Chefin Jasmin Staiblin soll französischen Käufer gefunden haben
Gibt Alpiq morgen den Rückbau bekannt?

Beim Stromriesen Alpiq hat es gefunkt. Chefin Jasmin Staiblin (48) hat offenbar eine Käuferin für Teile ihrer Firma gefunden. Damit könnte sie die Schuldenlast ihres Konzern auf einen Schlag abschütteln.
Publiziert: 25.03.2018 um 14:17 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:20 Uhr
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Jasmin Staiblin, Chefin von Alpiq, bei der Semesterbilanzkonferenz im letzten August.
Foto: Keystone
Ulrich Rotzinger

Seit Monaten gehen Gerüchte über grössere Verkäufe herum. Brauchbare Angebote lägen bei Alpiq-Chefin Jasmin Staiblin (48) auf dem Tisch, hiess es immer wieder. Am Montag findet die Bilanzkonferenz in Olten SO statt. Ein guter Zeitpunkt für die Alpiq-Chefin, auch bei den Spekulationen reinen Tisch zu machen.

Im Fokus: Die Sparte «Building Technology & Design» mit fast 5200 der insgesamt 8500 Alpiq-Angestellten. Zu dieser gehört die Gebäudetechniktochter Alpiq Intec. Sie soll nach Frankreich verkauft werden. Der Deal werde in den nächsten Tagen bekannt gemacht. Das schreiben die «NZZ am Sonntag» und die «Sonntagszeitung».

Bei beiden Zeitungen fällt der Name Bouygues – ein Grosskonzern mit einem Jahresumsatz von 39 Milliarden Franken. In der Schweiz beschäftigt dieser knapp 1300 Mitarbeiter, weltweit 115'530. 

Alpiq-Sprecherin hält sich bedeckt

BLICK hakte bei Alpiq nach und erreichte die Sprecherin am Telefon: «Wir geben keine Details zu laufenden Prozessen bekannt», sagt Sabine Labonte. Der Konzern werde zu gegebenem Zeitpunkt informieren.

Ein Dementi sieht anders aus. Labonte verweist auf ein Statement, das der Konzern letzten August im Zusammenhang mit der Meldung eines Halbjahresverlusts von 109 Millionen Franken gab: «Sollten strategisch interessante Angebote für Teilbereiche von über 49 Prozent Anteil eingehen, werden wir diese selbstverständlich prüfen.»

Labonte zu BLICK: «Der Erhalt der Kapitalmarktfähigkeit, die Sicherstellung der nach wie vor soliden Liquidität und die Reduktion der Nettoverschuldung haben weiterhin hohe Priorität.»

Ursprünglich stand Wasserkraft zur Disposition

Ursprünglich wollte Alpiq-Chefin Staiblin mit dem Verkauf von fast der Hälfte der Schweizer Wasserkraftwerke verhindern, dass ihr Konzern nicht absäuft. Aber die Parteien konnten sich nicht einigen. Alpiq ist zwar börsenkotiert, gehört aber mehrheitlich Gemeinden, Kantonen und Regionalversorgern. Ein paar Prozent hält Grossaktionär Martin Ebner (72). 

Letzten Sommer dann die Wende: Staiblin sprach sich für die Wasserkraft aus und will seitdem drei Wachstumsbereiche veräussern, zu denen beispielsweise Ingenieurdienstleistungen gehören. «Wir erwarten hier jetzt Informationen zum Zeitplan und Interessenten», schreibt Alpiq-Kenner Sven Bucher von der Zürcher Kantonalbank in einem Analysten-Kommentar.

«Überraschungen sowohl bei der Strategie als auch bei den Zahlen bei Alpiq sind nicht auszuschliessen.» Analyst Bucher erwartet, dass Staiblins Energiekonzern heute unter dem Strich einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe ausweisen wird.

Vor diesem Hintergrund macht es ebenfalls Sinn, sich von der Gebäudetechnik zu trennen. Da der Markt in Europa floriert, dürfte für Alpiq ein schöner Verkaufspreis herausschauen. Durch den Ausverkauf und Rückbau des Oltener Energiekonzerns steigt allerdings auch die Abhängigkeit von Stromproduktion und -preisen.

BLICK erklärt den Strom-Irrsinn

2009 wurde der Schweizer Strommarkt teilliberalisiert. Grosskunden mit mehr als 100'000 Kilowattstunden Jahresverbrauch können sich ihren Strom billig auf dem freien Markt besorgen. Viele Gemeinden, die ihr Stromnetz selbst besitzen, können dies tun. Auch die Gemeindebetriebe Safnern BE.

Wer sein Stromnetz dagegen nicht besitzt, ist vom Eigner abhängig und muss dessen vollen Produktionspreis bezahlen. Wie zum Beispiel die Bewohner von Orpund BE.

