Medikamente sind in der Schweiz teilweise massiv teurer als im Ausland. Zu diesem Schluss kommen der Krankenkassenverband Santésuisse und der Branchenverband Interpharma. Sie haben einen Preisvergleich mit Pillen und Arzneien in europäischen Ländern durchgeführt.
Bei den teuren patentgeschützten Originalpräparaten nimmt die Preisdifferenz zwar ab, sie liegt nur noch bei 7,1 Prozent. Das heisst aber immer noch: Pro Jahr bezahlen Schweizerinnen und Schweizer 200 Millionen Franken zu viel für Originalmedikamente.
Im Ausland gekaufte Medikamente vergüten
Beat Niederhauser (47), stellvertretender Preisüberwacher, glaubt gar, dass der Preisunterschied noch grösser ist als in der Studie ausgewiesen: «Auch weil die im Ausland häufig gewährten geheimen Rabatte offenbar nicht berücksichtigt wurden, zeigt die Erhebung ein weiteres Mal, dass wir in der Schweiz nach wie vor viel zu viel für Medikamente bezahlen.»
Sein Rezept gegen die hohen Schweizer Preise: «Auch im Ausland günstiger eingekaufte Medikamente sollen endlich durch die Krankenkasse vergütet werden.» Zudem fordert der Preisüberwacher schon seit langem eine Senkung der Vertriebsmarge bei Medikamenten.
Apotheker wehren sich
Diese Senkung ergäbe gemäss Santésuisse ein zusätzliches Sparpotenzial von rund 330 Millionen Franken. Dagegen laufen die Apotheker Sturm, warnen gar vor einem Apothekensterben.
Die grosse Hoffnung, um die rund 7 Milliarden Franken Medikamentenkosten in der Grundversicherung zu senken, wären die Generika. Das Problem: Die Nachahmer-Medis sind in der Schweiz nach wie vor fast doppelt so teuer wie im Ausland. «Bei Generika liesse sich noch viel mehr sparen», sagt Santésuisse-Direktorin Verena Nold (56). «Weil der Generika-Anteil mit 23 Prozent tief ist und die Preise im Vergleich zum Ausland doppelt so hoch sind, könnten wir mehrere Hundert Millionen Franken sparen – ohne Qualitätsverlust.»
Mehr Generika verkaufen, das fordert Axel Müller (62) vom Branchenverband Intergenerika. «Wir möchten, dass Generika konsequent dort eingesetzt werden, wo es diese Alternativen gibt», sagt Müller. Seine Erklärung für die grossen Preisunterschiede: «Im Ausland hergestellte Produkte müssen von Swissmedic zugelassen und speziell für die Schweiz verpackt werden.» Auch verteuerten die kleinen Produktionsmengen für den kleinen Markt Schweiz die Generika.
Hoffnung Referenzpreissystem
Das Rezept gegen teure Generika: Santésuisse möchte auch in der Schweiz das sogenannte Referenzpreissystem einführen, das sich in vielen anderen Ländern bewährt hat. Das heisst, es wird nur noch das günstigste Generikum von der Krankenkasse bezahlt.
Ein Beispiel: Das teure Schmerzmittel Dafalgan würde von der Krankenkasse nicht mehr vergütet, nur noch das günstigste Produkt mit dem identischen Wirkstoff Paracetamol. Spareffekt gemäss Santésuisse: über 20 Millionen Franken.