Über 1000 Angestellte müssen laut Gewerkschaft um ihre Stelle bangen
Postfinance streicht 500 Jobs

Der Stellenabbau bei der Postfinance geht weiter. Nachdem die Bank 2017 bereits 40 Stellen gestrichen hat, folgt nun die Hiobsbotschaft. Bis 2020 baut der gelbe Riese 500 Stellen ab. 1000 Angestellte müssen um ihre Stelle bangen.
Publiziert: 05.06.2018 um 10:16 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:13 Uhr
Postfinance-Chef Hansruedi Köng will angesichts sinkender Gewinnmargen bis zu 500 Stellen bis 2020 abbauen.
Foto: MARCEL BIERI
Sven Zaugg

Die Postfinance streicht bis zu 500 Vollzeitstellen bis Ende 2020. Die Finanztochter der Post begründet diesen drastischen Schritt am Dienstag mit der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen. Gleichzeitig werde die Beratung von Privat- und Geschäftskunden neu ausgerichtet und nicht näher genannte Geschäftstätigkeiten würden ausgelagert.

Rund zwei Drittel des Abbaus soll den Angaben zufolge über natürliche Fluktuationen aufgefangen werden. Der geplante Stellenabbau mache in verschiedenen Bereichen ein Konsultationsverfahren nötig. Die Geschäftsleitung der Postfinance werde die in diesem Zusammenhang eingereichten Vorschläge prüfen. Im August wird endgültig darüber entschieden, ob und in welchem Ausmass die heute beabsichtigten Massnahmen umgesetzt werden.

Betroffen sind laut Gewerkschaft Syndicom Angestellte, die Geschäftskunden individuell betreuen und qualitativ hohe Beratungsdienstleistungen bieten – und Sachbearbeiter. «Das Management hat es offenbar nicht geschafft, Postfinance im Geschäftskundenbereich attraktiv genug zu positionieren», kritisiert die Gewerkschaft in einem Communiqué. Zudem habe es die Bank verpasst, die Angestellten rechtzeitig im Rahmen der Digitalisierung auf künftige Aufgaben vorzubereiten.

1000 Angestellte bangen um ihre Jobs

Gemäss Syndicom müssen im Rahmen des sogenannten Abbauprojekts «Victoria» über 1000 Mitarbeiter der Bank um ihre Stelle bangen. Syndicom verurteilt den Abbau und fordert die Geschäftsleitung auf, «in den Verhandlungen zu den begleiteten Massnahmen ihre soziale Verantwortung zu übernehmen».

Der massive Stellenabbau kommt nicht von ungefähr: Das Finanzinstitut hat in den ersten drei Monaten 2018 lediglich ein Betriebsergebnis von 96 Millionen Franken erwirtschaftet. Das sind 140 Millionen Franken weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit darf Postfinance-Chef Hansruedi Köng (51) nicht zufrieden sein.

Bereits 2017 hat die Postfinance 40 Vollzeitstellen gestrichen. Auch damals begründete die Bank den Abbau mit der zunehmenden Automatisierung. Das zeige, dass die Bank die Chancen der Automatisierung nicht antizipiert habe. Weiter kritisiert die Gewerkschaft das Verhalten der Postfinance-Spitze. «Statt umfassend zu kommunizieren, spielt Postfinance mit den Gewerkschaften ein Katz- und Mausspiel.» Und speise betroffene Mitarbeiter mit Halbinformationen ab.

Tiefe Margen

Die Postfinance bewege sich in einem «äusserst anspruchsvollen Marktumfeld», teilt die Posttochter mit. «Die digitale Revolution im Banking schreitet rasant voran. Dadurch verändert sich das Kundenverhalten, und neue Mitbewerber aus anderen Branchen und Ländern dringen in die Bereiche Zahlungsverkehr und Retailbanking vor.» Gleichzeitig beklagt Postfinance das Wegbrechen der Margen in der aktuellen Negativzinsphase, insbesondere wegen des Kredit- und Hypothekenvergabeverbots. Das führe zu Ertragsrückgängen im Zinsgeschäft. 

Die Postfinance hält aus politischen Gründen nur eine limmitierte Banklizenz. Sie darf selbstständig keine Hypotheken und Firmenkredite vergeben und muss mit Partnerinstituten zusammenarbeiten. Postfinance-Chef Köng macht keinen Hehl daraus, dass er die «richtige» Bankenlizenz anstrebt. Das Kreditverbot gefährde «die Profitabilität und Rentabilität substanziell», warnt Köng seit langem.

Die Gewerkschaft kann Köngs Aussagen nicht viel abgewinnen, im Gegenteil: «In der Öffentlichkeit jammert die Postfinance-Führung über äussere Umstände wie die Einschränkung, die im Hypothekargeschäft besteht. Das zeigt, dass offenbar die falschen Personen in der Führung sitzen».» Diese Einschränkung bestehe seit eh und je und es sei politisch undenkbar, dass sich an diesem Umstand etwas ändern werde, so die Syndicom weiter. «Wer sich damit nicht arrangieren kann, ist fehl am Platz.»

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