Urs Rohner (57) zittert. Nicht das kühle Aprilwetter macht dem Präsidenten der Credit Suisse (CS) zu schaffen, sondern Norweger, Araber und US-Amerikaner. Die mächtigen Anteilseigner haben nämlich bereits im Vorfeld der Generalversammlung vom kommenden Freitag gezeigt, wer bei der Grossbank wirklich am Drücker sitzt.
Empfahl der Verwaltungsrat noch im März, die Vergütung der CS-Spitze am Aktionärstreffen durchzuwinken, gab er am Gründonnerstag in einer mitternächtlichen Mitteilung klein bei: 40 Prozent weniger Bonus für CEO Tid-jane Thiam (54) und seine Kollegen. Der Verwaltungsrat selbst verzichtet auf eine Erhöhung seiner Gesamtvergütung für 2017.
Auch Ethos findet: Rohner muss weg
Präsident und CEO seien mit bedeutenden Aktionären laufend im Gespräch und handelten, «wenn dies angezeigt ist», so ein CS-Sprecher. Kurz: Die Mächtigen hinter der CS haben deutlich gemacht, wie wenig sie von den Boni hielten – besonders angesichts eines zweiten Milliardenverlustes in Folge.
Brancheninsider machen Urs Rohner für die Verluste und den schwankenden Kurs der CS-Aktie verantwortlich. Der Jurist und Filmliebhaber sei als Nichtbanker der Falsche für die Spitze der zweitgrössten Schweizer Bank.
Auch die Anlagestiftung Ethos findet: Rohner muss weg. Ihren Abstimmungsempfehlungen folgen bis zu drei Prozent der Aktionäre, dem Stimmrechtsberater Glass Lewis bis zu zehn. Die Reduktion der Boni sei «too little, too late», urteilte das US-amerikanische Unternehmen: «Zu wenig, zu spät.» Rohner hofft, dass es für ihn nicht zu spät ist.
Der CS-Präsident setzt auf das Wohlwollen der fünf Grossaktionäre. Zusammen halten sie ein Viertel der Stimmrechte. Wer aber sind diese fünf Mächtigen? SonntagsBlick stellt sie auf der Seite nebenan vor. Von ihren Voten hängen Rohners Wiederwahl und alle übrigen Traktanden ab.
Norwegischer Staatsfonds
Für die CS warfen die Norweger ihre Grundsätze über Bord. «Gemäss unserem Regelwerk kommentieren wir keine einzelnen Investments», beschied der staatliche Pensionsfonds eine SonntagsBlick-Anfrage Anfang April. Zehn Tage später erklärte der Fonds, der knapp fünf Prozent der CS-Aktien hält, man habe Gespräche mit dem CS-Präsidenten geführt. «Auf dieser Grundlage» könne man «jetzt» den Abstimmungs- empfehlungen des VR zur Vergütung folgen. Jetzt. Das bedeutet: davor nicht. Wäre Rohner nicht eingeknickt, hätten die Wikinger am kommenden Freitag wohl gemeutert. Kein Wunder. Denn der weltgrösste Staatsfonds schaut seit 2016 vermehrt auf die Bezahlung der Geschäftsleitungen der gut 9000 Firmen, in denen seine norwegischen Kronen stecken. Umgerechnet 914 Milliarden Franken sind es. Seit das Land in den 60ern auf Ölfelder im Meer stiess, fliessen die Petro-Kronen in den Fonds. Für die Zeit nach dem Öl.
Blackrock
Gut fünf Billionen Franken managt Blackrock und ist damit weltweit Nummer eins der Fondsgesellschaften. Mit 3,01 Prozent der Stimmrechte ist der US-Vermögensverwalter der kleinste CS-Grossaktionär. Stellvertretender Vorsitzender ist Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand (53). 2015 sagte er, «dass man nicht immer auf das Gejammer der Bankenvertreter hören sollte». Deren Klagen finden sich auch im CS-Geschäftsbericht, wo CEO Tidjane Thiam von «schwierigsten Marktbedingungen» und «extremen Volatilitäten» spricht. An Thiams Ex-Arbeitgeber Prudential und Hunderte anderer -Firmen schickte Blackrock im Januar ein E-Mail: Man erwarte eine starke Begründung signifikanter Lohnzuwächse in Konzernleitungen. Zeitgleich erliess Blackrock neue Vergütungsrichtlinien.
