Wie der Winter 2015/16 in der Schweiz aussieht, hat Fotograf Niklaus Wächter für SonntagsBlick aus der Luft dokumentiert. Am Donnerstag flog er rund fünf Stunden lang 650 Kilometer weit über 15 Skigebiete, von St. Moritz über das Berner Oberland bis ins Wallis.
Fazit des Flugexperten: «Ich habe die Berge zu dieser Jahreszeit noch nie so braun gesehen.» Am kompaktesten sei die Schneesituation am Pizol und im Hoch-Ybrig.
Doch warum liegt in diesem Winter so wenig Schnee? «Wir hatten im November und Dezember ein Defizit an Niederschlag», sagt Meteorologe Peter Wick von MeteoNews. Ausserdem sei es, bis auf wenige Tage Ende November, markant zu warm gewesen: «Da konnte sich keine Schneedecke bilden.» Derzeit, so Wick, liege in den Bergen nur 30 bis 60 Prozent der normalen Schneemenge. Ist das die Klimaerwärmung? «Grundsätzlich ist es eine Laune der Natur», sagt Wick.
Um Weihnachten habe es in der Regel noch wenig Schnee. «Doch dieses Jahr ist die Situation verschärft. Das kann eine Auswirkung des Klimawandels sein oder des Klimaphänomens El Niño – aber es muss nicht sein.» Solche Ausschläge habe es auch vor 50 oder 100 Jahren gegeben. Was sich nach Meinung des Meteorologen aber deutlich zeigt: «Die Warmphasen häufen sich signifikant, die Ausreisser gegen oben werden mehr, die nach unten weniger.»
Das beobachtet auch Silvio Schmid, CEO der Bergbahnen Andermatt-Sedrun und Vorstand der Bergbahnen Graubünden; er ist seit über 20 Jahren im Geschäft. «Aber jetzt ist es schon speziell.»
In Andermatt UR und Sedrun GR ist im Augenblick die Hälfte der Anlagen in Betrieb. «Dort sind die Pistenverhältnisse sehr gut», so Schmid. Dank der Beschneiungsanlagen könne man den Gästen Pistenspass bieten. «Heute heisst kein oder wenig Schnee in den Bergen nicht, dass es keine Pisten gibt.»
Im Dorf allerdings spüre man, dass die winterliche Stimmung fehle. «Das ist, als fahre man ans Meer und finde dort kein Wasser.» Das Weihnachtsgeschäft bringt den Skigebieten einen wichtigen Teil des Umsatzes. «Es gab bereits vereinzelt Stornierungen», so Schmid. Die Touristiker arbeiten jetzt an Alternativangeboten: Höhenwege werden zum Wandern präpariert, Konzerte arrangiert. «Wenn schon nicht viel Schnee da ist, muss das Wetter stimmen, dann können die Leute in der schönen Landschaft entspannen.»
Auch in den Glarner Skigebieten ist man erfinderisch: Wer in Braunwald, Elm, Glarus und Glarus Nord mindestens zwei Übernachtungen bucht, bekommt die An- und Abreise mit dem ÖV erstattet. Das soll mehr Gäste bringen.
Auf den Schneefall allerdings haben die Tourismus-Experten keinen Einfluss. Sie sind auf Hilfe von ganz oben angewiesen. Die Meteorologen sind sich einig: Bis und mit Weihnachten wird es kaum schneien. «Es wird deutlich überdurchschnittlich warm bleiben», sagt Wettermann Peter Wick. «Was danach ist, kann man noch nicht sagen.»