Beschattungs-Skandal
Die CS bricht ihr Schweigen – und stiftet noch mehr Verwirrung!

Über Tage betonte die Credit Suisse, dass eine externe Untersuchung die Beschattungsaffäre um Iqbal Khan lückenlos aufklären solle. Doch bevor deren Resultate bekannt sind, lässt die Grossbank Risiko-Chefin Lara Warner mit einem verwirrenden Dementi vor.
Publiziert: 29.09.2019 um 23:09 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2020 um 10:33 Uhr
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Credit-Suisse-Geschäftsleitungsmitglied Lara Warner äussert sich überraschend zur Khan-Affäre.
Foto: www.bolzern.tv
Claudia Gnehm

Über eine Woche lang schwieg die Credit Suisse eisern zur Beschattungsaffäre um Ex-Mitarbeiter Iqbal Khan (43). Es gab einzig ein dürres Communiqué, und bei Anfragen vertröstet die Grossbank auf den diese Woche erwarteten Untersuchungsbericht. Die Fragen, die BLICK CS-Chef Urs Rohner vor Tagen stellte, sind noch immer unbeantwortet. Sogar die «Neue Zürcher Zeitung» kritisiert, dass «die CS just in einer Situation, in der die Nachfrage nach Informationen überbordet, die Luken dicht macht».

Aber plötzlich hält sich die Grossbank nicht mehr an ihr selbstauferlegtes Schweigegelübde. Am Wochenende meldete sich überraschend Risiko-Chefin Lara Warner (52). Sie wies in knappen Sätzen die Berichte zurück, wonach ein Machtkampf mit Tidjane Thiam (57) zum Clash mit Khan geführt habe. «Als Chief Risk Officer kann ich bestätigen, dass Herr Thiam den Einflussbereich der Sparte International Wealth Management in keiner Weise eingeschränkt hat», sagte Warner in der «NZZ am Sonntag».

Unklares Dementi

Es war Khan, der die Sparte Internationale Vermögensverwaltung bis zu seinem Abgang im Juli geleitet hatte. Aus seiner Sicht war es ein Fehler, dass just die lukrative Vermögensverwaltung in Asien aus seiner Sparte ausgeklammert und direkt Asienkenner Thiam unterstellt war.

Offenbar wollte der Aufsteiger sein goldenes Händchen auch bei den Vermögenden in Asien anlegen. «Gebt mir Asien – oder ich bin weg!», soll Khan gefordert haben, wie BLICK aus zuverlässiger Quelle erfuhr.

Der Bericht über Khans Asien-Anspruch brachte die Credit-Suisse-Führung offenbar in Rage. Mitten in der Schweigephase teilte CS-Geschäftsleitungsmitglied Warner der «NZZ am Sonntag» mit: «Nach meinem Wissen kann ich Gerüchte, wonach Herr Khan das Asiengeschäft unter Kontrolle seiner eigenen Division bringen wollte, klar dementieren.» Mit der Formulierung «nach meinem Wissen» relativierte sie allerdings das Dementi – klar ist damit weiterhin nichts.

Laut CS ein offizielles Statement

Wieso brach ausgerechnet jene Frau, die Thiam bei seinem Antritt 2015 als «Rising Star» bezeichnete – als aufgehenden Stern –, das Schweigen der Credit Suisse? Hat Warner ohne Absprache ihre persönliche Meinung kundgetan?

Nein, sie habe die Aussagen koordiniert mit ihm gemacht, sagt Adam Gishen (44), CS-Kommunikationschef und einer von Thiams Vertrauten, auf Anfrage von BLICK. Gishen zeigt sich genervt wegen der Berichte über einen Machtkampf zwischen Thiam und Khan.

Damit bleibt offen, was Khans Abgang wirklich ausgelöst hat. Das will Gishen nicht ausführen. War es ein Fehlverhalten Khans? Hat ihn Thiam rausgeekelt, weil er zu mächtig wurde? Oder war es doch nur ein persönliches Zerwürfnis wegen des Nachbarschaftsstreits zwischen Khan und Boss Thiam?

UBS gibt sich cool

Die von Thiam hochgelobte Lara Warner war bei dessen Antritt 2015 Compliance-Chefin. Letzten Frühling wurde die Amerikanerin mit australischen Wurzeln zum Chief Risk Officer gekürt, eine heikle und einflussreiche Schlüsselposition im Banking. Seit dieser Rochade habe Warner bei den internen Wetten Khan als Kronfavoriten für den CEO-Posten abgelöst, wenn Thiam dereinst abtritt, schrieb die «Bilanz» im Sommer. Khan ist jetzt weg, und Warner hat sich mit ihrer überraschenden Wortmeldung auch in der Öffentlichkeit in Erinnerung gerufen.

Vom weiterhin ungeklärten CS-Skandal unbeeindruckt zeigt sich Konkurrentin UBS. Ein Sprecher bestätigte gestern: Khan fange wie geplant morgen Dienstag bei ihr an.

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