Kurz nach zwölf Uhr mittags, das Kaffee Schoffel in der Zürcher Altstadt ist fast leer. Ein Gymnasiast läuft zügigen Schrittes an der Bar vorbei. Er weiss genau, wo er hin will – zum Bitcoin-Automaten.
Der Apparat ist einer von elf in der Schweiz und Liechtenstein. In Zürich steht neben jenem im Schoffel noch ein zweiter im Prime Tower, dem höchsten Gebäude Zürichs. Weitere sind in Bern, Basel, St. Gallen, Lausanne, Herisau, Neuenhof AG, Gottlieben TG und in Ponte Tresa im Tessin.
Auf dem Touch-Screen tippt der Gymnasiast auf «Bitcoin kaufen», lässt den Betrag in Schweizer Franken in den Automaten und erhält dafür ein Stück Papier mit einem QR-Code (siehe Bild). Diesen fotografiert er mit seinem Mobiltelefon und speichert die digitale Währung in einem digitalen Portemonnaie. Das ist eine App auf dem Mobiltelefon. Er verwendet Coinbase, könnte aber auch Blockchain Wallet oder eine andere verwenden.
An der Börse ist es komplizierter, aber günstiger
Lucas Betschart, Präsident der Bitcoin Association Switzerland, empfiehlt, die Bitcoins bei der Firma Xapo aufzubewahren. Sie ist Marktführerin in dem Bereich. Anstatt bei einem Automaten Bitcoins zu kaufen, rät er, über Bity.com oder Xapo.com digitale Währung zu erwerben. Noch günstiger wäre es, über eine Börse, etwa Kraken.com, Bitcoins zu kaufen. Allerdings ist das etwas komplizierter als am Automaten.
Er sei schon lange bei Bitcoin dabei, sagt der Gymnasiast. Das erste Mal habe er gekauft, als der Kurs noch bei 600 Franken lag. Das ist noch keine zwei Jahre her, aber bei einem 17-Jährigen erscheint das weit zurück. Im Kaffee Schoffel erhält er heute für seine 200 Franken nur noch 0,020555 Bitcoins, denn ein Bitcoin kostet inzwischen fast 10'000 Dollar. Das sind 1200 Prozent mehr als noch vor einem Jahr (siehe Grafik).
Online-Spiele kaufen
Wegen des steilen Kursanstiegs der Währung werden schon Vergleiche zu den grössten Kursblasen der Geschichte gezogen, etwa der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende, als Technologieaktien zusammenbrachen. Auch zur Tulpenblase in Holland wurden schon Parallelen gezogen. Die endete im 17. Jahrhundert erst, als der Tulpenpreis eine absurde Höhe erklommen hatte: Eine einzige Tulpe kostete so viel wie ein ganzes Haus in Amsterdam. Mit einem einzigen Bitcoin lässt sich noch lange kein Haus in Zürich kaufen, aber Familienferien in Hawaii liegen drin.
Familienferien kommen dem Gymnasiasten nicht in den Sinn, sondern Online-Spiele. Bitcoin sei für ihn der einzige Weg, solche zu kaufen. Über eine Kreditkarte oder Ähnliches verfügt der 17-Jährige nicht. Zudem werde Bitcoin auch sonst immer breiter akzeptiert, etwa bei den Billett-Automaten der SBB.