Harris Associates
Auf Harris Associates ist bei der CS-Generalversammlung Verlass. Noch bevor die Bankspitze umschwenkte und einen Bonus-schnitt bekannt gab, erklärte der US-Investor, man werde allen Abstim-mungsempfehlungen des Verwaltungsrats folgen. Nicht einmal an der ursprünglich geplanten Vergütung hatten Harris Associates etwas auszusetzen. Bestimmen wollen sie aber: Sie bauten ihren Stimmanteil auf fast 5,2 Prozent aus und besetzen damit die zweitmächtigste Position in der Aktionärsriege. Chef-Investor David Herro (56) mahnte CEO Thiam unter anderem zu einem milderen Ton gegenüber den CS-Ange-stellten. Zufrieden dürften Harris Associates nicht sein. Herro sagte vor einem Jahr, er sehe keinen Grund, warum die CS-Aktie nur 13 Franken wert sein sollte. Zuletzt notierte sie mit 14,43 nicht viel höher.
Katarischer Staatsfonds
Brancheninsider munkeln bereits, dass sich die absolutistische Monarchie am Persischen Golf gegenüber der CS zu absolut nichts mehr verpflichtet fühlt. Bisher hatte das Emirat Katar, das über eine Holding seines Staatsfonds fast fünf Prozent der Stimmrechte besitzt, einen Vertreter im Verwaltungsrat. Doch nach sieben Jahren stellt sich Jassim Bin Hamad Bin Jassim Jabor al-Thani (34), Vertreter der Königsfamilie, nun nicht zur Wiederwahl. Die Katarer waren lange ein sicherer Rückhalt für die CS-Führung. Wenden sie sich nun ab? SonntagsBlick-Anfragen lässt das Emirat unbeantwortet. Fest steht: Die Katarer steigen auch aus langfristigen Engagements ziemlich schnell aus. Ein Beispiel: Nach sieben Jahren verkauft das Emirat nun 40 Prozent seiner Anteile an der brasilianischen Banco Santander.
Olayan Group
Die saudische Olayan-Gruppe ist die mächtigste Aktionärin der CS. Das Konglomerat, dessen Investments von Fast Food bis zu Windeln reichen, hält rund 5,4 Prozent der Stimmrechte. Vorsitzender ist ein Mann. Die Lenkerin des Imperiums aber, so munkelt man, ist Lubna Olayan (61). Bisher liess sie die CS-Führungsriege gewähren. Doch brachte Frau Olayan Präsident Rohner zum Einknicken? Die ehemalige Analystin einer Investmentbank weiss zumindest, wie es in einer Bank laufen sollte. Und: «Sie ist eine starke Frau», wie die St. Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter (53) sagt. 2016 traf sie Olayan zusammen mit SVP-Nationalrat Thomas Aeschi (38) auf einer Delegationsreise. Laut Keller-Sutter ist Olayan nicht nur stolz, saudisch zu sein: «Man könnte sagen, sie ist ein Fan der Schweiz.»
Norwegischer Staatsfonds
Für die CS warfen die Norweger ihre Grundsätze über Bord. «Gemäss unserem Regelwerk kommentieren wir keine einzelnen Investments», beschied der staatliche Pensionsfonds eine SonntagsBlick-Anfrage Anfang April. Zehn Tage später erklärte der Fonds, der knapp fünf Prozent der CS-Aktien hält, man habe Gespräche mit dem CS-Präsidenten geführt. «Auf dieser Grundlage» könne man «jetzt» den Abstimmungs- empfehlungen des VR zur Vergütung folgen. Jetzt. Das bedeutet: davor nicht. Wäre Rohner nicht eingeknickt, hätten die Wikinger am kommenden Freitag wohl gemeutert. Kein Wunder. Denn der weltgrösste Staatsfonds schaut seit 2016 vermehrt auf die Bezahlung der Geschäftsleitungen der gut 9000 Firmen, in denen seine norwegischen Kronen stecken. Umgerechnet 914 Milliarden Franken sind es. Seit das Land in den 60ern auf Ölfelder im Meer stiess, fliessen die Petro-Kronen in den Fonds. Für die Zeit nach dem Öl.
