Werner C. soll Paul missbraucht haben
So machte er sich an die Buben ran!

Über den mutmasslichen Entführer von Paul (12) kommen immer mehr grausige Details ans Licht.
Publiziert: 28.06.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:57 Uhr
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Küchenhelfer Werner C. (35) suchte im Internet Kontakt zu Buben. Dort lernte er Paul kennen.
Foto: ZVG
Michael Sahli

Pauls mutmasslischer Entführer sitzt in U-Haft. Werner C.* (35) soll den Zwölfjährigen aus Gunzgen SO laut Haftantrag sexuell missbraucht haben. Ausserdem fanden die deutschen Ermittler Kinderpornos in seiner Düsseldorfer Wohnung. Der Küchenhelfer schweigt offenbar zu den Vorwürfen. «Er redet nicht mit uns», erklärt André Hartwich, Pressesprecher der Polizei Düsseldorf (D), BLICK.

Zwei Tage nach Pauls Befreiung kommen immer mehr verstörende Details über das Leben von Werner C. ans Licht. BLICK weiss: Er investierte Hunderte von Stunden, um sich im Internet an Buben ranzumachen. Sein Revier: Verschiedene Foren des gerade bei Jüngeren beliebten Spiels Minecraft. Dort gab er sich betont freundlich: «Mein Name ist Werner C. Ich wohne in Düsseldorf und arbeite als Küchenhelfer. Meine Hobbies sind Schwimmen, Fahrradfahren und PC Spiele spielen.»

In fehlerhaftem Deutsch gibt er an, in der Spielhierarchie zum Junior-Supporter aufsteigen zu wollen. Ein Wunsch, den auch Paul hegte – und der ihn wohl in die Arme seines Peinigers trieb. «Ich bin lieb und nett und helfe gerne», beschreibt sich C. «Ich hoffe, meine Bewerbung ist diesmal besser, und ich entschuldige mich auch, dass meine letzte sehr kurz war.» 

Der Küchengehilfe verbrachte einen Grossteil seiner Zeit im Netz: Er kommt auf 1500 Stunden reine Spielzeit. Das wird belohnt: Er erhält das erhoffte Ämtli im virtuellen Kinderparadies. Jetzt hat er Macht und muss keine Bewerbungen mehr schreiben. Er entscheidet, wer mitspielen darf. Vornehmlich sind es kleine Buben. «Also, deine Bewerbung ist etwas kurz, und naja, wenn ich jetzt mal die vielen Fehler überlese, ok. Aber du bist ja erst 12», schreibt er einem. Andere nehmen von C. gerne auch weiterführende Hilfe an. «Fragt Werner, ich skype sehr oft mit ihm», schreibt ein 13-Jähriger im Forum. Manchmal liest der Junior-Supporter seinen minderjährigen «Untergebenen» auch die Leviten: «Also ich gebe dir noch eine Chance, wobei dein Antrag nicht sehr ernst klingt.» Die kindliche Bewerbung eines anderen 13-Jährigen schmettert der gestandene Mann ab mit: «Leider abgelehnt.» 

Immer wieder fordert C. die Kinder auf, sich doch per Skype oder persönlicher Nachricht zu melden. Auffällig auch: Werner C. kommuniziert nur mit Buben, nicht mit Mädchen.

Paul hat auf denselben Portalen fast identische Bewerbungen verfasst. «Ich würde mich freuen, wenn ihr mich aufnehmen tut. Ich weiss, ich bin ein Jahr zu jung, aber ich will mich trotzdem bewerben», schreibt der Zwölfjährige. Pauls letzte Bewerbung landete zwei Tage vor seinem Verschwinden im
Internet.

Neben den Game-Foren suchte Werner C. auch über seine eigene Homepage immer wieder Kontakt zu Kindern. Sein Angebot: «Ich passe auf Ihr Kind auf oder helfe beim Hausaufgaben machen usw.». 

* Name der Redaktion bekannt

Für Paul ist es noch nicht zu Ende

Gunzgen SO – Bald könnten Paul (12) und seine Eltern die Heimreise nach Gunzgen antreten. Falls der Bub nach Hause möchte und die Eltern einverstanden sind, dürfte die Anfangsphase etwa so aussehen: Es ist gut möglich, dass sich wegen der Vorgeschichte von Paul und seiner Entführung nach Düsseldorf (D) die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) einschaltet. Die dürfte interessieren, warum der Zwölfjährige sein Zuhause verliess und ob er in der Schule gemobbt wurde. Was danach passiert, ist unklar. Möglich wäre eine intensive psychologische Betreuung durch die Behörde. Die Kesb des Kantons Solothurn gibt gegenüber BLICK keine Auskunft, ob Paul überhaupt ein Fall für sie ist oder wird. Claudia Hänzi, Chefin vom Amt für soziale Sicherheit des Kantons Solothurn, sagt ganz allgemein: «Jeder Fall ist anders, und es gibt bei der Bearbeitung kein Rezept. Es zählt in erster Linie das Wohl des Betroffenen.»

Gunzgen SO – Bald könnten Paul (12) und seine Eltern die Heimreise nach Gunzgen antreten. Falls der Bub nach Hause möchte und die Eltern einverstanden sind, dürfte die Anfangsphase etwa so aussehen: Es ist gut möglich, dass sich wegen der Vorgeschichte von Paul und seiner Entführung nach Düsseldorf (D) die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) einschaltet. Die dürfte interessieren, warum der Zwölfjährige sein Zuhause verliess und ob er in der Schule gemobbt wurde. Was danach passiert, ist unklar. Möglich wäre eine intensive psychologische Betreuung durch die Behörde. Die Kesb des Kantons Solothurn gibt gegenüber BLICK keine Auskunft, ob Paul überhaupt ein Fall für sie ist oder wird. Claudia Hänzi, Chefin vom Amt für soziale Sicherheit des Kantons Solothurn, sagt ganz allgemein: «Jeder Fall ist anders, und es gibt bei der Bearbeitung kein Rezept. Es zählt in erster Linie das Wohl des Betroffenen.»

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