«Wir haben die Preise fast halbiert»
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Airbnb-Vermieter packen aus:«Wir haben die Preise fast halbiert»

Airbnb-Vermieter werfen ihre leerstehenden Unterkünfte auf den Markt
«Wir haben die Preise fast halbiert»

Tausende Airbnb-Wohnungen stehen in der Schweiz wegen des Lockdowns leer. Die Gastgeber sind verzweifelt und versuchen, die Studios auf dem Mietwohnungsmarkt zu vergeben.
Publiziert: 22.04.2020 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2020 um 11:10 Uhr
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Die Geschwister Stephanie (34) und Dominic Hess (32) haben Airbnb zu ihrem Business gemacht. Die Auswirkungen der Corona-Krise sind für sie verheerend.
Foto: Zvg
Dorothea Vollenweider

Heimelige Chalets, schicke Apartments und einfache Zimmer: Mehr als 30'000 Unterkünfte werden in der Schweiz auf Airbnb angeboten. Die meisten dieser Wohnungen stehen nun leer. Mit verheerenden Folgen für die Gastgeber: «Es traf uns alle bis aufs Mark», sagt Roland Rosset (63). Er bietet mit seinem Penthouse direkt am See in Wilen bei Sarnen OW eines der beliebtesten Airbnbs der Schweiz an.

«Vom einen auf den anderen Tag kamen keine Buchungen mehr.» Sein Penthouse bietet Platz für sechs Gäste und kostete in der Hauptsaison 290 Franken pro Nacht für zwei Personen und 590 Franken für sechs Personen.

Was passiert nun mit den Airbnb?

Rund die Hälfte seiner Gäste seien aus China, sagt Rosset. «Vom ersten Tag des Lockdowns in Wuhan ist keine einzige Anfrage oder Buchung aus China mehr eingetroffen.» Danach folgte Absage auf Absage.

Doch Rosset hat Glück im Unglück: Er konnte inzwischen einen Langzeitmieter für sein Penthouse finden. Ein Ehepaar, das ursprünglich in ihr Haus im Tessin wollte, wohnt nun drei Monate bei ihm. Sie bezahlen 230 Franken pro Tag. Das sei nicht selbstverständlich, so Rosset: «Jeder Durchschnitts-Host auf Airbnb hat heute seinen Kalender mehr oder weniger leer.»

Langzeit-Mieten bringen knapp halb so viel ein

Das ist vor allem für jene verheerend, die Airbnb zu ihrem Business gemacht haben. So beispielsweise die Geschwister Stephanie (34) und Dominic Hess (32), Geschäftsführer von HITrental. Die Firma bietet über 200 Wohnungen in Basel, Luzern, Zug, Zürich und Cham an. Es handelt sich dabei vor allem um möblierte Ferienwohnungen und Services Apartments für Geschäftsreisende.

Rund 30 ihrer Wohnungen bieten sie nun auf Immobilienplattformen wie Homegate und ImmoScout zur Miete an. «Dafür haben wir die Preise für die Studios fast halbiert», sagt Stephanie Hess. So kostet ein Studio mit Küche und Bad in Luzern statt bisher 1700 Franken derzeit noch 990 Franken im Monat. «Das ist ein Verlustgeschäft», sagt sie. Zwar fallen gewissen Services wie der Putzdienst weg. Trotzdem können sie mit den Mieteinnahmen die eigenen Kosten nicht decken.

Die Entschädigung reicht nicht

Auch als ruhige Alternative für Eltern im Homeoffice bieten die Geschwister die Studios an. Oder für medizinische Fachkräfte. Beispielsweise für Pfleger, die sich von der Familie isolieren wollen. «Wir versuchen irgendwie, einen Cashflow zu generieren», so Hess. Doch die Nachfrage sei bisher bescheiden.

Ihr Bruder hat klare Worte für die Betreiber von Airbnb: «Wir sind enttäuscht von dieser Plattform», sagt er zu BLICK. «Die Entschädigungen, die die Plattform angekündigt hat, werden unsere Einbussen, welche durch eine durch Airbnb eigenständig umgesetzte Veränderung der Stornobedingungen entstanden sind, nicht decken.»

