Ukip-Chef Nigel Farage hört auf
Der Brexit-Feigling Nummer zwei

Nun gibt auch der grösste Brexit-Befürworter auf: Ukip-Chef Nigel Farage gab soeben seinen Rücktritt vom Parteipräsidiums-Posten bekannt.
Publiziert: 04.07.2016 um 11:17 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 12:05 Uhr
Nigel Farage kämpfte jahrelang für den Brexit.
Foto: KEY
Petar Marjanovic

Auf den Fall Johnson folgt sogleich der nächste Knall. Gestern trat mit Nigel Farage ein weiterer Brexit-Supporter zurück. Der lauteste Befürworter des EU- Austritts Grossbritanniens gab bekannt, er verlasse den Chefsessel der rechtspopulistischen Unabhängigkeitspartei. Farage sagte, er habe mit dem Brexit sein grösstes politisches Ziel erreicht. «Nun will ich mein Leben zurück.»

Er drückt sich also vor der Verantwortung. Denn mit Farages Rücktritt steht nun noch weniger Personal zur Verfügung, um das Land durch die harten Verhandlungen mit der EU zu führen. Letzte Woche hatte bereits Boris Johnson den Bettel hingeworfen. Viele sahen im Ex-Bürgermeister von London und flammenden Brexit-Befürworter schon den Nachfolger des scheidenden Premierministers David Cameron.

Cameron out. Johnson weg. Warum also nutzte Farage nicht die Gunst der Stunde? «Ich war nie und ich wollte nie Berufspolitiker werden», sagt er. Dennoch bleibt er der Politik treu und behält ausgerechnet seinen gut dotierten Sitz im EU-Parlament. Dort sagte Farage nur Stunden vor der historischen Abstimmung, er werde «das letzte Mal als Vertreter eines Mitgliedsstaates» sprechen. Seinen Meinungsumschwung begründete er gestern damit, dass er im EU-Parlament den Fortschritt der britischen Austrittsverhandlungen verfolgen wolle.

Schon einmal änderte Nigel Farage abrupt seine Meinung: 2015 legte er sein Amt als Parteichef nieder, nachdem er die Wahl ins britische Parlament verpasst hatte. Drei Tage später krebste er zurück. «Diesmal ist es aber ernst», betont Farage. Er wolle nun die Austrittsbewegungen in anderen europäischen Ländern unterstützen.

Momentan sieht es danach aus, als würde die amtierende Innenministerin Theresa May ihren Parteikollegen David Cameron beerben. Der einzige Parteichef, der in der Nach-Brexit-Zeit bislang Standhaftigkeit bewies, ist Labour-Chef Jeremy Corbyn. Seine Fraktion misstraut ihm zwar, bei der Parteibasis geniesst Corbyn jedoch weiterhin hohe Beliebtheit.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?