Beim Frauenanteil in Chefetagen fällt die Schweiz international zurück
Ohne Quote geht nichts

Lichtblick am Tag der Frau. Der Anteil Frauen in den Führungsetagen der grössten Schweizer Firmen nimmt wieder leicht zu. Gemäss Personal-Experte Guido Schilling müssen sich Firmen Quotenziele setzen, wenn sie Resultate erzielen wollen.
Publiziert: 08.03.2019 um 02:56 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2019 um 09:46 Uhr
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«Ich plädiere dafür, jeden freien Verwaltungsratssitz mit einer Frau zu besetzen», sagt Guido Schilling von der gleichnamigen Kadervermittlungsfirma aus Zürich.
Foto: zVg
Claudia Gnehm
Claudia GnehmStellvertretende Wirtschaftschefin

Nur drei Frauen stehen derzeit an der operativen Spitze der 117 grössten Schweizer Unternehmen: BKW-Chefin Suzanne Thoma, Philomena Colatrella, Leiterin der Krankenkasse CSS, und Magdalena Martullo-Blocher, Chefin der Ems-Gruppe. Vor einem Jahr befanden sich noch Jasmine Staiblin beim Stromkonzern Alpiq und Susanne Ruoff bei der Post in diesem illustren Kreis. Am heutigen Frauentag gibt es bezüglich Frauen in Top-Positionen der Wirtschaft keinen Grund zur Euphorie. Aber immerhin zur Hoffnung.

Denn nach einem Rückgang im Vorjahr ist der Anteil von Frauen in den Geschäftsleitungen dieser Unternehmen um zwei Prozentpunkte auf den Höchststand von neun Prozent gestiegen. Konkret hat sich die Zahl der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder letztes Jahr von 63 auf 75 Frauen erhöht. Total haben die Firmen im Fokus 875 Geschäftsleitungsmitglieder.

In jeder zweiten Geschäftsleitung gibt es keine Frau

Erhoben hat diese Daten die Kadervermittlungs-Firma Guido Schilling. Chef Schilling räumt aber ein: «Wenn es mit der Ernennung von Frauen in Geschäftsleitungen so langsam weitergeht, erreichen wir bis 2022 lediglich einen Frauenanteil von zwölf Prozent.»

Ernüchternd: Immer noch fehlen in über der Hälfte der Geschäftsleitungen Frauen ganz. Nur 18 Prozent der offenen Geschäftsleitungspositionen wurden letztes Jahr mit Frauen besetzt. Schilling betont: «Es reicht nicht, wenn Unternehmen mehr Frauen einstellen, sie müssen sie auch behalten können.» Letztes Jahr schieden 14 Frauen aus den Teppichetagen aus. Bedeutend sei es zudem, genügend Frauen im mittleren und unteren Management aufzubauen, die dann intern befördert werden könnten.

Schweiz fällt zurück

Kleine Fortschritte gibt es auch in den Verwaltungsräten. Mit einem Frauenanteil von 21 Prozent (Vorjahr: 19 Prozent) wurde erstmals die 20-Prozent-Marke geknackt. Doch geht es laut Schilling auch hier zu langsam vorwärts. «Wir müssen einen grösseren Effort leisten», fordert er. Setze sich der bisherige Trend fort, würde bis 2022 nur ein 27-Prozent-Anteil erreicht. «Ich plädiere dafür, jeden freien Verwaltungsratssitz mit einer Frau zu besetzen», fügt Schilling hinzu. Er erinnert an die in der Aktienrevision vorgesehene 30-Prozent-Quote für Verwaltungsräte. 

Obwohl die Schweiz im Europa-Vergleich in den letzten zwölf Monaten um einen Rang auf den drittletzten Platz zurückgefallen ist, ist Schilling gegen eine gesetzliche Frauenquote, wie sie Deutschland und Frankreich haben.

Appell zu freiwilligen Quoten

Als Vorbild sieht er Grossbritannien, wo Firmen mit einer freiwilligen Quote innert sieben Jahren den Frauenanteil in Verwaltungsräten von 12 auf 30 Prozent erhöhten. Er ermuntert die Firmen: «Ein zeitgemäss aufgestelltes Unternehmen hat auf allen Stufen Ziele für Frauenanteile», sagt er dem BLICK.

Dass nur klare Quoten die männerdominierten Teppichetagen aufbrechen können, davon sind immer mehr Firmen überzeugt. Anlässlich des Frauentags exponieren sich 100 Unternehmensleitende mit konkreten Quotenzielen und Fördermassnahmen. «Während der nächsten drei Jahre wollen wir den Frauenanteil auf allen Führungsstufen auf ein Drittel heben», sagt etwa Swisscard-Leiterin Florence Schnydrig Moser gegenüber dem Unternehmens-Netzwerk Advance.

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