Airbnb hat kürzlich angekündigt, man werde den Gastgebern bei durch die Pandemie bedingten Stornierungen 25 Prozent ihres Mietpreises zurückzahlen.

Greg Geely, Präsident der Homes-Abteilung von Airbnb, weiss, dass viele Gastgeber auf das Einkommen durch Airbnb-Unterkünfte angewiesen sind. Vor kurzem schrieb er in einem Blogbeitrag, dass eine weltweite Umfrage der Firma ergeben hat, dass die Hälfte der Hosts nur dank ihrem Airbnb-Einkommen ihr eigenes Zuhause finanzieren kann.

Hosts suchen andere Plattformen

Betroffenen Gastgebern sagt er im Blogeintrag: «Letztendlich ist es den Airbnb-Hosts selbst überlassen, ob sie den Gästen mit den veränderten Stornobedingungen entgegenkommen wollen oder nicht.»

Hess glaubt, dass sich viele Anbieter aus dem Airbnb-Geschäft zurückziehen werden. «Entweder weil sie die Krise finanziell nicht überstehen können oder keine Zusammenarbeit mit Airbnb mehr wollen.» Er glaubt, dass dadurch Hunderte Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt kommen werden.

Wohnungen schwemmen den Mietermarkt

In Dublin ist das Medienberichten zufolge bereits passiert: Die Immobilienplattform Daft.ie stellte in der Dubliner Innenstadt seit Anfang März 2020 demnach einen Anstieg von Wohnungsinseraten von 64 Prozent fest.

Auch die Mehrheit der Airbnb-Hosts, die BLICK kontaktiert hat, schreiben ihre Studios laut eigenen Angaben jetzt auf Immobilienportalen aus. Scout24 teilte auf Anfrage mit, man konnte bei der Anzahl an Inseraten von möblierten Wohnungen bisher noch keinen nennenswerten Anstieg feststellen.

Studios eigenen sich nicht für Mieter

Hess rechnet sich für seine Apartments auf dem Mietermarkt keine grossen Chancen aus: «Unsere Wohnungen wurden als Business Apartments konzipiert und können aufgrund ihrer Grösse, Lage oder der Höhe des Preises auf dem normalen Wohnungsmarkt nur schwer vermietet werden», sagt er zu BLICK.

Und führt mit einem Grinsen an: «Ausser Sie kennen gerade jemanden, der für 1400 Franken monatlich in einem Studio über einer normalerweise lärmigen Bar im Niederdorf wohnen möchte?»

Airbnb-Börsengang steht auf der Kippe

Auch für Airbnb selbst sind die Auswirkungen der Corona-Krise massiv. Laut Medienberichten haben sich die Umsätze in Europa halbiert. In der Schweiz sank der Wochenumsatz demnach von 20 Millionen Franken Mitte Februar auf sieben Millionen Franken Mitte März. Airbnb nimmt von diesem Umsatz eine Kommission, die zwischen 14 und 20 Prozent liegt. Die Krise kommt für das Unternehmen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt: Airbnb plante für dieses Jahr den Börsengang. Es sollte der grösste Technologie-Börsengang des Jahres zu werden. Jetzt steht dieser auf der Kippe.

Auch für Airbnb selbst sind die Auswirkungen der Corona-Krise massiv. Laut Medienberichten haben sich die Umsätze in Europa halbiert. In der Schweiz sank der Wochenumsatz demnach von 20 Millionen Franken Mitte Februar auf sieben Millionen Franken Mitte März. Airbnb nimmt von diesem Umsatz eine Kommission, die zwischen 14 und 20 Prozent liegt. Die Krise kommt für das Unternehmen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt: Airbnb plante für dieses Jahr den Börsengang. Es sollte der grösste Technologie-Börsengang des Jahres zu werden. Jetzt steht dieser auf der Kippe.

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