Die Idee tönte gut: Dank einem «freundlichen Regulierungsumfeld» sollen sich Jungunternehmen aus der Krypto- und Blockchain-Szene in der Schweiz günstig finanzieren können. Damit kann unser Land zu einem globalen Zentrum für die Zukunftstechnologie werden. Das hat geklappt. Ab 2013 haben Dutzende einschlägige Firmen ihren Sitz in die Gegend von Zug verlegt.
Gegenwert in Tezzies beträgt null Dollar
Doch jetzt geht nichts mehr. Der Stolperstein ist ausgerechnet das bisherige Gesellenstück des Crypto-Valley: das ICO (Initial Coin Offering, «erste Münzenausgabe») der Tezos-Stiftung in Zug. Dabei haben Anleger Anfang Juli 65'700 Bitcoins und 361'000 Ethereum im Wert von 232 Millionen Dollar gegen Tezzies getauscht. Dank der Bitcoin-Kurssteigerung beträgt der aktuelle Wert 650 Millionen Dollar. Doch der Gegenwert in Tezzies beträgt null Dollar. Denn die Tezos-Gründer Arthur und Kathleen Breitman haben nie auch nur einen einzigen Tezzie ausgegeben.
Enttäuschte Anleger haben deshalb eine Sammelklage vor dem Superior Court of California eingereicht. Sie werfen den Breitmans vor, viel versprochen und nichts gehalten zu haben. Das Traumpaar der Krypto-Szene zwackte laut Berichten von Reuters und «Finews» 20 Millionen Dollar aus dem ICO für sich ab. Über die Verwendung der übrigen Gelder liegen die Breitmans im Streit mit Johann Gevers, der ihre Tezos-Stiftung präsidiert und zu den grossen Figuren im Crypto-Valley gehört. Gevers und die Breitmans werfen sich gegenseitig Betrug, Lügen und Geldgier vor.
Besser, sicherer und demokratischer als Bitcoin
Der Tezos-Knatsch macht das Crypto-Valley zu einem Jammertal. Wer will nach dem Debakel noch eine der drei werthaltigen Krypto-Währungen gegen einen der inzwischen über 1200 (!) Nachahmer tauschen? Genau das ist nämlich das Versprechen von Tezos und ihresgleichen: Die von ihnen erfundenen Krypto-Währungen seien besser, sicherer und demokratischer als Bitcoin. Bezeichnendes Detail: Die Breitmans wollten ihre Idee eigentlich professionellen Investoren verkaufen, konnten aber deren harte Fragen nicht beantworten.
Doch der rechtliche Aspekt ist noch wichtiger. Die US-Finanzaufsicht SEC hat am 27. September festgehalten, dass digitale Coins und Tokens (wie die Tezzies) Wertschriften sind. Wer solche herausgibt, schliesst mit den Geldgebern einen Investitionsvertrag. Diese werden dadurch entweder zu Gläubigern oder Gesellschaftern. Dabei müssen alle Informationen über die Rechte und Pflichten der Vertragsparteien schriftlich festgehalten werden. Die SEC wacht über die Einhaltung der Prospektpflicht.
Bitcoins gegen Tessies im Verhältnis von 1 zu 5000
Im Krypto-Valley Zug sieht man das lockerer. Nach Ansicht der befreundeten Anwaltskanzleien handelt es sich um einen simplen Tausch von Kryptowährungen. Tausche Bitcoins gegen Tessies im Verhältnis von 1 zu 5000. Die Käufer der Tessies werden nach dieser Auffassung weder Gläubiger noch Gesellschafter der Tezos-Stiftung. Diese hat den Deal nur vermittelt. Nach einer anderen Variante, die von Kathleen Breitman vorgebracht wird, handelt es sich bei den Geldern um Spenden für eine gemeinnützige Stiftung. Die Tessies wären somit nur Spesenquittungen. Im Unterschied zu solchen kann man Tessies aber nicht mal von den Steuern abziehen.
Vermutlich sind solch luftige Rechtsauffassungen auch nach Schweizer Recht nicht haltbar. Doch allein die Tatsache, dass es die SEC und vermutlich bald auch der Superior Court anders sehen, macht Zug rechtlich zu einem Hochrisikogebiet. Jetzt ist die Finanzmarktaufsicht (Finma) gefragt. Sie muss sich entscheiden: Will sie die Zuger Wirtschaftsförderer weiter vom Crypto-Valley träumen lassen, oder will sie Rufschaden vom Finanzplatz fernhalten?
Die Krypto-Szene ist hypernervös: Der Bitcoin verlor letzte Woche fast 30 Prozent. Ein abgesagtes Technologie-Update schickte die älteste und bekannteste Krypto-Währung auf eine Talfahrt, die erst gestern zum Stillstand kam. In den letzten zwölf Monaten betrug der Wertzuwachs aber noch immer mehr als 700 Prozent.
Auch die Aufsichtsbehörden sorgen für Unruhe. Beim Kauf neuer Internet-Währungen drohe Anlegern ein Totalverlust, warnt die europäische Börsenaufsicht Esma. Die Börsengänge solcher Währungen – sogenannte Initial Coin Offerings (ICOs) – seien unreguliert, intransparent und technologisch ungetestet. Das Tezos-ICO lässt grüssen.
Mit Hilfe des Verkaufs sogenannter digitaler Token können Firmengründer binnen Stunden mehrere Millionen Euro an Geldern einsammeln. Allerdings erhalten Investoren, anders als bei dem Börsengang eines Unternehmens, häufig weder Anteile an dem Unternehmen noch andere Sicherheiten. Sie wetten allein auf Kursgewinne der digitalen Währungen.
Hinter diesen steht keine Zentralbank. Sie werden von Computer-Nutzern durch die Berechnung komplexer Formeln aus dem Nichts erschaffen. Derzeit buhlen rund 1000 Internet-Währungen um die Gunst der Anleger.
Die Krypto-Szene ist hypernervös: Der Bitcoin verlor letzte Woche fast 30 Prozent. Ein abgesagtes Technologie-Update schickte die älteste und bekannteste Krypto-Währung auf eine Talfahrt, die erst gestern zum Stillstand kam. In den letzten zwölf Monaten betrug der Wertzuwachs aber noch immer mehr als 700 Prozent.
Auch die Aufsichtsbehörden sorgen für Unruhe. Beim Kauf neuer Internet-Währungen drohe Anlegern ein Totalverlust, warnt die europäische Börsenaufsicht Esma. Die Börsengänge solcher Währungen – sogenannte Initial Coin Offerings (ICOs) – seien unreguliert, intransparent und technologisch ungetestet. Das Tezos-ICO lässt grüssen.
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