Die Kriterien Frau und Grün reichten offenbar nicht aus: Die 39-jährige Schlatter holte nur 116'594 Stimmen, FDP-Kandidat Ruedi Noser (58) hingegen 185'276 Stimmen. Die Stimmbeteiligung betrug 33,9 Prozent.
Die FDP zeigte sich erfreut über dieses «super Resultat», wie die Partei mitteilte. Damit komme klar zum Ausdruck, dass die Zürcher Bevölkerung zufrieden sei mit dem erfahrenen Macher Noser, der Lösungen pragmatisch umsetze und Mehrheiten finde.
Enttäuschung hingegen bei der Verliererin: «Ich hätte mich sehr über diese Sensation gefreut», sagte Marionna Schlatter gegenüber TeleZüri. «Ich hätte mir zudem ein knapperes Resultat gewünscht.» Schon bei der ersten, am Mittag veröffentlichten Hochrechnung war klar, dass sie Noser weit unterlegen war.
Mit dem bereits gewählten Ständerat Daniel Jositsch (SP) gebe es schon einen linken Ständerat. «Viele Bürgerinnen und Bürger wollten wohl noch das andere Spektrum berücksichtigen», begründete Schlatter ihre Niederlage. Einen weiteren Grund sieht sie in der Mobilisierung durch die SVP. Deren Wähler hätten wohl konsequent Noser gewählt.
Schlatter kann sich damit trösten, dass das Volk kaum je einen amtierenden Ständerat abwählt. Im Kanton Zürich gab es das letztmals im Jahr 1967, also vor über 50 Jahren.
Nun freue sie sich auf ihr Amt als Nationalrätin, sagte Schlatter weiter. Mit den vielen neuen Gesichtern im Parlament könne man vieles für die Umwelt und den Klimaschutz erreichen.
Die SVP des Kantons Zürich nimmt «mit Genugtuung zur Kenntnis», dass der bisherige FDP-Ständerat Noser wiedergewählt worden ist. Es sei nun zu hoffen, dass er «klare bürgerliche Politik» betreibe. Die SVP hatte Noser in der Vergangenheit wiederholt kritisiert.
Im Gegensatz zur grünen Kandidatin Schlatter sei Noser jedoch «das kleinere Übel". Damit sich die bürgerlichen Stimmen nicht verzettelten, nahm die SVP ihren eigenen Ständeratskandidaten Roger Köppel aus dem Rennen. GLP-Kandidatin Tiana Angelina Moser wiederum zog sich zugunsten von Schlatter zurück.
Bereits im ersten Wahlgang schaffte es der bisherige SP-Ständerat Daniel Jositsch. Das «bewährte Duo Jositsch-Noser», wie sich die beiden stets bezeichnen, bleibt somit weitere vier Jahre im Amt.
(SDA)