Alles wird teurer – das war einmal. Seit der Finanzkrise kämpfen die Notenbanken gegen fallende Preise. Diese sind Gift für die Wirtschaft, weil Investitionen dann hinausgeschoben werden. Die Wende ist nicht in Sicht. 2015 sinken die Preise in vielen Bereichen, wie eine Umfrage von BLICK zeigt:
Wohnen: Der Referenzzinssatz dürfte im Juni von 2,0 auf 1,75 Prozent sinken. «Im Herbst könnten die Mieten nochmals fallen», sagt Michael Töngi vom Mieterverband. Dank der tiefen Zinsen ist Kaufen heute oft billiger als Mieten. Wer die Eigenkapitalvorschriften der Banken erfüllt, profitiert derzeit von rekordtiefen Hypozinsen. Durch die Negativzinsen der SNB dürften diese auf absehbare Zeit tief bleiben. Doppelt profitieren Immobilienbesitzer mit Ölheizung: Die Preise für Heizöl bleiben im ersten Quartal tief. Die Strompreise steigen 2015 im Schnitt um 5 Prozent.
Mobilität: Autofahrer kommen gut weg. Solange das Öl billig bleibt, ist auch der Sprit billig. Der ÖV wird hingegen teurer: Durch den Lötschberg kostet der PW-Transport mit 27 Franken neu fünf Franken mehr. Generalabonnemente, die normalen Tageskarten und auch viele Einzelbillette wurden mit dem Fahrplanwechsel im Schnitt 2,3 Prozent teurer. Die SBB werden nächsten Dezember wohl erneut aufschlagen. Fliegen könnte billiger sein, wenn Airlines die Kerosinzuschläge senken würden.
Reisen/Freizeit: Die Preise für Badeferien im Mittelmeerraum bleiben stabil, Fernreisen werden dafür billiger. Hotelplan und Kuoni sprechen von Preisrückgängen um 5 Prozent. Der gestiegene Dollar-Kurs verteuert Shopping in den USA. Reiseveranstalter Tui rät Kunden, früh zu buchen. Hierzulande steigt der Kafi in der Beiz auf gegen 4.20 Franken im Schnitt, an der Olma schlägt die St. Galler Bratwurst um 50 Rappen auf 7.50 Franken auf.
Konsum: Die Grossverteiler belassen es wohl bei punktuellen Preissenkungen. Tiefer in die Tasche greifen Konsumenten aber sicher bei Brot (5 Prozent). Ernteausfälle lassen die Preise für Olivenöl und Nüsse explodieren. Teurer werden auch Schweizer Honig, Schoggi und andere Kakao-Produkte. Zigaretten und Alkohol belasten das Budget ebenfalls stärker. Dagegen dürfen Kleidung, Schuhe und Elektronik noch etwas billiger werden – aufgrund von Aktionen und Lagerbereinigungen.
Telekom: Im Markt von Handy-, Telefon- und TV-Kunden ist generell kein Preisrutsch zu erwarten, sagt Comparis-Experte Ralf Beyeler. Schweizer Kunden gelten als wenig wechselfreudig. «Beim Digital-TV erwarte ich aber weitere Senkungen», sagt Oliver Zadori vom Vergleichsdienst Dschungelkompass.ch. Beim Internet dürfte es mehr Speed zum gleichen Preis geben. Und die Roamingtarife für die Handynutzung im Ausland fallen.
Gesundheit: Ab Neujahr steigen die Prämien der Grundversicherung. Die Krankenkassen schlagen im Schnitt um 4 Prozent auf. Je nach Kassen kann der Anstieg höher ausfallen.
Versicherungen/Gebühren: Die Prämie für die Hausratsversicherung bleibt im neuen Jahr gleich oder steigt minim an, weil viele Versicherer sich an der Teuerung orientieren. Bei den Banken rechnet der Vergleichsdienst Moneyland.ch mit steigenden Gebühren bei Einzelprodukten, weil die Zinsen sinken. Die Gebühren für Kreditkarten sollen im neuen Jahr ebenfalls steigen.
Steuern/Renten: Elf Städte und städtische Gemeinden erhöhen ihre Steuern für das kommende Jahr, sechs senken ihre Steuern. Zum Schluss noch eine gute Nachricht für Rentner: AHV und Minimalrenten steigen um fünf Franken auf 1175 Franken monatlich, die Maximalrente wird um zehn Franken auf 2350 Franken erhöht.