Die Nachricht schüttelte die Schweizer Autobranche durch: Kurt Egloff (57) ist als Chef von BMW Schweiz Knall auf Fall rausgeschmissen worden. Das Ganze kam erst Anfang Mai ans Licht. Passiert war es schon knapp einen Monat früher, in der Woche vom 9. April.
So ging es vonstatten: Eine mehrköpfige Delegation vom Konzern-Hauptsitz in München (D) fuhr am Schweizer BMW-Hauptsitz in Dielsdorf ZH ein. Mit dabei: der BMW-Europachef und je ein Vertreter der Rechts- und der Personalabteilung. Sie gaben Egloff eine Stunde Zeit, seine Sachen zu packen und das Gebäude zu verlassen. Nahmen ihm den Zugangs-Badge ab. Zack, aus. Er, der BMW Schweiz 2017 zum Rekord von über 30'000 verkauften Autos geführt hatte, einfach so davongejagt. Eine brutale Entlassung.
Was hatte Egloff so Schlimmes angestellt?
BLICK hat von verschiedenen Seiten die gleich lautende Erklärung erreicht: Egloff soll im Kampf mit den anderen deutschen Premium-Marken Mercedes und Audi um Marktanteile zu viele Trickli gemacht haben – und sei damit aus der Spur geflogen.
Konkret: Egloff soll zu viele Flottengeschäfte gemacht haben. Das bedeutet, er hat mutmasslich zu viele Autos mit speziellen Deals an Firmen verkauft – und damit auf Marge verzichtet. Ebenfalls habe er zu viele Leasing-Geschäfte, wo die Marge ebenfalls tief ist, getätigt. Konsequenz: Zwar sind im April 2100 BMWs in der Schweiz neu zugelassen worden – ein starker Wert. Doch weniger als die Hälfte davon sei zu Normalkonditionen verkauft worden, so die Quellen übereinstimmend.
Noch ein Vorwurf: Bei Sondermodell-Aktionen – dabei werden die Händler mit attraktiven, günstigen Modellen versorgt – soll Egloff nicht alle Abnehmer gleich behandelt haben. Vor allem Händler, die Egloff von den exklusiven Golfturnieren her kannte, auf denen er sich blicken liess, sollen eher in den Genuss von guten Aktionen gekommen sein.
Der letzte Vorwurf, der aber in der Branche als völlig normal gilt: Um die Import-Ziele zu erreichen, soll er zahlreiche Autos eingelöst haben, welche die Händler aber überhaupt noch nicht nachfragen. Irgendwo in der Schweiz sollen noch Hunderte Elektroautos vom Modell i3 in Grossgaragen rumstehen. Unter dem Strich heisst das: nichts Illegales, sondern einfach eine Nichtbeachtung der Vorgaben aus München.
Man brauche kein Mitleid zu haben
Das deckt sich mit der Feststellung, welche der «Tages-Anzeiger» mit Verweis auf Insider druckte: Beim Fall Egloff soll es um «innerbetriebliche Compliance-Regeln gehen, also die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien, aber auch um den freiwilligen Kodex im Unternehmen».
All das reichte für die Bosse am BMW-Hauptsitz in München also, um die Kavallerie nach Dielsdorf zu schicken und Egloff vor seinen Ex-Untergebenen blosszustellen. Überliefert ist noch Folgendes: Kurz bevor die hohen Herren aus Deutschland ihn feuerten, hatte Egloff in seinem Büro noch eine Sitzung einberufen – er hatte nichts geahnt. Die Teilnehmer waren schon im Büro, als die Sitzung plötzlich abgesagt wurde.
Den Verdutzten, die danach auf dem Gang vor dem Büro herumstanden, während Egloff seine Sachen packte, sagten Mitglieder der Münchner Delegation dem Vernehmen nach: Er habe etwas Grobes angestellt, man brauche kein Mitleid mit ihm zu haben.
Was sagen die Beteiligten? BMW mauert seit Wochen, sagt nichts ausser: «Wir bestätigen, dass Herr Egloff nicht mehr hier arbeitet.» Diese Strategie haben die Kommunikations-Leute vom Münchner Hauptsitz festgelegt. Ihre Schweizer Untergebenen spuren artig. Und auch Egloff sagt nichts: Auf SMS- und Whatsapp-Nachrichten antwortet er nicht. Als BLICK an seinem Wohnsitz im Kanton Aargau anruft, lässt seine Frau ausrichten, man habe nichts zu sagen. Und probiert man es auf dem Handy, kommt immer noch die Combox: «Kurt Egloff, BMW Schweiz».