Es trat auf: John Sculley (76) ein tief im analogen Zeitalter Geborener, ehemals Pepsi-Marketingchef («The Choice of a New Generation») und späterer Apple-Chef, der den Kult-Computer Macintosh einführte – ein Verkäufer aus dem frühen Computer-Zeitalter also.
«Marketing in den 1980ern war Massenwerbung», sagt er, «heute wächst eine Firma wie Facebook ohne Werbung im Eiltempo.» Der Grund: Dies übernehmen heute die Konsumenten. Sie sind vernetzt und tauschen sich über Firmen, Produkte und Service aus. «Wer im digitalen Zeitalter Erfolg haben will», urteilt Sculley, «muss sich das zunutze machen und als Produkt etwas auf den Markt bringen, was dem Kunden echten Nutzen bringt und diesem ein Problem löst.»
In diesem Geist ist der Online-Taxi-Vermittlungsdienst Uber ein Realität gewordenes Beispiel für diese Vision: Die Firma löst ein Problem, das jeder Kunde kennt – und jeder spricht darüber. Natürlich auch Matt Atkin, ein ehemaliger Investmentbanker, der seit 2012 als Uber-Strategiechef die Expansion in den USA und in Europa vorantreibt. Er spricht so schnell, wie er neue Uber-Niederlassungen pflanzt. «350 Uber-Städte existieren inzwischen in 68 Ländern.»
Die schönste Eröffnung für ihn war wohl Zürich im Jahr 2013, und das nicht nur, weil die «Schweiz über das effizienteste Transportsystem der Welt verfügt», sondern vielleicht auch, weil er zu uns eine besondere Beziehung hat: Atkins Mutter stammt aus Bern. Dass es gelungen ist, Uber hierzulande trotz effizientem ÖV erfolgreich zu verankern, entlockt ihm ein verschmitztes Lächeln. Denn Effizienz liebt er. «Was tut ein gewöhnlicher Taxifahrer?», fragt er rhetorisch. «Er steht herum und wartet auf Kundschaft.» Das war und ist die Chance für Uber.
An der Vorstellung einer schönen neuen Digital-Welt kratzt der Dritte: «Alles ist digital, aber digital ist nicht alles!» Man glaubt die Stimme von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump zu hören. Doch sie gehört zu David Sable (61), Chef des US-Werbekonzerns Young & Rubicam, ein «Digital-Unternehmer der ersten Stunde», wie die «Huffington Post» urteilt. Ausgerechnet dieser Mann relativiert die grenzenlose Digital-Euphorie. «Alles ist digital, aber die Menschen gehen in Scharen ins Kino, um ‹Star Wars› zu sehen», sagt er. «Diese physische Welt wird es neben der digitalen immer geben.»
Als guter Werber schiebt er ein paar Glaubenssätze nach, die auch ein «digitaler Leader» nicht vergessen sollte. Etwa: «Nur Menschen steigern den Wert einer Marke.» – «Vermeide die Falle einer Datenblase, weil du wahllos Daten sammelst.» – «Gratis ist kein Business-Modell.» – «Kreativität ist die Voraussetzung, Innovation der Treiber, die Technologie macht es nur möglich.»
Sables bester Merksatz jedoch lautet: «Mach es gross, oder bleib im Bett!»