Jahrelang machten Baufirmen im Engadin illegale Preisabsprachen. Bis Adam Quadroni (48) den Skandal auffliegen lässt. Er informiert die Wettbewerbskommission (Weko), die daraufhin sieben Firmen mit 7,5 Millionen Franken büsst. Im Gegenzug verliert der Whistleblower seine Firma, Freunde und Familie.
Quadroni sucht die Öffentlichkeit und wird zum nationalen Helden hochstilisiert. Aus Mitleid spenden Menschen aus der ganzen Schweiz dem Bündner 264'679 Franken. Doch die Medaille hat auch ihre Kehrseite. BLICK deckt auf, dass Quadroni selbst in mindesten zwei Verfahren wegen Wirtschaftskriminalität involviert ist – wegen betrügerischen Konkurses, Pfändungsbetrugs und Betrugs.
Gestern Abend stellte sich Quadroni erstmals öffentlich zur kritischen Diskussion. Zusammen mit seinem Freund, alt Bundesrichter Giusep Nay (75), war der Whistleblower zu Gast im Studio bei Roger Schawinski (73).
Nay: «Die Spender müssen Geduld haben»
Der Talkmaster fragt gewohnt direkt: «Was machen sie mit den Spenden-Geldern?» Die Antwort liefert Nay: «Die Spender müssen etwas Geduld haben, bis wir einen Plan haben, wie wir das Geld einsetzen.» Er erklärt sich: «Wir müssen zuerst einen genauen Überblick über die Konkurssituation kriegen und wir müssen mehr über die laufenden Verfahren wissen.»
Schawinski will von Quadroni wissen, ob es nach seinem Whistleblowing einen Komplott gegen ihn gab. Und ob seine Firma deshalb pleite ging, oder weil diese finanziell auf schwachen Beinen stand? Der frühere Bauunternehmer bestätigt die dunklen Machenschaften gegen ihn: «Das Problem ist, ich bin der Verräter, ich bin der böse Mann.»
Der SRF-Mann bohrt weiter: «Können Sie das nachweisen?» Doch Nay fällt seinem Schützling ins Wort: «Er wurde angeschwärzt. Dadurch verbreiteten sich unsinnige Gerüchte und das summiert sich.» Von einem Komplott will der alt Bundesrichter im Fernsehen aber nicht sprechen. Das Wort Komplott klingt für ihn zu sehr nach Verschwörungstheorie.
Umstrittene Verhaftung wieder Thema
Das hält ihn aber nicht davon ab, die umstrittene Verhaftung Quadronis durch ein Sonderkommando der Bündner Polizei vom 15. Juni 2017 erneut mit dem Kartell-Skandal in Verbindung zu bringen. Nay dazu: «Einen mathematischen Beweis kann es nie geben. Aber es gibt eine Plausibilität.»
Trotz Gespräch bleiben weiter viele Fragen offen. Klar ist dafür, Adam Quadroni kämpft mit den Folgen seines Whistleblowings. So machte er in der Sendung immer wieder einen niedergeschlagenen Eindruck. Wohl auch deshalb musste Nay so oft das Wort für ihn ergreifen.