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Das sagen die Verantwortlichen:Warum musste Patrik Gisel gehen?
Konrad Staehelin
Für manche bei Raiffeisen fühlt sich die aktuelle Krise an wie ein Schrecken ohne Ende. Immer wieder werden neue Ungereimtheiten an die Oberfläche gespült. Jetzt, wo man die Affäre Vincenz überstanden glaubte, kommt CEO Patrik Gisels Beziehung zu einer Ex-Verwaltungsrätin ans Licht.
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20. September 2015: Pierin Vincenz hat seinen letzten Arbeitstag bei «seiner» Raiffeisen.
Foto: Daniel Kellenberger
Immerhin: Mit Gisels frühzeitiger Demission sollten alle Scherben aufgekehrt sein, ein Neuanfang wird möglich. Heute Samstag wollen 164 Vertreter aus der ganzen Schweiz an ihrer ausserordentlichen Delegiertenversammlung (DV) in Brugg-Windisch AG die ersten Schritte in diese Richtung machen. Das sind die wichtigsten Entscheidungen der Delegierten:
- Die Wahl von Guy Lachappelle (57) zum VR-Präsidenten: Sie ist umstritten, da Lachappelle bisher CEO der Basler Kantonalbank (BKB) war. Die hatte wie Raiffeisen ihren Skandal: Die ASE Investment mit Büro in Frick AG steht wegen einem illegalen Schneeballsystem vor Gericht, bei dem Anleger um 170 Millionen geprellt wurden. Die BKB war Depotbank dieser ASE. Guy Lachappelle steht allerdings nicht im Fokus der Ermittlungen. Darum dürfte er die Wahl locker schaffen. Aber bekommt er auch die deutliche Mehrheit, die nötig wäre, um Raiffeisen zu einen?
- Neuer VR: Am Samstag treten drei Verwaltungsräte (VR) aus den Vincenz-Jahren zurück. Neben ihnen hat Raiffeisen Schweiz nur noch vier VR. Statutarisch müssten es neun sein. Das heisst: Es müssen fünf neue gewählt werden. Das sollte klappen. Unklar ist, wer Vize hinter Lachappelle wird. Interimspräsident Pascal Gantenbein (48) ist interessiert.
- Gisel-Nachfolge: Laut «Tages-Anzeiger» stehen drei bis fünf Namen auf der Shortlist, das Auswahlverfahren laufe gut. Am Samstag könne aber noch kein Nachfolger präsentiert werden.
- Décharge: Die Abstimmung über die rechtliche Entlastung der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats wird einmal mehr verschoben. Grund: Die interne Untersuchung durch Wirtschaftsprofessor Bruno Gehrig (71) ist noch nicht fertig. Bis zur Décharge-Abstimmung wird es darum Juni 2019.
- Neues Lohn-Modell: Anlass dafür ist, dass im Krisen-Frühjahr bekannt wurde, dass sich der VR über 40 Prozent mehr Lohn gegönnt hatte. Jetzt will die Basis mehr Mitsprache. Die Delegierten stimmen über das neue Modell ab.
- Reform 21: Dabei geht es darum, das Verhältnis zwischen den Raiffeisenbanken im Land und der St. Galler Zentrale wieder ins Lot zu bringen. Denn eigentlich ist diese bloss eine Tochter der 246 Einzelbanken. Doch fühlte sich dies in den letzten Jahren nicht mehr so an.
Blick.ch ist live vor Ort, wenn die Verantwortlichen ab 14.50 die Ergebnisse der DV präsentieren.