Das sorgt bei jenen Stromkonzernen, die keine solchen Endkunden bedienen dürfen, für Frust. Die Axpo beschwert sich: «Axpo hat stets betont, dass dieser Zustand unhaltbar ist.» Alle sollten gleich lange Spiesse haben.

«Wir halten keinen Kunden im Monopol gefangen», schreibt auch Konkurrent Alpiq auf Anfrage. «Die Strategie von Alpiq ist auf den vollständig liberalisierten Markt ausgerichtet. Dort agieren wir im harten Wettbewerb.» Sprich: Man verramscht den produzierten Strom mit Verlust.

Alpiq weiter: «Von einer vollständigen Strommarkt-Öffnung profitieren die Kunden.» Zwischen den Zeilen heisst das: Unter dem aktuellen System wird der Kunde geschröpft, während Konzerne wie die BKW abkassieren. Die letzten Jahreszahlen bestätigen das: Die BKW haben in den letzten drei Jahren jeweils mehrere Hundert Millionen Franken Gewinn gemacht.

Die BKW halten dagegen, die Kunden profitierten sogar von der aktuellen Regelung: «Die Energietarife der BKW basieren auf den Gestehungskosten, welche derzeit über dem Marktpreis liegen.» Dieser sei allerdings in letzter Zeit wieder gestiegen. «Dies bedeutet für die Kunden auch, dass sie gegen weitere Preissteigerungen abgesichert sind.»

2009 wurde der Schweizer Strommarkt teilliberalisiert. Grosskunden mit mehr als 100'000 Kilowattstunden Jahresverbrauch können sich ihren Strom billig auf dem freien Markt besorgen. Viele Gemeinden, die ihr Stromnetz selbst besitzen, können dies tun. Auch die Gemeindebetriebe Safnern BE.

Wer sein Stromnetz dagegen nicht besitzt, ist vom Eigner abhängig und muss dessen vollen Produktionspreis bezahlen. Wie zum Beispiel die Bewohner von Orpund BE.

Das sorgt bei jenen Stromkonzernen, die keine solchen Endkunden bedienen dürfen, für Frust. Die Axpo beschwert sich: «Axpo hat stets betont, dass dieser Zustand unhaltbar ist.» Alle sollten gleich lange Spiesse haben.

«Wir halten keinen Kunden im Monopol gefangen», schreibt auch Konkurrent Alpiq auf Anfrage. «Die Strategie von Alpiq ist auf den vollständig liberalisierten Markt ausgerichtet. Dort agieren wir im harten Wettbewerb.» Sprich: Man verramscht den produzierten Strom mit Verlust.

Alpiq weiter: «Von einer vollständigen Strommarkt-Öffnung profitieren die Kunden.» Zwischen den Zeilen heisst das: Unter dem aktuellen System wird der Kunde geschröpft, während Konzerne wie die BKW abkassieren. Die letzten Jahreszahlen bestätigen das: Die BKW haben in den letzten drei Jahren jeweils mehrere Hundert Millionen Franken Gewinn gemacht.

Die BKW halten dagegen, die Kunden profitierten sogar von der aktuellen Regelung: «Die Energietarife der BKW basieren auf den Gestehungskosten, welche derzeit über dem Marktpreis liegen.» Dieser sei allerdings in letzter Zeit wieder gestiegen. «Dies bedeutet für die Kunden auch, dass sie gegen weitere Preissteigerungen abgesichert sind.»

So dreckig ist unser Strom

Zwei von drei Kilowattstunden der grössten Schweizer Energiekonzerne stammen aus Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken. Das besagt das «Dreckstromranking 2016» der Schweizerische Energie-Stiftung (SES), das BLICK exklusiv vorliegt.

Dafür hat die atom- und kohlekritische Stiftung den Strommix analysiert, den Alpiq, Axpo, BKW und Repower im In- und Ausland 2016 produzierten. Demnach stammte nur 3.6 Prozent ihres Stroms aus Windenergie.

Wasserkraft mache bei der Axpo ein Viertel aus, bei der BKW ein Drittel, so SES-Projektleiter Felix Nipkow. Axpo und Alpiq belasten laut SES die Umwelt am stärksten.

Zwei von drei Kilowattstunden der grössten Schweizer Energiekonzerne stammen aus Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken. Das besagt das «Dreckstromranking 2016» der Schweizerische Energie-Stiftung (SES), das BLICK exklusiv vorliegt.

Dafür hat die atom- und kohlekritische Stiftung den Strommix analysiert, den Alpiq, Axpo, BKW und Repower im In- und Ausland 2016 produzierten. Demnach stammte nur 3.6 Prozent ihres Stroms aus Windenergie.

Wasserkraft mache bei der Axpo ein Viertel aus, bei der BKW ein Drittel, so SES-Projektleiter Felix Nipkow. Axpo und Alpiq belasten laut SES die Umwelt am stärksten.

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