Blackrock
Gut fünf Billionen Franken managt Blackrock und ist damit weltweit Nummer eins der Fondsgesellschaften. Mit 3,01 Prozent der Stimmrechte ist der US-Vermögensverwalter der kleinste CS-Grossaktionär. Stellvertretender Vorsitzender ist Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand (53). 2015 sagte er, «dass man nicht immer auf das Gejammer der Bankenvertreter hören sollte». Deren Klagen finden sich auch im CS-Geschäftsbericht, wo CEO Tidjane Thiam von «schwierigsten Marktbedingungen» und «extremen Volatilitäten» spricht. An Thiams Ex-Arbeitgeber Prudential und Hunderte anderer -Firmen schickte Blackrock im Januar ein E-Mail: Man erwarte eine starke Begründung signifikanter Lohnzuwächse in Konzernleitungen. Zeitgleich erliess Blackrock neue Vergütungsrichtlinien.
Harris Associates
Auf Harris Associates ist bei der CS-Generalversammlung Verlass. Noch bevor die Bankspitze umschwenkte und einen Bonus-schnitt bekannt gab, erklärte der US-Investor, man werde allen Abstim-mungsempfehlungen des Verwaltungsrats folgen. Nicht einmal an der ursprünglich geplanten Vergütung hatten Harris Associates etwas auszusetzen. Bestimmen wollen sie aber: Sie bauten ihren Stimmanteil auf fast 5,2 Prozent aus und besetzen damit die zweitmächtigste Position in der Aktionärsriege. Chef-Investor David Herro (56) mahnte CEO Thiam unter anderem zu einem milderen Ton gegenüber den CS-Ange-stellten. Zufrieden dürften Harris Associates nicht sein. Herro sagte vor einem Jahr, er sehe keinen Grund, warum die CS-Aktie nur 13 Franken wert sein sollte. Zuletzt notierte sie mit 14,43 nicht viel höher.
Katarischer Staatsfonds
Brancheninsider munkeln bereits, dass sich die absolutistische Monarchie am Persischen Golf gegenüber der CS zu absolut nichts mehr verpflichtet fühlt. Bisher hatte das Emirat Katar, das über eine Holding seines Staatsfonds fast fünf Prozent der Stimmrechte besitzt, einen Vertreter im Verwaltungsrat. Doch nach sieben Jahren stellt sich Jassim Bin Hamad Bin Jassim Jabor al-Thani (34), Vertreter der Königsfamilie, nun nicht zur Wiederwahl. Die Katarer waren lange ein sicherer Rückhalt für die CS-Führung. Wenden sie sich nun ab? SonntagsBlick-Anfragen lässt das Emirat unbeantwortet. Fest steht: Die Katarer steigen auch aus langfristigen Engagements ziemlich schnell aus. Ein Beispiel: Nach sieben Jahren verkauft das Emirat nun 40 Prozent seiner Anteile an der brasilianischen Banco Santander.
Olayan Group
Die saudische Olayan-Gruppe ist die mächtigste Aktionärin der CS. Das Konglomerat, dessen Investments von Fast Food bis zu Windeln reichen, hält rund 5,4 Prozent der Stimmrechte. Vorsitzender ist ein Mann. Die Lenkerin des Imperiums aber, so munkelt man, ist Lubna Olayan (61). Bisher liess sie die CS-Führungsriege gewähren. Doch brachte Frau Olayan Präsident Rohner zum Einknicken? Die ehemalige Analystin einer Investmentbank weiss zumindest, wie es in einer Bank laufen sollte. Und: «Sie ist eine starke Frau», wie die St. Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter (53) sagt. 2016 traf sie Olayan zusammen mit SVP-Nationalrat Thomas Aeschi (38) auf einer Delegationsreise. Laut Keller-Sutter ist Olayan nicht nur stolz, saudisch zu sein: «Man könnte sagen, sie ist ein Fan der Schweiz.»