Jetzt gerät auch Helvetic Airways in Corona-Turbulenzen. BLICK liegt eine interne Mitteilung der Schweizer Airline vor, die am späten Vormittag im Unternehmen verschickt wurde. Darin richtet sich Helvetic-Chef Tobias Pogorevc (49) an die Crew, das Bodenpersonal und ans Backoffice – insgesamt 484 Angestellte. «Auch wir werden von den Ereignissen überrannt», heisst es darin.
Und weiter: «Wir müssen Massnahmen beschliessen, die uns kurz- und mittelfristig entlasten und die Zukunft sichern können.» Pogorevc: «Ich bin überzeugt, dass wir diese aussergewöhnlichste Krise in der Geschichte der Luftfahrt – sei es 9/11 oder die Finanzkrise – meistern werden.» Aber sie verlange nach besonderen Massnahmen.
Einstellungsstopp und Entlassungen
Im Gespräch mit BLICK zählt Pogorevc auf: «Sämtliche Anschaffungen und Investitionen werden per sofort gestoppt.» Zudem motiviere man die Angestellten, ihre Ferien zur Hälfte bereits bis Ende Juni zu beziehen. Grund seien Überkapazitäten, die sich derzeit und in den kommenden Monaten auftun. «Wir erwarten einen signifikanten Einbruch bei der Nachfrage seitens unserer Partner», sagt Pogorevc.
Die Kunden haben bereits «ganze Charterketten annulliert, VIP-Flüge verschoben und Zusatzangebote gestrichen», so der Airline-Chef weiter. «Das beeinträchtige unseren Flugbetrieb stark.» Kurzarbeit sei im Moment noch kein Thema, doch vielleicht sähe es in den kommenden Woche schon anders aus.
Pogorevc musste allerdings Kündigungen ausbrechen: «Eine Crew, das heisst 10 bis 11 Personen, haben wir bereits entlassen müssen.» Zudem gelte ein Einstellungsstopp für alle Abteilungen per 13. März bis auf weiteres.
Townhall-Meeting in Kloten ZH
Helvetic Airways – Geldgeber und Besitzer ist Investor Martin Ebner (74) – ist an den Flughäfen Bern-Belp und Zürich stationiert. Am Sitz in der Steinackerstrasse in Kloten ZH fand am Freitag Vormittag ein Townhall-Meeting mit rund 100 Angestellten statt.
Dort berichtete er auch, dass man die Anzahl der Passagiere pro Maschine von 110 bis 112 auf 100 Personen herunterfahre. Dadurch benötige man nur noch zwei statt drei Mitarbeitende in der Kabine. Von den 13 Embraer-Maschinen der Flotte sind derzeit 3 nicht im Flugbetrieb, weil in Wartung. Das helfe ebenfalls, Kosten kurzfristig zu sparen.
«Ich bin gerührt, wie gut und motiviert die Massnahmen bei unseren Leuten angekommen sind», sagt Pogorevc weiter zu BLICK. «Mit diesen Massnahmen haben wir die erste grosse ‹Blutung› gestoppt.»
Notausflüge aus Krisenländern
Was dem Helvetic-Chef mit seinen nun nicht mehr so ausgelasteten Chartermaschinen in der Krise in die Hände spielt: Der Transport von Gruppen und Geschäftsreisenden in oder aus Corona-Gebieten. «Wir haben extrem viele Anfragen von Gruppen, die nicht mehr zurück in ihre Heimat kommen», sagt Pogorevc und berichtet von einer Gruppe von 35 Personen, die man aus Palermo in der vergangenen Woche ausgeflogen habe.
«Wir holen nicht nur Leute aus Krisengebieten raus», so Pogorevc, «wir fliegen auch Mitarbeiter von Grossunternehmen in Länder und Städte, wo keine andere Airline derzeit mehr hinfliegt.» Er sei überzeugt, dass im Charterbereich die Anfragen in den nächsten Wochen «extrem ansteigen». Das geplante Wachstum im laufenden Jahr sei jedoch ausgeschlossen.
«Aber ich bin zuversichtlich, dass sich die Situation bis zum Sommer wieder etwas erholen wird», sagt Pogorevc. «Besonders wichtig ist in dieser Phase, dass wir alle am selben Strick ziehen.»
Was die Auslieferung der Neuanschaffungen (E190-E2n 4 bis 7) anbelangt, so würden diese nicht alle im Frühling 2020 über die Bühne gehen. Helvetic sei mit Embraer im Gespräch, um die genauen Lieferdetails festzulegen.
Lufthansa führt Kurzarbeit ein
Auch die Lufthansa, Mutterkonzern der Swiss, muss zu harten Massnahmen greifen. Sie schickt Flugbegleiter und Mitarbeiter der Bodendienste in Kurzarbeit.
«Der Antrag auf Kurzarbeit ist eingereicht», sagt eine Lufthansa-Sprecherin am Freitag. Wie viele Beschäftigte davon betroffen sind, sei noch unklar.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.
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