Budget um 600'000 Franken überzogen
Darum musste der St. Moritzer Tourismusdirektor gehen

Gerhard Walter, Direktor von Engadin St. Moritz Tourismus, soll mehr Geld ausgegeben haben als vorgesehen. Das hat nun Auswirkungen auf die Werbekampagnen des nächsten Jahres. Walter weist die Vorwürfe von sich.
Publiziert: 20.12.2019 um 14:08 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2019 um 16:56 Uhr
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Der ehemalige Tourismusdirektor von Engadin St. Moritz, der Tiroler Gerhard Walter, posiert bei leichtem Regen vor dem St. Moritzersee.
Foto: swiss-image.ch
Patrik Berger

Mitte September kam es zum grossen Knall: Gerhard Walter (54), CEO von Engadin St. Moritz Tourismus, trat ab. Nach nur zweieinhalb Jahren hatte der gebürtige Österreicher genug vom Posten. Der Tourismusprofi war mit grossen Visionen angetreten. Deshalb überraschte sein Abgang.

Nun wir klar, was zur Trennung geführt hat. «Die Engadin St. Moritz Tourismus AG wird im Geschäftsjahr 2019 ein Defizit von rund 600'000 Franken ausweisen und deshalb die Marketingausgaben im nächsten Jahr reduzieren müssen», heisst es in einer Mitteilung.

«Unschöne und ärgerliche Situation»

Das «überraschende Defizit» werde nach Rücksprache mit der Revisionsstelle über das Budget 2020 aufgefangen. Die betroffenen Gemeinden müssen deshalb kein neues Geld einschiessen. Verwaltungsratspräsident Marcus Gschwend spricht dennoch von einer «unschönen und ärgerlichen Situation», die Mitte September zur Trennung «vom bisherigen CEO» geführt hat.

«Der Fehlbetrag wurde erst durch die eingeleitete Reorganisation der Geschäftsleitung entdeckt», heisst es weiter. «Die massive Budgetüberschreitung ist in erster Linie auf mangelnde Führung durch den CEO zurückzuführen.» Die Abklärungen hätten zudem gezeigt, dass Kompetenzen überschritten und Reglemente nicht eingehalten wurden. «Strafrechtlich relevantes Verhalten liegt nach den bisherigen Erkenntnissen jedoch nicht vor», heisst es in der Mitteilung weiter.

Vorgesehene Kampagnen werden reduziert

Das Aktienkapital der Engadin St. Moritz Tourismus AG beträgt 250'000 Franken. Das Risiko einer dauerhaften Überschuldung sei aber nicht gegeben. «Um das Defizit abzubauen, werden die Aufwendungen im Jahr 2020 entsprechend reduziert», heisst es.

Das Ganze hat laut Engadin St. Moritz Tourismus aber dennoch Konsequenzen. «Der finanzielle Handlungsspielraum der Tourismusorganisation wird im kommenden Jahr eingeschränkt und vorgesehene Kampagnen müssen reduziert werden.» Bis Ende Januar soll ein neuer CEO bestimmt sein.

«Den Vorwurf der mangelnden Führung weise ich zurück»

«Ich habe keinen Einblick in die Buchhaltung, werde diese aber gerne prüfen, sobald ich Zugang zu diesen Zahlen habe. Die letzten Budgets, die ich verantwortete, hatten Überschüsse gezeigt», sagt Gerhard Walter zu BLICK. Er habe den Verwaltungsrat immer transparent über seine Projekte und deren Kosten informiert. «Den Vorwurf der mangelnden Führung weise ich zurück», sagt Walter weiter.

«Ich wüsste nicht welche Kompetenzen und Reglemente ich überschritten haben soll», so Walter. Dieser Vorwurf sei neu und «völlig unbestimmt». Dem Verwaltungsrat gehe es offenkundig darum, einen Verantwortlichen für die eigenen Versäumnisse zu finden.

Walter stört sich daran, dass der Verwaltungsrat mehr als vier Monate nach der Auflösung des Arbeitsverhältnisses direkt auf ihn ziele. «Ich finde das befremdend und werde das weitere Vorgehen gemeinsam mit meinen Anwälten prüfen und dann entscheiden», sagt der Österreicher.

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