Adam Quadroni deckte den 100-Mio-Bauskandal auf
«Sie haben mich wie einen Aussätzigen behandelt»

Über 100 Millionen Franken Schaden haben vier Baufirmen im Unterengadin durch Absprachen verursacht. Aufgeflogen ist der Skandal durch einen, der zuvor selbst bei der Mauschelei dabei war. Jetzt sind die Schuldigen gebüsst worden.
Publiziert: 26.04.2018 um 23:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:50 Uhr
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«Manchmal übertreiben es die Engadiner mit dem Zusammenhalt»: Adam Quadroni ist in seinem Tal zur Persona non grata geworden.
Foto: ibW Höhere Fachschule Südostschweiz
Konrad Staehelin

War es dieses Opfer wert? Was Adam Quadroni (48) aus Ramosch GR durchmachte, wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht. 

Das ist passiert: Quadroni war als Chef einer kleinen Bau-Firma eine Zeit lang Teil eines Kartells im Unterengadin. Als er es nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, stieg er aus. 2009 verpfiff er sich und das Kartell, übergab den Behörden brisante Dokumente. Das schrieb die «NZZ am Sonntag» im März.

Jetzt ist klar, dass er damit den grössten Bau-Kartell-Skandal aufgedeckt hat, den die Schweiz je gesehen hat. «Deutlich über 100 Millionen Franken» haben neun Firmen zwischen 1997 und 2012 mit Preisabsprachen ergaunert. Das teilte die Wettbewerbskommission (Weko) gestern mit.

Die Strafe für die Bschiss-Firmen: 7,5 Millionen, ein kleiner Bruchteil des Geldes, das die Opfer – vor allem Gemeinden und Kantone – zu viel bezahlt haben.

«Wie einen Aussätzigen»

Die Strafe für Quadroni setzte es viel früher ab: Das Kartell schwärzt ihn an, wo es kann – bei den Behörden, in der Beiz, im Dorflädeli. Danach will keiner mehr mit ihm geschäften. Die 35-Mann-Bude, die sein Vater gegründet hatte, geht 2013 pleite. Quadroni erhält Morddrohungen. «Sie haben mich wie einen Aussätzigen behandelt», sagt er zu BLICK.

Im Juni 2017 verliert Quadroni das Wichtigste in seinem Leben: seine drei Mädchen. Seine Frau hat keine Lust mehr auf das Leben mit einem Geächteten ohne Geld, schreibt das Online-Magazin «Republik».

Mitten in einer Ehekrise ruft sie aus Angst, er könne sich und der Familie etwas antun, die Polizei. Diese verhaftet ihn wie einen Kriminellen, steckt ihn in die Psychiatrie. Weil die Ärzte nicht den Ansatz einer Gefährdung feststellen, kommt er nach vier Tagen frei. Als er nach Hause kommt, wartet niemand mehr auf ihn.

Kleine Genugtuung

Heute sieht Quadroni seine Kinder nur alle zwei Wochen für drei Stunden. Er zieht den Fall vors Bundesgericht. 

Das bisschen Genugtuung, die er jetzt erfährt: Roland Conrad (61), Boss der grossen Baufirma Foffa Conrad AG und laut «Republik» einer der Drahtzieher im Rekord-Kartell, muss als Vorstand des kantonalen Baumeisterverbandes zurücktreten. Auf Nachfrage von BLICK gibt er am Telefon zwar zu, die Preise in die Höhe getrieben zu haben, sagt aber auch: «Wir mussten es tun, sonst hätten wir nicht überlebt.» Warum haben Sie Quadroni fertiggemacht? «Haben wir gar nicht. Man sollte nicht einem Einzelnen glauben, wenn alle anderen Beteiligten das Gegenteil behaupten.»

Quadroni dazu: «Manchmal übertreiben es die Engadiner mit dem Zusammenhalt.»

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