Vorbeikommen? Kein Problem. Man habe nichts zu verstecken. Die Firma Rheinmetall Air Defence ist unter Druck. Sie will ihre Produkte ins Ausland verkaufen. In Zürich-Oerlikon, fünf Minuten vom Bahnhof, werden Flugabwehrgeschütze entwickelt und hergestellt. Hightech-Waffensysteme, die Millionen kosten.
Rheinmetall Air Defence ist der grösste Schweizer Waffenexporteur. Das geht aus dem Bericht der Finanzkontrolle hervor, der letzte Woche publik wurde. BLICK liegen die ungeschwärzten Stellen des Papiers vor. Darin steht: Keine Firma hat 2016 wertmässig so viel Kriegsmaterial exportiert wie die ehemalige Oerlikon-Bührle, die heute zum deutschen Industrieriesen Rheinmetall gehört. Für 186 Millionen Franken verkaufte sie Güter ins Ausland, was rund 45 Prozent aller Waffenexporte ausmachte.
«Wir stellen reine Verteidigungswaffen her»
Chef Urs Loher (52) ist die Nervosität beim Gespräch anzumerken. Die öffentliche Debatte um die Kriegsmaterialexporte nimmt ihn mit. «Die Diskussion in den Medien ist sehr einseitig», beklagt er. Und was sagt er zu den Schweizer Handgranaten, die laut SonntagsBlick bei den IS-Terroristen landeten? Dazu will sich Loher nicht äussern. Aber: «Wir stellen reine Verteidigungswaffen her. Sie zielen in den Himmel und sollen Drohnen, Mörser und Raketen abschiessen. Man kann damit keine Menschen angreifen.»
Der Schweizer Rüstungsskandal weitet sich aus. SonntagsBlick-Recherchen zeigen: Handgranaten «Made in Switzerland» sind nicht nur in Syrien aufgetaucht, sondern auch in Libyen. Händler verkaufen sie dort über Schwarzmarkt-Internetplattformen.
Im März 2016 bot ein libyscher Waffenhändler namens Mahmud in einer geheimen Facebook-Gruppe Ruag-Granaten des Typs OHG92 zum Kauf an. Ein Interessent bot 160 libysche Dollar pro Stück, rund 100 Schweizer Franken.
Ruag-Sprecher Clemens Gähwiler räumte ein, dass das vom SonntagsBlick publik gemachte Bild eine Ruag-Handgranate zeigt, die aus der Lieferung an die Vereinigten Arabischen Emirate stammt.
Der Schweizer Rüstungsskandal weitet sich aus. SonntagsBlick-Recherchen zeigen: Handgranaten «Made in Switzerland» sind nicht nur in Syrien aufgetaucht, sondern auch in Libyen. Händler verkaufen sie dort über Schwarzmarkt-Internetplattformen.
Im März 2016 bot ein libyscher Waffenhändler namens Mahmud in einer geheimen Facebook-Gruppe Ruag-Granaten des Typs OHG92 zum Kauf an. Ein Interessent bot 160 libysche Dollar pro Stück, rund 100 Schweizer Franken.
Ruag-Sprecher Clemens Gähwiler räumte ein, dass das vom SonntagsBlick publik gemachte Bild eine Ruag-Handgranate zeigt, die aus der Lieferung an die Vereinigten Arabischen Emirate stammt.
In den Werkhallen stehen Flugabwehrgeschütze der Schweizer Armee. Sie stammen aus den 60er-Jahren. Zurzeit werden sie aufgemotzt. «Es ist der erste grössere Auftrag der Schweizer Armee in den letzten zehn Jahren. Allein mit dem Heimmarkt könnten wir nie überleben.»
Rheinmetall hält an Standort Zürich fest, «bis auf weiteres»
Rheinmetall Air Defence bewarb sich um den Bodluv-Auftrag der Schweizer Armee, bekam ihn aber nicht. «In der Schweiz haben wir den starken Franken und auch noch strengere Exportregeln», sagt Loher. Trotzdem halte die Mutter Rheinmetall am Standort Zürich fest. Zumindest «bis auf weiteres».
Deshalb will Loher in mehr Länder exportieren. Auch in instabile oder solche mit internen Konflikten. Im Visier hat er Thailand, Pakistan, Ägypten oder Katar. «Heute empfinde ich die Situation sinngemäss: ‹Ihr dürft euch nicht vor Bedrohungen aus der Luft schützen.› Das ist eine arrogante Haltung.»