Auch Schweizer Firmen machen mit
Die USA setzen das Schoggi-Stängeli auf Diät

Lebensmittelhersteller wollen weniger Kalorien in ihren Süssigkeiten. Das kommt in Bundesbern gut an. Doch es gibt auch skeptische Stimmen.
Publiziert: 12.05.2017 um 13:52 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:42 Uhr
Die Lebensmittelbranche will Süssigkeiten kalorienärmer machen.
Foto: EPA/Lawrence Looi
Michael Bolzli und Cinzia Venafro

Gestern haben sich mehrere Lebensmittelhersteller verpflichtet, die Kalorien von Süssigkeiten in den USA zu reduzieren. Mit dabei die Schweizer Giganten Nestlé und Lindt & Sprüngli. 

Im Visier hat die Branche einzeln abgepackte Produkte wie zum Beispiel Schoggiriegel. Von ihnen soll künftig die Hälfte mit weniger als 200 Kilokalorien pro Snack auskommen. Die Firmen wollen das Vorhaben in den nächsten fünf Jahren in den USA umsetzen, schreibt die Nachrichtenagentur «Reuters». 

Kleinere Verpackung

Wie wollen die Konzerne das erreichen? Der einfachste Weg wäre, die Verpackungen zu verkleinern. Dann sind auch weniger Kalorien drin. Meint es die Branche aber ernst, dann entwickelt sie gesündere Snacks. Wie es etwa der Mars-Konzern bereits tut. Dieser hat in den USA kürzlich Snickers Crisper lanciert – ein Riegel aus Puffreis. Der hat nur 100 Kilokalorien.

Zum Vergleich: Ein gewöhnliches Snickers (52 Gramm) hat 250 Kilokalorien. Und ein grosses Schoggistängeli von Cailler (46 Gramm) kommt gar auf 251 Kilokalorien. 

Braucht es diese Massnahmen also auch in der Schweiz? «Nestlé hat sich in der Schweiz dazu verpflichtet, den Gehalt von Zucker, Salz und gesättigten Fettsäuren in ihren Nahrungsmitteln und Getränken kontinuierlich zu reduzieren», sagt Sprecherin Nina Kruchten zu BLICK. «Bei den Produkten, die über 200 Kalorien liegen, arbeiten wir daran, deren Portionierbarkeit zu verbessern», sagt sie. Genauere Angaben macht sie nicht. 

«200 Kilokalorien sind relativ viel»

Bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung ist man wegen des freiwilligen Engagements der Industrie skeptisch: «Grundsätzlich hört sich das gut an», sagt Sprecherin Stéphanie Hochstrasser. «Doch es ist naheliegend, dass die Portionen verkleinert werden und der Konsument so vermutlich einfach mehr davon essen wird.» Und sowieso: «Auch 200 Kilokalorien einzig für eine Süssigkeit sind relativ viel für eine erwachsene Person.» 

In Bundesbern klingt es optimistischer. «Ich begrüsse die internationalen Bestrebungen sehr», sagt Gesundheitspolitikerin Edith Graf-Litscher (53), die für die SP im Nationalrat sitzt. Denn: «Konsumenten denken oft, dass sie sich etwas Gutes tun, wenn sie einen Müesli-Riegel essen. Dabei vertilgen sie eine Zuckerbombe!»

Romands geben Gas

Bundesrat Alain Berset hat sich den Kampf gegen die Kalorien auf die Fahne geschrieben: 2015 unterschrieb er gemeinsam mit Vertretern der Lebensmittelindustrie die «Erklärung von Mailand». Die hat das Ziel, den Zuckergehalt in Joghurts und Müesli bis Ende 2018 schrittweise zu reduzieren.

Und auch im Nationalrat tut sich was. Die Genfer SP-Abgeordnete Laurence Fehlmann Rielle (61) forderte in einer Interpellation eine Zuckersteuer, analog zur Tabaksteuer. Er blieb aber ohne Folgen, weil die Lebensmittelbranche selbst aktiv wurde.

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