Waldbrände
Furcht vor «teuflischen» Winden in Waldbrandgebieten Kaliforniens

Im Kampf gegen die verheerenden Waldbrände in Kalifornien müssen sich die Feuerwehren auf gefährliche Bedingungen einstellen. Der US-Wetterdienst warnte für Mittwoch vor Winden in Hurrikan-Stärke, die bestehende Feuer neu anfachen und weitere auslösen könnten.
Publiziert: 30.10.2019 um 06:25 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2019 um 14:00 Uhr
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Starke Winde blasen Brandglut über eine Strasse in Calistoga, 120 Kilometer nördlich von San Francisco. (Bild vom 29. Oktober)
Foto: Noah Berger

Bei starker Trockenheit seien in den Bezirken Los Angeles und Ventura Böen von bis zu 130 Stundenkilometern zu erwarten. Es bestehe ein «extremes Feuerrisiko".

Heftiger Wind könnte Medienberichten zufolge auch für drei Todesfälle in Kalifornien verantwortlich sein. Im Madera-County sei ein Ehepaar in seinem Geländewagen von einem umstürzenden Baum erschlagen worden, hiess es. Die Opfer seien am späten Montagabend entdeckt worden. Bereits am Sonntag war eine 55-Jährige südlich von San Francisco durch einen umfallenden Baum getötet worden.

Die Waldbrände in dem Westküstenstaat, wo der Notstand ausgerufen wurde, haben bereits Zehntausende Menschen aus ihren Häusern vertrieben, Dutzende Gebäude zerstört und Hunderttausende Menschen wegen vorsorglicher Stromabschaltungen im Dunkeln sitzen lassen.

Mit den gezielten «Blackouts» soll verhindert werden, dass durch den Wind beschädigte Leitungen Funken schlagen und dadurch - wie schon mehrfach geschehen - Brände auslösen. Dies hat auch Kritik an den Stromversorgern laut werden lassen.

Auch ein Feuer am Westrand von Los Angeles, das Tausende Anwohner in die Flucht schlug, ist nach Angaben der Behörden durch Funken von einer Stromleitung ausgelöst worden.

Der Bürgermeister von Los Angeles, Eric Garcetti, gab am Dienstagabend (Ortszeit) die wahrscheinliche Ursache für das sogenannte Getty-Feuer bekannt. Demnach hatten starke Winde einen Ast von einem Baum abgebrochen, der eine Stromleitung traf. Funken sollen dann trockenes Gebüsch in Flammen gesetzt haben.

Das in der Nacht zum Montag ausgebrochene Feuer nahe dem weltberühmten Getty-Kunstmuseum hatte schnell um sich gegriffen. Es bedrohte zeitweise rund 10'000 Gebäude.

Tausende Menschen mussten ihre Häuser räumen, darunter auch der Schauspieler und Ex-Gouverneur von Kalifornien Arnold Schwarzenegger. Zwölf Gebäude brannten ab. Mit einer Fläche von knapp drei Quadratkilometern war der Brand zwar eher klein, die Behörden waren aber wegen aufziehender Winde besorgt.

Garcetti warnte, Anwohner müssten sich auf «die schlimmsten Winde des Jahres» gefasst machen. «Dies ist ein furchtbar gefährlicher Moment», sagte er. Die Feuerwehr habe wegen der sogenannten Santa-Ana-Winde an wichtigen Orten bereits Personal in Stellung gebracht, um mögliche Feuer schnell unter Kontrolle zu bringen, sagte er.

«Wir sind bereit, an mehr als einer Front zu kämpfen.» Das Getty-Museum wurde nicht geräumt. Das Gebäude sei besonders brandgeschützt und alle Kunstwerke seien dort sicher, erklärte das Museum. Es bleibe aber bis auf weiteres geschlossen, hiess es in Medienberichten.

Bei der Bekämpfung des grössten Feuers in Kalifornien, des sogenannten «Kincade"-Feuers im Weinbaugebiet Sonoma County nördlich von San Francisco, waren unterdessen gut 4000 Feuerwehrleute im Einsatz, wie die Behörden mitteilten. Löschfahrzeuge und Feuerwehrleute aus zwölf US-Bundesstaaten seien den örtlichen Einsatzkräften zur Hilfe geeilt, erklärte Gouverneur Gavin Newsom.

Die Flammen wüten dort seit vergangenem Mittwoch und breiteten sich nach Behördenangaben auf einer Fläche von mehr als 300 Quadratkilometern aus - das entspricht etwa der Fläche der Stadt München. Der Brand ist bislang nur zu 15 Prozent unter Kontrolle. Medien sprachen von einem «Inferno".

Das sogenannte «Tick"-Feuer nahe Santa Clarita nördlich von Los Angeles konnte nach Angaben der Brandschutzbehörde jedoch zu 90 Prozent eingedämmt werden - doch auch dort herrschte die Furcht vor den extremen Winden.

Brände zu dieser Jahreszeit sind in Kalifornien nichts Unübliches, denn die Santa-Ana-Winde wehen dann besonders stark. In der Gegend um San Francisco werden sie auch Diablo-Winde genannt - Teufel heisst das auf Spanisch. Hinzu kommen die lange Trockenheit und hohe Temperaturen, ein Mix, der das Ausbreiten von Flammen begünstigt.

Vor fast einem Jahr, am 8. November 2018, hatte das verheerende «Camp"-Feuer den Ort Paradise nördlich von San Francisco fast völlig zerstört. 85 Menschen starben, Zehntausende wurden obdachlos. Es war das Feuer mit den meisten Opfern in der Geschichte des Bundesstaates.

(SDA)

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