BaZ-Chefredaktor Markus Somm wird nach dem Verkauf abtreten
«Das neue Jobprofil in Basel passt nicht zu mir»

Am Mittwochmorgen platzte die Bombe: Die Basler Zeitung wird an Tamedia verkauft. Chefredaktor, Verleger und Mitbesitzer Markus Somm (53) spricht mit BLICK über die Übernahme – und zieht Bilanz.
Publiziert: 18.04.2018 um 20:15 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:35 Uhr
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Markus Somm wird am 30. August 2010 zum Chefredaktor der Basler Zeitung ernannt.
Foto: Keystone
Nicolas Lurati

Markus Somm, sind Sie enttäuscht, dass die Basler Zeitung an Tamedia verkauft wird?
Markus Somm: Nein, keineswegs. Ich bin zufrieden. Es ist der richtige Entscheid.

Wieso?
Aus wirtschaftlicher Sicht ist es der korrekte Zeitpunkt. Ich stehe hinter diesem Entscheid. Und ich war ja als Mitbesitzer der Zeitungshaus AG an der Entscheidungsfindung und am Entscheid mitbeteiligt.

Wie geht es mit Ihnen weiter?
Im Sommer dürfte die Übernahme vollzogen werden. Ab diesem Zeitpunkt bleibe ich noch ein halbes Jahr Chefredaktor.

Warum nur ein halbes Jahr?
Ich plane anschliessend eine Auszeit. Nach dieser Auszeit werde ich als Autor für Tamedia schreiben.

Haben Sie keine Lust auf einen Posten als Chefredaktor einer Zürcher BaZ oder Tamedia-BaZ?
Nein. Acht Jahre Chefredaktor sind genug. Das neue Jobprofil in Basel passt nicht zu mir. Es ist ein guter Zeitpunkt, etwas anderes zu tun.

Also ist es Zeit, Bilanz zu ziehen.
Das Fazit meiner BaZ-Zeit fällt aus meiner Sicht positiv aus. Es war mein Ziel, möglichst alle Meinungen abzubilden und auszuhalten. Das ist gelungen: Wir brachten eine Meinungsvielfalt und einen internen Pluralismus in der Redaktion zustande, wie es ihn sonst in der Schweiz wohl nicht gibt. Das haben wir erreicht – dank einer sehr guten, leidenschaftlichen und professionellen Redaktion. Blattmacherisch hat die BaZ schweizweit eines der höchsten Niveaus realisiert. Bei uns schreiben ein paar der besten Autoren dieses Landes.

Dennoch sind die Auflagen unter Ihrer Ägide eingebrochen.
Das hat wenig mit unserer publizistischen Ausrichtung zu tun. Solche Einbrüche erlitten so gut wie alle Zeitungen – auch der BLICK. Der Strukturwandel in den Medien setzt den Print unter Druck, die Leser bevorzugen das Digitale, wo wir alle aber nach wie vor zu wenig verdienen, um eine gute Redaktion zu finanzieren. Hätte ich die Basler Zeitung gleich langweilig weitergeführt, wie sie es vor meiner Zeit war, wäre die wirtschaftliche Situation heute nicht besser.

Etwas haben Sie erreicht: Obwohl die Leserzahlen stark sanken, sprach man weiter von der BaZ – und auch von Markus Somm.
Das war mein Ziel: Anecken. Zeitungsmachen ist ein auch ein emotionales Geschäft. Wer als Zeitung die Menschen nicht ab und zu vor den Kopf stösst, begeistert sie auch nie. Den Menschen den täglichen Gesprächsstoff liefern, interessieren, kritisch gegen alle Seiten sein – auch gegen jene, die einem vermeintlich nahestehen. Das haben wir geschafft, darauf bin ich stolz. Der BLICK, der Tagi und die NZZ haben in dieser Hinsicht noch grossen Nachholbedarf. Das sind riesige, langsame, graue Tanker. Die BaZ hingegen liess niemanden kalt. Man liebt uns, man hasst uns, man liest uns. Damit haben wir geworben, – das haben wir eingehalten.

Einspruch: Wir polarisieren sehr wohl.
Nein, nicht wirklich. Noch schlimmer sind aber die lokalen Zeitungen. Die trauen sich in ihrer Berichterstattung über die lokale Politik praktisch nichts zu. Wir haben die einzige Lokalredaktion, die die lokale Politik unter Dauerdruck setzt. Zum Teil liegt dieser Mangel an einer einseitigen Personalpolitik: In den meisten Redaktionen in den Städten sitzen Journalisten, die genauso denken wie die eigene rot-grüne Regierung. Das merkt man. Das schadet der Spannkraft.

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