Der Skandal, um Affen, die Autoabgasen ausgesetzt wurden, weitet sich aus. Unglaublich: Ein von mehreren Autokonzernen finanzierter Verein hat umstrittene Versuche nicht nur mit Affen, sondern auch mit Menschen unterstützt.
Wie die «Stuttgarter Zeitung» schreibt, soll die «Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor» (EUGT) – eine von VW, Daimler und BMW finanzierte Lobby-Initiative – auch mit Menschen experimentiert haben.
Am Klinikum Aachen (D) wurden 25 junge, gesunde Freiwillige dem Reizgas Stickstoffdioxid ausgesetzt. Stickstoffdioxid (NO₂) kommt vor allem in Autoabgasen vor. Sie mussten während mehreren Stunden Stickstoffoxid in verschiedenen Konzentrationen einatmen. Stickstoffdioxid ist ein ätzendes Reizgas, es schädigt laut dem deutschen Umweltbundesamt das Schleimhautgewebe im gesamten Atemtrakt und reizt die Augen.
Versuche verharmlost
Der zuständige Institutsleiter Thomas Kraus verharmlost die Versuche an Menschen. Die Ergebnisse liessen sich nicht auf die gesamte Bevölkerung übertragen. Zudem sei Stickstoffdioxid nur ein Teil der gesamten Luftbelastung. Eine reichlich schwache Begründung für menschenverachtende Versuche.
Am Freitag wurde bekannt, dass zehn Affen gezielt Schadstoffen ausgesetzt wurden, um zu beweisen, wie unschädlich « saubere» Diesel angeblich sind. Das berichtete die «New York Times» unter Berufung auf Gerichtsunterlagen und Regierungsdokumente.
Demnach wurden die Tiere 2014 vier Stunden lang in Räumen mit Auspuffgasen eines - mit manipulierter Abgastechnik ausgestatteten - VW Beetles eingesperrt. Zur Ablenkung wurden ihnen Trickfilme gezeigt.
«In keinster Weise nachvollziehbar»
Volkswagen-Verwaltungsratspräsident Hans Dieter Pötsch hat die Diesel-Schadstofftests mit Affen als «in keinster Weise nachvollziehbar» bezeichnet. «Im Namen des gesamten Aufsichtsrates distanziere ich mich mit allem Nachdruck von derlei Praktiken», sagte Pötsch in Wolfsburg (D).
Die Vorgänge müssten «vorbehaltlos und vollständig aufgeklärt werden». Er kündigte an, dass sich der Verwaltungsrat - in Deutschland Aufsichtsrat genannt - bald mit dem Thema beschäftigen werde. «Ich werde alles dafür tun, dass der Vorgang umfassend untersucht wird. Wer auch immer dafür Verantwortung zu tragen hat, ist selbstverständlich zur Rechenschaft zu ziehen.»
Gerne hätte BLICK die «Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor» mit den happigen Vorwürfen konfrontiert. Unmöglich. Der Verein wurde im Sommer 2017 aufgelöst. Die Homepage gelöscht. Die Autobauer haben dem Verein den Stecker gezogen.