Neuer saudischer Grossaktionär baut kräftig um
So sieht die neue Clariant aus

Der Spezialchemiekonzern Clariant stellt zusammen mit seinem neuen Grossaktionär aus Saudi-Arabien die Weichen für die Zukunft. In welche Richtung, hat Noch-Konzernchef Hariolf Kottmann in einer Medienkonferenz erläutert.
Publiziert: 18.09.2018 um 07:48 Uhr
|
Aktualisiert: 18.09.2018 um 15:48 Uhr
Der Chemiehersteller erhält unter anderem einen neuen Konzernchef. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Einige Geschäftsteile werden kombiniert, andere sollen verkauft werden. Und der neue Konzernchef wird vom saudischen Investor Sabic gestellt, die gut 25 Prozent an Clariant besitzt.

Doch noch hat Hariolf Kottmann (62) das Sagen an der Konzernspitze von Clariant. An einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz sprach Kottmann von einem aufregenden und wichtigen Tag: «Dieser Schritt ist der nächste logische Schritt für Clariant.»

Einfärben von Kunststoffen

Darum geht es im Kern: Die Clariant-Geschäftsbereiche mit sogenannten Additiven und hochwertigen Masterbatches sollen mit Teilen von Sabic (Saudi Basic Industries Corporation) zusammengeführt werden. Sabic ist ein Petrochemieriese Sabic aus Saudiarabien, der sich mehrheitlich in Staatsbesitz befindet. Sogenannte Masterbatches sind Zusatzmittel, die Kunststoffen beigemischt werden, um diese einzufärben. Das Ziel: Clariant soll in diesem Bereich zum Weltmarktführer aufsteigen.

Wo der Sitz dieses neuen Geschäftsbereich High Performance Materials mit rund 1700 Mitarbteitenden sein soll, ist noch offen. Kottmann sagte dazu: «Das kann Amsterdam sein, wo momentan der Sitz dieses Bereiches von Sabic ist. Das kann Basel sein oder auch Singapur.» Denn in Asien sei die Nähe zu den wichtigsten Kunden am besten gegeben. Insgesamt beschäftigt Clariant weltweit rund 17'000 Mitarbeitende, davon 850 in der Schweiz.

Wachstumssprung ab 2021

Clariant wird nicht nur wachsen, auf der anderen Seite soll das verbleibende Geschäft des Segments Plastics & Coatings-Geschäft bis Ende 2019 veräussert werden. Gerade dieses Geschäft ist stark von konjunkturellen Schwankungen abhängig.

Von der Aufwertung des Portfolios verspricht sich Clariant einen deutlichen Wachstumssprung. Ab 2021 soll das Unternehmen auf einen Umsatz von rund 9 Milliarden Franken, eine Marge von etwa 20 Prozent und auf einen operativen Cashflow von mehr als 1,2 Milliarden Franken kommen.

Einsparungen von 100 Millionen Franken

Zum Vergleich: 2017 erzielte Clariant einen Umsatz von 6,4 Milliarden Franken, wies eine Marge von gut 15 Prozent aus und erzielte einen Cashflow von 428 Millionen.

Es soll aber nicht nur mehr Wachstum drin liegen, dank Synergie-Effekten könnten pro Jahr rund 100 Millionen Franken eingespart werden, wie Noch-Konzernchef Hariolf Kottmann vor den Medien erklärte. Diese Einsparungen sollen ab 2022 wirksam werden. Wo genau diese Einsparungen her kommen sollen, blieb an der Medienkonferenz offen.

Kottmann wechselt ins VR-Präsidium

Gleichzeitig sollen vier Sabic-Vertreter im Clariant-Verwaltungsrat Einsitz nehmen. Dazu soll das Aufsichtsgremium von Clariant auf 12 Mitglieder erweitert werden. Als neuer Präsident des Verwaltungsrates wird der heutige CEO Hariolf Kottmann vorgeschlagen. Er wird damit der Nachfolger von Rudolf Wehrli.

Auch der neue CEO kommt von Sabic: Ab dem 16. Oktober 2018 soll Ernesto Occhiello (58) diese Position bekleiden. Er ist heute der Leiter des Specialties-Geschäfts von Sabic.

Clariant bleibt Schweizer Unternehmen

Ferner wurde mit dem Grossaktionär eine Governance-Vereinbarung zur Festlegung der langfristigen strategischen Beziehung unterzeichnet. Dieser bestätige die Stellung von Sabic als strategischer Ankeraktionär und definiere die Unabhängigkeit von Clariant als börsenkotiertes Unternehmen unter Schweizer Corporate Governance.

Möglich ist, dass Sabic den Anteil an Clariant weiter ausbauen wird. Allerdings hat die saudische Firma versprochen, dass sie Clariant nicht komplett übernehmen wird. Der Petrochemieriese Sabic wird im Moment gerade selber umgarnt: Der grösste Ölproduzent der Welt, die saudische Staatsfirma Aramco, ist dabei, sich bei Sabic einzukaufen. (koh/SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.