Atomkraft
In einem Monat geht das Atomkraftwerk Mühleberg vom Netz

In einem Monat wird das Kernkraftwerk Mühleberg vor den Toren Berns nach 47 Jahren seinen Betrieb einstellen. Zwei Angestellte werden um 12.30 Uhr die beiden Knöpfe drücken, um die Anlage vom Netz zu nehmen. Danach erfolgt der mehrere Jahre dauernde Rückbau.
Publiziert: 20.11.2019 um 10:52 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2019 um 11:06 Uhr
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Das Atomkraftwerk Mühleberg an der Aare bei Bern (Archivbild).
Foto: ALESSANDRO DELLA BELLA

Mit dem AKW Mühleberg wird erstmals in der Schweiz ein Kernkraftwerk seinen Betrieb einstellen. Die Behörden und der Energiekonzern BKW leisten damit Pionierarbeit. Die Vorbereitungen seien auf Kurs, hiess es Anfang Woche bei der BKW.

Am Morgen des 20. Dezember wird die Leistung nach und nach reduziert, indem Steuerstäbe zwischen den Brennstoff gefahren werden. Um 12.30 Uhr ist es dann soweit: Im Kommandoraum werden manuell zwei Knöpfe gedrückt, um das AKW für immer abzuschalten.

Danach wird der Druck im Reaktor abgebaut. Innerhalb von sieben Stunden fällt die Reaktor-Wassertemperatur von 280 auf unter 100 Grad Celsius. Bis am 22. Dezember soll das Herunterfahren abgeschlossen sein.

Unmittelbar nach den Feiertagen, am 6. Januar 2020, sollen die Rückbauarbeiten beginnen. BKW-Chefin Suzanne Thoma war es ein grosses Anliegen, dass der Rückbau möglichst nahtlos an die Abschaltung anschliesst. Denn was die Kosten mancherorts im Ausland in die Höhe getrieben habe, sei die zeitliche Lücke zwischen Abschaltung und Beginn des Rückbaus, sagte Thoma Ende September.

Im Durchschnitt 200 BKW-eigene Leute und je nach Rückbauphase zusätzliche externe Fachkräfte werden bis 2030 mit dem Rückbau beschäftigt sein. Erst 2034 wird das Gelände wieder anderweitig genutzt werden können.

Die Kosten für den Rückbau belaufen sich gemäss aktuellen Zahlen auf 927 Millionen Franken. Dazu kommen Entsorgungskosten von 1,427 Milliarden Franken, vor allem ab 2040.

Mit der Abschaltung von Mühleberg reduziert sich die Stromproduktion der BKW um einen Viertel. Eine Versorgungslücke entstehe nicht, versichert die BKW. Ab 2020 stammen noch 22 Produzent der BKW-Stromproduktion aus dem Kanton Bern, 28 Prozent aus der restlichen Schweiz. Weitere 50 Prozent werden im europäischen Ausland produziert.

Im Jahr 1967 begann der Bau des AKW Mühlebergs, 1972 wurde der kommerzielle Betrieb aufgenommen. Damals galt Atomkraft landläufig als saubere Energie.

Gegen die Nutzung der Atomkraft formierte sich in der Schweiz seit den späten 1950-er Jahren eine pazifistische Antiatombewegung. Mit Demonstrationen, Mahnwachen und dem in den 1970-er und 80-er Jahren bekannten, gelben «Atomkraft? Nein danke"-Button verschaffte sich die Bewegung Gehör.

Es sollten aber noch zwei verheerende Reaktorunfälle in Tschernobyl 1986 und in Fukushima 2011 geschehen, bevor sich der Gedanke einer Energiewende politisch durchsetzen sollte.

Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima ordnete die Atomaufsichtsbehörde Ensi an, dass die Schweizer Kernkraftwerke bei der Sicherheit nachbessern müssen. So hätte die BKW etwa bis 2017 die Zuganker ersetzen sollen, welche den Kernmantel stabilisieren. Dieser weist seit längerem Risse auf. Auch wollte das Ensi - als Lehre nach Fukushima - eine zweite, von der Aare unabhängige Kühlung.

2013 kündigte die BKW an, den Betrieb des Kernkraftwerks Mühleberg aus wirtschaftlichen Gründen im Jahr 2019 einzustellen.

(SDA)

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