Bund pfeift Krankenkasse zurück
Sympany lockte mit illegalen Rabatten

Die Krankenkasse Sympany hat es beim Kundenfang übertrieben. Sie versuchte rund 8000 Kunden auszutricksen, die ihre Grundversicherung letztes Jahr gekündigt hatten. Und bot ihnen bis zu 500 Franken an, wenn sie blieben. Doch das Bundesamt für Gesundheit intervenierte.
Publiziert: 23.02.2020 um 23:16 Uhr
|
Aktualisiert: 24.02.2020 um 19:14 Uhr
1/7
Krankenkassen buhlen um Grundversicherte. Eine Kasse hat es mit einem Lockvogelangebot übertrieben.
Foto: Keystone
Claudia Gnehm

Die Krankenkassen buhlen nicht nur mit Gutscheinen um neue Kunden. Sie machen abtrünnigen Versicherten auch mit Geschenken den Hof. Eine neue Masche hat sich die Krankenkasse Sympany einfallen lassen. Mit fragwürdigen Spezialtarifen wollte sie Kunden in der Grundversicherung zurückgewinnen, die bereits gekündigt hatten.

Der Versicherte Thomas Rose* (48) kündigte den Sympany-Vertrag seiner Familie letzten Herbst. Er hatte schon ein Angebot einer günstigeren Krankenkasse auf dem Pult liegen. Darauf rief ihn ein Sympany-Mitarbeiter an. «Er fragte mich, ob meine Familie bereit wäre zu bleiben, wenn Sympany den Differenzbetrag begleicht», sagt der Kunde. Rose war einverstanden, nachdem ihm Sympany schriftlich eine Gutschrift von 1600 Franken per Februar 2020 bestätigt hatte.

Doch die Gutschrift blieb aus. Stattdessen erhielt Rose einen Brief von Sympany. Dieser liegt BLICK vor. Darin zieht Sympany das Gutschriftversprechen zurück. Der Grund: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat festgestellt, dass das Rückkehrangebot in der Grundversicherung rechtswidrig war.

Sympany krebst zurück

«In der Folge dürfen wir Ihnen den im Herbst 2019 zugesagten Betrag für Ihren Verbleib bei Sympany leider nicht auszahlen», führt die zurückgepfiffene Krankenkasse aus. Weiter bot Sympany dem Kunden ein rückwirkendes Kündigungsrecht per Ende 2019 an, damit Rose und seine Familie doch noch zu einem anderen Anbieter wechseln können.

Dem BAG ist das neuste Lockvogelangebot von Sympany zu weit gegangen. Finanzielle Vorteile, die nur einem Teil der Versicherten angeboten würden, verstiessen gegen die Auflage der Gleichbehandlung, begründet BAG-Sprecher Jonas Montani auf Anfrage von BLICK. Zudem bestehe die Gefahr einer Diskriminierung, wenn die Vorteile nur Versicherten angeboten würden, die etwa aufgrund des Alters oder angefallener Leistungen als lukrativ angesehen würden.

Von einem unfairen Selektionsversuch will man bei Sympany nichts wissen. Die Versicherung hat laut Sprecherin Jacqueline Perregaux nicht mit diesen Komplikationen gerechnet. Den Trick mit dem Rückkehrgeschenk hat Sympany bei 8000 Versicherten versucht, die gekündigt hatten. Rund 80 nahmen das Angebot an. Der Wert der versprochenen Gutschriften belief sich auf 20'000 Franken.

Versicherer wälzt Schuld aufs BAG ab

Darunter sind auch die in Aussicht gestellten 1600 Franken für die Familie Rose. Der Vater rief nach dem Erhalt des Briefes die Sympany umgehend an und wollte eine Erklärung. Doch diese verwies ihn an das BAG.

Eine BAG-Vertreterin habe ihm kaltschnäuzig gesagt, dass ihr Amt Sympany infolge rechtswidrigen Verhaltens zurückgepfiffen habe. Die Versicherten, die das Angebot angenommen hätten, seien quasi selber schuld, dass sie nun das Debakel ausbaden müssten.

Die Sympany-Sprecherin glaubt nicht, dass jemand unter den 80 Betroffenen nun trotzdem bei Sympany bleiben will und nicht vom rückwirkenden Kündigungsrecht Gebrauch macht.

* Name geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.