«Sex? Nein, war es nicht. Ich hatte keinen Orgasmus.» Was absurd klingt, unterschreiben drei Viertel aller Schweizer. Denn: «Kommt es nicht zum Höhepunkt, dann zählt dies nur noch für jeden Vierten als Sex», enthüllt die grösste Schweizer Sexstudie aller Zeiten.
BLICK liegt das heisse Dossier, von Politologe Michael Hermann im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) erstellt, exklusiv vor. Fast 30’000 Schweizer haben für «Sex in der Schweiz» ihre Bettdecke gelupft.
Wie erreichen die Schweizer und Schweizerinnen denn genau die sexuelle Ekstase? Das ist, ganz nach föderalistischer Tradition, von Kanton zu Kanton verschieden.
Das Hintertürchen
In Jura, Wallis und Neuenburg frönt man dem Analakt landesweit am liebsten. Dort hatten 65 bis 70 Prozent der Erwachsenen bereits einmal im Leben Analsex. Knapp dahinter folgen die Waadt mit 60 bis 65 Prozent sowie Genf und das Tessin mit 55 bis 60 Prozent. Auffallend: Unter den Deutschschweizer Kantonen ist einzig der Thurgau mit 55 bis 60 auf der frivoleren Analseite. Das Hintertürchen-Schlusslicht teilen sich Freiburg, Ob- und Nidwalden sowie Graubünden mit 40 bis 45 Prozent.
Aber ist Analverkehr denn Sex? 40 Prozent der Schweizer sagen Nein – was sich auch im Strafgesetzbuch widerspiegelt. Dort wird nur vaginales Eindringen als Vergewaltigung eingestuft, anales einzig als «sexuelle Nötigung». «Die enge Definition von Sex als Vaginalverkehr spiegelt ein bestimmtes, kulturell geprägtes Verständnis von Sexualität», so Hermann.
Und auch bei der oralen Befriedigung tut sich ein Graben auf: Während in der Schweiz rund 60 Prozent einen Blowjob sowie das Lecken der Vagina als Sex verstehen, sind es gemäss Erhebungen unter US-Studenten nur 20 Prozent.
Die schnelle Nummer
Sucht man die schnelle – und einmalige – Zweisamkeit, wird man in Basel-Stadt am schnellsten fündig. 63 Prozent hatten dort schon mal einen One-Night-Stand, während es im Glarnerland mit 40 bis 45 Prozent am seltensten bei einer einzigen Nacht bleibt.
Der Reiz der frischen Luft
Wer glaubt, dass es auf dem Land nur hinter verschlossener Tür zur Sache geht, den straft die Studie Lügen. Denn 65 Prozent aller Ob- und Nidwaldner hatten bereits einmal Sex im öffentlichen Raum. Die Urschweizer Kantone mögen es gefolgt von Basel-Stadt und Zürich (beide 60%) somit am liebsten an der frischen Luft.
Zu dritt lieben
Einen Dritten oder eine Dritte zum intimen Spiel einladen: Das tun die Menschen am ehesten in Basel-Stadt. Dort hatten 29 Prozent aller Befragten bereits einen Dreier, gefolgt von Baselland mit 21 Prozent. Steht man auf Gruppensex, sollte man seine Französischkenntnisse auffrischen. Denn Genf (14%), Waadt (13%) und Wallis (11%) sind die Schweizer Gruppensex-Hochburgen.
Interessiert Sie Sex denn überhaupt?
Glauben Sie, dass für Ihren Partner oder Ihre Partnerin die körperliche Zweisamkeit zweitrangig ist? Dann haben Sie eindeutig Redebedarf! «84 Prozent der Männer und 68 Prozent der Frauen geben an, dass Sex für sie wichtig oder sehr wichtig ist», so die Studie. Auffallend: Gerade einmal 53 Prozent der Männer denken, Sex sei für ihre Partnerin wichtig. Ein Trugschluss!
Das scharfe Alter
Aber die Jungen, die haben nur Sex im Kopf! Mitnichten. Gerade mal ein Drittel aller unter 25-Jährigen hält Sex für wichtig. Unter einem Leben ohne oder mit schlechtem Sex leiden die 45- bis 55-Jährigen am meisten. Erst mit 55 bis 64 Jahren sind Mann und Frau auch unbefriedigt glücklich, mehr als die Hälfte stuft dann Sex als «eher unwichtig» ein.
«Was habe ich nur getan?»
Sie bereuen die letzte Nacht? So erging es laut der Studie bereits der Hälfte der Bevölkerung. Der Geschlechtergraben ist aber tief: Während 40 Prozent der Männer bereits einmal eine heisse Nacht gern ungeschehen gemacht hätten, sind es bei den Frauen 66 Prozent. Grund Nummer eins für die Frauen: Der Sex war schlecht! Alarmierend: Nur 20 Prozent jener, die ohne Kondom fremdgegangen sind, bereuen den Seitensprung.
Romands gehen eher zum HIV-Test
Die Angst vor Aids und HIV wird immer kleiner. Und trotzdem: Wer zum HIV-Test geht, ist meist frisch verliebt – 35 Prozent geben eine neue Beziehung als Grund für den Test an. In den Kantonen Genf und Waadt haben sich 70 bis 80 Prozent der Befragten bereits einmal im Leben auf HIV testen lassen. Gefolgt von Neuenburg, Jura, Baselland und Basel-Stadt mit 60 bis 70 Prozent. Am Schluss der Rangliste liegen Graubünden, St. Gallen, Bern und Freiburg mit 40 bis 50 Prozent sowie Ob- und Nidwalden mit 30 Prozent.
Sie leben Ihr Leben lang mit derselben Person Ihre Sexualität aus und sind bereit, uns davon zu erzählen? Bitte melden Sie sich. Und Sie? Sie leben Ihre Sexualität gern mit so vielen Partnern wie möglich aus? Erzählen auch Sie uns davon.
E-Mail an redaktion@blick.ch, Betreff «Sextreme»
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