetrieben, die schliessen mussten – vom Florist, über die Gastronomie bis zum Coiffeur – wurden gestrichen. Auch Informationsanlässe der Berufsverbände fallen reihenweise aus. Unternehmen, die um ihr Überleben kämpfen, haben andere Sorgen als Lehrlinge zu suchen.

Berufsalltag mit dem Handy schnuppern

Andere Betriebe wissen jedoch, dass sie auf Nachwuchs angewiesen sind und fordern die Jugendlichen auf, sich trotz Corona-Pandemie zu bewerben. Bei der Rhätischen Bahn (RhB) sind die Bewerbungen wegen Corona um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Das sagt Bettina Huber, Sprecherin der Login-Berufsbildungs-Allianz, zu der 50 Schweizer Verkehrsbetriebe gehören, der «Südostschweiz».

Rund 600 Lehrstellen seien besetzt worden. Aber rund 200 blieben noch offen. «Damit die Schülerinnen und Schüler trotz Corona einen gelungen Berufseinstieg haben, setzen wir auf Skype-Bewerbungsgespräche», so Huber. Physische Schnupperlehren vor Ort könnten zwar momentan nicht durchgeführt werden. Aber man sei daran ein System aufzubauen, mit dem auch virtuelle Schnupperlehren durchgeführt werden können.

«Die Idee ist, dass die Schüler am Handy mit einem Berufslehrer «mitgehen» können», erklärt Huber. So könnten sie einen Einblick in den Berufsalltag und die typische Arbeiten gewinnen.

Berufsberater sind weiterhin erreichbar

Auch die Berufsberaterinnen und Berufsberater versuchen aus der Ferne mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben. Die meisten Berufsbildungsstellen führen weiterhin individuelle Beratungen durch, sei es per Telefon oder Chat.

Diverse Verbände rufen die Betriebe auf, langfristig zu denken. Der Kaufmännische Verband etwa fordert, dass Lehrvertragsauflösungen trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation vermieden werden sollen. Unternehmen seien auch künftig auf Fachkräfte angewiesen und sollten die Ausbildung im eigenen Interesse nicht vernachlässigen.

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