Arbeitslosigkeit und Konsumeinbruch
So hart trifft die Corona-Krise die USA

Industrieproduktion, Einzelhandel, Finanzsektor: Die Corona-Pandemie trifft wichtige Stützen der US-Wirtschaft mit voller Wucht. Angesichts neuer Konjunkturdaten warnen Experten vor einem «beispiellosen Absturz».
Publiziert: 16.04.2020 um 19:58 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2020 um 06:53 Uhr
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Die Suppenküchen verteilen ihr Essen teilweise an Bedürftige im Drive-in-Verfahren, um eine schnelle Abwicklung ohne Ansteckungsgefahr zu garantieren.
Foto: AFP
Franziska Scheven

Es wird immer klarer, dass die weltgrösste Volkswirtschaft USA mit hohem Tempo in eine schmerzhafte Rezession steuert. Die Corona-Pandemie trifft wichtige Stützen der US-Wirtschaft mit voller Wucht. Angesichts neuer Konjunkturdaten vom Mittwoch warnten Experten vor einem «beispiellosen Absturz». Betroffen sind vor allem Industrieproduktion, Einzelhandel und der Finanzsektor.

Die grossen US-Banken bereiten sich mit enormen Rückstellungen auf ein extremes Krisenszenario vor. An den Börsen gingen Anleger wieder in die Defensive.

So schlimm wie seit 1946 nicht mehr

Die US-Industrieproduktion ist im März so stark gefallen wie seit 1946 nicht mehr. Die Gesamtproduktion brach im Monatsvergleich um 5,4 Prozent ein, wie die US-Notenbank Fed in Washington mitteilte. Diese Entwicklung übertraf sogar die düstersten Prognosen der Ökonomen: Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang um 4,0 Prozent gerechnet.

Die nächste Hiobsbotschaft: Im Einzelhandel – einem der wichtigsten Stützpfeiler der US-Wirtschaft – gingen die Umsätze im März im historischen Rekordtempo von 8,7 Prozent zurück.

«Der in der zweiten Märzhälfte begonnene Lockdown in einer Reihe von Bundesstaaten frisst sich nun in das volkswirtschaftliche Datenmaterial hinein», sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die konsumfreudigen US-Bürger müssten eine Zwangspause einlegen. Auch wenn die Einkäufe in den kommenden Monaten wieder anziehen sollten, werde es kein rasches Zurück zu den altbekannten Werten geben, sagte Gitzel weiter. «Die wirtschaftlichen Unsicherheiten und eine höhere Sockelarbeitslosigkeit vermiest den Amerikanern noch längere Zeit das Shoppen.»

Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe steigen an

Letzte Woche beantragten laut dem US-Arbeitsamt 5,2 Millionen Amerikaner Arbeitslosenunterstützung. Das ist zwar weniger als die Woche davor, die mit 6,6 Millionen Anträgen zu Buche schlug, aber dennoch eine neue Rekordentwicklung. Insgesamt haben seit dem Ausruf des «nationalen Notstands» durch Präsident Donald Trump vor vier Wochen 22 Millionen Amerikaner um Unterstützung gebeten. Das ist der grösste Verlust an Arbeitsplätzen in den USA seit der Grossen Depression im Jahr 1929.

Im März wurden bereits 701'000 Stellen ausserhalb der Landwirtschaft abgebaut, bevor die grosse Welle an Anträgen auf Arbeitslosenhilfe in der zweiten Monatshälfte ins Rollen kam. Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote von zuletzt 3,5 Prozent im Zuge der Entlassungswelle in die Höhe schnellen wird. Laut einem Bericht der Washington Post rechnen Experten mit einer langfristigen Arbeitslosenquote von über 10 Prozent. «Der Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität ist atemberaubend», sagte Chefökonom Joel Naroff vom Beratungshaus Naroff Economics.

Menschen hungern

Mit der steigenden Arbeitslosenzahl steigt auch die Bedürftigkeit der Menschen an. Laut Medienberichten war jeder dritte Bedürftige zum ersten Mal in einer Suppenküche.

In den USA können Angestellte von einem Tag auf den anderen ihren Job verlieren. Nach dem «hire-and-fire-Prinzip» werden Menschen viel schneller auf die Strasse gestellt. Ein staatlich gestütztes Netzwerk, wie wir es in Europa kennen und das die Menschen auffängt und unterstützt, gibt es nicht.

Die Nationalgarde unterstützt Essensausgabe-Stellen für Bedürftige mit Verpflegung und Auslieferungen, damit nicht zu viele Menschen gleichzeitig zu den Anlaufstellen kommen und sich womöglich noch anstecken. Gleichzeitig fallen viele Ernten aus, weil Restaurants und Hotels die Lieferungen nicht mehr annehmen. Wo an einer Stelle gehungert wird, verdirbt an anderer Stelle kostbares Essen.

Drohende Lawine von Kreditausfällen

Zahlreiche Geschäfte und Fabriken schliessen, viele Rechnungen können nicht mehr bezahlt werden. Die Banken müssen angesichts drohender Firmenpleiten und Massenarbeitslosigkeit mit einer Welle fauler Kredite rechnen.

Mit milliardenschweren Sicherheitspuffern rüsten sich die grossen US-Banken für die drohende Lawine von Kreditausfällen. Am Donnerstag teilte die Grossbank Morgan Stanley mit, der Gewinn sei um 30 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar eingefallen. Damit brach der Gewinn weniger stark ein als bei der Konkurrenz. Der Grund: Die Bank ist weniger abhängig vom Kreditgeschäft und profitiert von ihrem grossen Kapitalmarkt- und Vermögensverwaltungsgeschäft.

Bei Goldman Sachs, Bank of America und Citi hatte sich der Gewinn im ersten Quartal halbiert. Beim Branchenprimus JP Morgan schrumpfte er um gut zwei Drittel, bei Wells Fargo um fast 90 Prozent.

Und dabei spüren die Banken zum jetzigen Zeitpunkt nur erste Auswirkungen der Krise - die grössten Belastungen stehen erst noch bevor. Enorme Rückstellungen sind ein klarer Hinweis darauf, auf was für einen heftigen Konjunktureinbruch die Grossbanken sich einstellen.

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Habe ich das Coronavirus oder nur die Grippe?

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

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Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

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  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
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