Appenzeller Start-up GuestReady macht Millionen mit Airbnb
«Früher haben wir die Wohnungen noch selbst geputzt»

Sie erstellen das Inserat, übergeben die Schlüssel und putzen die Wohnung: Hinter den Kulissen von Airbnb hat sich ein neues Geschäftsfeld entwickelt. Das Appenzeller Start-up GuestReady macht damit Millionen.
Publiziert: 29.10.2019 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2019 um 08:55 Uhr
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Das Management-Team von GuestReady ist auf der ganzen Welt verteilt. Der Hauptsitz des Schweizer Start-ups befindet sich jedoch in Trogen.
Foto: Guestready
Dorothea Vollenweider

Die Wohnungen auf der Zimmervermittlungsplattform Airbnb kommen wie Hotelzimmer daher. Lang vergessen sind die Zeiten, in denen Airbnb Unterkünfte mit dem Konzept der Wohnungsteilet inklusive einheimischen Charmes und Gastgebers vermarktete. Der Grund ist ein einfacher: Immer mehr Wohnungen, die auf der Onlineplattform angeboten werden, werden von Unternehmen professionell verwaltet.

Anbieter wie Airhosted, Hostmaker, Airgreets oder Airsorted erstellen für Airbnb-Anbieter das Inserat, übernehmen die Kommunikation mit den Gästen, machen die Schlüsselübergabe und putzen die Wohnung. So haben sie die Laienplattform Airbnb sozusagen professionalisiert.

Einer der grössten Player weltweit sitzt im kleinen Dorf Trogen im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Das Schweizer Start-up heisst GuestReady – der Name ist Programm: Das Jungunternehmen übernimmt alle Aufgaben, die für Vermieter anfallen, um das Zimmer für den Gast bezugsbereit zu machen.

Anfangs putzten sie Wohnungen

Gegründet wurde das Tech-Unternehmen 2016 von Patrick Degen (36), Christian Mischler (37) und Alexander Limpert (33), die in St. Gallen zusammen studierten. Heute ist das Gründungsteam auf der ganzen Welt verteilt. In den Anfangszeiten legten sie in Airbnb-Wohnungen noch selbst Hand an. «Früher haben wir die Wohnungen noch selbst geputzt», sagt Mitgründer und CFO Degen. Damals hätten sie so einiges erlebt.

«Einmal hat ein Gast eine Wohnung in London über Nacht komplett demoliert.» Es habe ausgesehen, als hätte jemand mit dem Vorschlaghammer im Zimmer gewütet. Tatsächlich hatten die Gäste wohl eine Party gefeiert, die ausser Kontrolle geriet. «Ein Teil der Decke wurde runtergerissen, überall standen Alkoholflaschen», so Degen.

Gast schlug Loch in die Wand

Ein andermal hatte sich ein Gast im Badezimmer eingeschlossen. Er war allein in der Wohnung. «Weil das Bad kein Fenster hatte, schlug er ein Loch in die Wand, um wieder rauszukommen», sagt Degen. Er musste danach ins Spital gebracht werden. Solche Vorfälle seien zum Glück aber sehr selten.

Inzwischen putzt das Gründerteam keine Wohnungen mehr. Die Firma verwaltet derzeit rund 2500 Wohnungen in 14 Städten wie London, Paris, Lissabon, Dubai und Hongkong und macht damit rund 50 Millionen Franken Umsatz pro Jahr. Degen arbeitet noch vom Hauptsitz in Trogen aus. Das soll vorerst auch so bleiben. «In der Schweiz kennen wir die Rechtslage», sagt er. Zudem sei es aus steuertechnischen Überlegungen günstig, den Hauptsitz in der Schweiz zu belassen.

Weitere Akquisitionen geplant

GuestReady erhielt seit der Gründung in drei Finanzierungsrunden insgesamt rund zehn Millionen Franken. Doch dabei solls nicht bleiben: In einer nächsten Finanzierungsrunde soll voraussichtlich ein zweistelliger Millionenbetrag zustande kommen. «Das Geld wollen wir für weitere Akquisitionen nutzen», erklärt Mitgründer und CFO Patrick Degen BLICK. Ziel sei eine Konsolidierung im Markt, fügt er an.

Im April dieses Jahres hat GuestReady den Mitstreiter BnbLord übernommen, den grössten Verwalter von städtischen Ferienwohnungen in Frankreich und Portugal. Damit stieg das Appenzeller Start-up zum europäischen Marktführer auf.

Immer mehr Geschäftskunden

«Zudem stecken wir weiterhin viel Geld in die Entwicklung.» Im Moment arbeiten von insgesamt rund 150 festangestellten Mitarbeitern 20 Entwickler in Prag und Portugal an der Software, die GuestReady auch anderen Firmen lizenziert. Software as a Service (SAAS) heisst das Geschäftsfeld, in dem Geschäftskunden die fertige Software des Start-ups nutzen können. «Dieser Bereich wächst derzeit am stärksten», sagt Degen. Geschäftskunden machen inzwischen rund ein Viertel der Kunden von GuestReady aus.

Die Dienstleistung von GuestReady kosten Airbnb-Anbieter zwischen 12 und 30 Prozent der Mieteinnahmen, je nachdem, ob nur Onlineservices inklusive sind oder jemand vor Ort sein muss für Check-in und Check-out. In London und Paris, wo sich 70 bis 75 Prozent aller von GuestReady verwalteten Wohnungen befinden, ist das Unternehmen laut eigenen Angaben bereits profitabel. «Über alles gesehen haben wir die Gewinnschwelle noch nicht erreicht», so Degen.

Die Schweiz birgt zu wenig Potenzial

In der eigenen Heimat ist GuestReady derzeit nicht aktiv. Aus wirtschaftlichen Gründen, wie Degen sagt. «Wenn wir in Paris oder London eine Wohnung online stellen, ist diese zu 85 Prozent des Jahres ausgelastet.» Paris ist die grösste Airbnb-Stadt der Welt. London kommt an zweiter Stelle. «Für Wohnungen mit einer solchen Auslastung ist das Potenzial in der Schweiz aktuell noch gering», so Degen. Aber es sei wohl nur eine Frage der Zeit, bis das auch in Zürich und einigen Ferienregionen in der Schweiz möglich sei.

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