Nach dem Biss in die schärfste Chili-Schote der Welt musste ein US-Amerikaner (34) in New York in die Notaufnahme gebracht werden. Die Schärfe der «Carolina Reaper» (Reaper heisst auf Deutsch Sensenmann) löst bei ihm eine schlagartige Verengung der Blutgefässe im Hirn aus. Das führt zu qualvollen «Donnerschlag-Kopfschmerzen».
Für viele eine Horrorgeschichte, für mich ein Grund mehr zum Selbstversuch. Mit 1,5 Millionen Scoville auf der Schärfeskala (siehe Box) ist die kleine Schote rund 600-mal stärker als Tabasco. Seit 2013 ist sie offiziell die Nummer eins im Guinnessbuch der Rekorde. Obwohl ich Schärfe-Fanatiker bin, fordern mir die Zahlen Respekt ab.
Neugier schlägt Gefahr
Der selbst ernannte Chili-Baron Felix Decurtins, der die Höllen-Chili in Hirzel ZH anbaut, rät davon ab, einfach in die «Carolina Reaper» zu beissen. Dennoch obsiegt die Neugierde. Ich will es unbedingt wissen: Wie scharf ist sie wirklich? Ich male mir messerstechenden Schmerz aus.
Ohne lange zu zögern, beisse ich in die fruchtig riechende Chili-Schote rein. Da sie getrocknet ist, breitet sich die Schärfe erst langsam aus. Binnen Sekunden brennt jedoch meine Zunge wie Feuer. Die Hitze steigt in den Kopf, meine Augen beginnen zu tränen.
Geschmacksloser Schmerz
Mittlerweile brennt der ganze Rachen. Der Körper wehrt sich: Schluckauf und Husten setzen ein. Der Puls steigt von meinen normalen 90 Schlägen auf 126 in der Minute. Von Geschmack keine Rede, einzig ein brennendes Stechen herrscht in meinem Mund. Dennoch habe ich mir die Qual schlimmer vorgestellt. Doch trotzdem: Die «Carolina Reaper» ist definitiv das Schärfste, was ich je gegessen habe.
Für das Unbehagen ist der chemische Stoff Capsaicin verantwortlich, der in den Schoten enthalten ist. «Dieser löst bei Säugetieren einen Hitzereiz aus, was zum bekannten Brennen im Mund führt», erklärt Decurtins. Eine Gefahr bestehe bei bedachtem Chili-Konsum aber nicht.
Mit der Scoville-Skala wird die Schärfe von Paprikapflanzen gemessen. Hier einige Vergleichwerte:
- 0 Scoville: Gemüsepaprika
- 10 Scoville: Paprika edelsüss
- 2500 Scoville: Tabasco
- 5000 Scoville: Jalapeño-Schote
- 45'000 Scoville: Cayennepfeffer
- 100'000 Scoville: Thai-Chili
- 500'000 Scoville: Habanero-Schote
- 1'500'000 Scoville: Carolina Reaper
- 3'000'000 Scoville: Pfefferspray
- 6'000'000 Scoville: Feuer-Schnitzel im Gasthof Hirschen
- 16'000'000 Scoville: Pures Capsaicin
Mit der Scoville-Skala wird die Schärfe von Paprikapflanzen gemessen. Hier einige Vergleichwerte:
- 0 Scoville: Gemüsepaprika
- 10 Scoville: Paprika edelsüss
- 2500 Scoville: Tabasco
- 5000 Scoville: Jalapeño-Schote
- 45'000 Scoville: Cayennepfeffer
- 100'000 Scoville: Thai-Chili
- 500'000 Scoville: Habanero-Schote
- 1'500'000 Scoville: Carolina Reaper
- 3'000'000 Scoville: Pfefferspray
- 6'000'000 Scoville: Feuer-Schnitzel im Gasthof Hirschen
- 16'000'000 Scoville: Pures Capsaicin
Vollrahm hilft am besten gegen Schärfe
Mit Vollrahm und Brot versuche ich den Schmerz zu lindern. Bekanntlich sollen diese Hausmittel Abhilfe schaffen. Brot halte ich nach dem Versuch für einen Mythos. Rahm und andere fetthaltige Milchprodukte helfen tatsächlich, auch gegen die schärfste Schote. Denn: Capsaicin ist fettlöslich, und Rahm ist fettreich.
Wer tut sich das freiwillig an? Offenbar viele: An die 100 Kilo frischer Schoten verkauft der Chili-Baron laut eigener Aussage jährlich. Ausserdem verarbeitet er sie in Saucen und Gewürzen. Decurtins müsse sich bei der Arbeit aber schützen: «Bei der Verarbeitung sollte man Handschuhe und Atemschutz tragen, denn die Schoten reizen die Haut und Atemwege extrem.» Auch geschlossene Kleidung sei von Vorteil.
Wer gerne scharf isst, wird beim Kochen mit geringen Mengen der Schote also glücklich. Auch einige Stunden nach dem Selbstversuch plagen mich leichte Magenschmerzen: Unklar ist: Liegt es an der Chili oder an den drei Gläsern Rahm? Wer es trotzdem selbst versuchen will: Die «Carolina Reaper» kann man als Schote, Setzling oder Sauce im Online-Shop erwerben.