Elon Musk (48) hat das Elektro-Auto massentauglich gemacht. Mit dem Tesla hat er eine Ikone geschaffen. Musk hat den PKW-Markt auf den Kopf gestellt. Er hat die grossen Autokonzerne der Welt unter Strom gesetzt.
Adrian Melliger (47) macht das gleiche für den LKW-Markt. Der diplomierte Betriebswirt ist Geschäftsführer des Winterthurer KMU Designwerk. Dessen Elektrolastwagen erobern derzeit die Schweiz und Deutschland. Holland ist als nächstes im Visier. «Mit weiteren Ländern in Europa sind wir im Gespräch», sagt Melliger zu BLICK.
UPS-LKW mit Schweizer Motor
Der jüngste Coup: Der Logistikkonzern UPS testet für knapp zwei Wochen einen 40-Tonnen-Sattelschlepper im deutschen Hannover. Der LKW sieht aus wie ein herkömmlicher Lastwagen: hinten ein Containeraufbau, vorne das Volvo-Chassis. Einziger Hinweis auf die Herkunft: Das Nummernschild ist aus Zürich. Und über der Windschutzscheibe prangt der Name «Futuricum».
Unter dieser Marke betreibt Melliger sein elektrisierendes Business. Der Truck kommt von Volvo. Den Motor liefert Futuricum. 680 Pferdestärken bringt das Ungetüm auf die Achsen – in gedrosselter Variante. Die maximale Leistung reicht bis 1000 PS. Bis zu 380 Kilometer beträgt die Reichweite. Leergewicht: 8 Tonnen.
Testbetrieb in Duisburg
Der nächste Testbetrieb in Deutschland läuft bereits in der kommenden Woche an. Die Stadt Duisburg interessiert sich für einen E-LKW mit Pressmüllaufbau. Zur geräuscharmen und emissionsfreien Entsorgung des Kehrichts.
«Die elektrischen Lastwagen sind hoch im Kurs», sagt Melliger. «Besonders in Deutschland mit dem aufkommenden Dieselfahrverbot in den Innenstädten.» Ein emissionsfreier LKW mutiert deshalb zwischen Stuttgart und Hamburg schnell zum Kassenschlager.
93 Liter Diesel auf 100 Kilometer
Das wird umso deutlicher, als die Verbrauchszahlen erschreckend sind. Ein normaler Müll-Lastwagen ist ein Klima-Killer. Wegen des häufigen Anfahrens und den zahlreichen Stopps verbraucht ein Brummi durchschnittlich 93 Liter Diesel im Betriebsalltag. Der CO2-Ausstoss pro Wagen und Kilometer beträgt über zwei Kilo.
Als erstes setzte eine Firma aus Murten FR auf elektrische Müll-LKW. Es folgten ein Unternehmen in Neuenburg NE und die Städte Thun BE, Lausanne VD, Zürich ZH und Winterthur ZH. Sie waren Teil eines Tests mit Prototypen. Das Bundesamt für Energie hat die Entwicklung der ersten E-LKW mitfinanziert.
45 Jobs in fünf Jahren
Winterthur, die Heimatstadt des Unternehmens, hat sich zunächst gegen die Elektrifizierung der Müllwagen entschieden. Und dann doch welche angeschafft. Politiker von links bis rechts waren begeistert, obschon ein Futuricum-Gefährt bis zu einer Millionen Franken kostet – je nach Batteriegrösse, Aufbau, Ausstattung und Stückzahl. Das ist in etwa das Doppelte bis Dreifache des Preises eines üblichen Kehrichtwagens. Dem stehen allerdings deutlich tiefere Betriebskosten gegenüber, so dass sich die Investition «nach fünf bis acht Jahren auch finanziell lohnt», sagt Melliger.
Und wie geht es weiter? «In diesem Herbst präsentieren wir den E-LKW in verschiedenen europäischen Ländern, darunter Deutschland und den Niederlanden», so der 47-Jährige. Er ist zuversichtlich, dass das Unternehmen seine Wachstumsgeschichte fortsetzt. Das KMU hat in den letzten fünf Jahren 45 Jobs geschaffen. Heute arbeiten knapp 60 Personen für das Tesla der LKW-Industrie.