Wahlen 2019
Trotz Frauenjahr wird nicht jeder Kanton Parlamentarierinnen haben

Vier Kantone hatten noch nie eine Frau im Parlament: Zug, Obwalden, Glarus und Appenzell Innerrhoden. Und auch im Frauenjahr 2019 wird die Durststrecke nicht für alle enden.
Publiziert: 07.10.2019 um 09:01 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2019 um 09:02 Uhr

Die kleinen Kantone Appenzell Inner- und Ausserrhoden, Obwalden, Nidwalden, Uri, Glarus und der Jura haben nur einen Nationalratssitz zugute. Da war die Wahrscheinlichkeit bisher gross, dass Männer das Rennen nach Bundesbern für sich entschieden. Dass Zug mit seinen drei zur Verfügung stehenden Sitzen in all den Jahren seit 1971 und trotz über fünfzig Kandidatinnen keine Parlamentarierin stellte, erstaunt dagegen.

Dieses Jahr sollte es freilich klappen: Mindestens vier valable Kandidatinnen stehen in Zug in den Startpflöcken: SP-Kantonsrätin Barbara Gysel für National- und Ständerat, Manuela Weichelt (Alternative - die Grüne Zug) und alt Frau Landammann Karen Umbach (FDP) für den Nationalrat, Tabea Zimmermann (ebenfalls Alternative - die Grünen) und die eher chancenreduzierte parteilose Zuger Bauchefin Andrea Sidler Weiss für das «Stöckli". Gemäss einer Umfrage der «Zuger Zeitung» dürften im Ständerat aber die bürgerlichen Männer das Rennen machen.

Auch Obwalden könnte den Bann brechen: Die Chancen von Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann sind zwar relativ gering. Aber SVP-Kantonsrätin Monika Rüegger könnte den Nationalratssitz von Karl Vogler (CSP) erben und die erste Obwaldnerin im Eidgenössischen Parlament werden.

Hoffnung der weiblichen Wählerschaft auf eine parlamentarische Geschlechtsgenossin keimt auch in Appenzell Innerrhoden, wo es bis jetzt noch keine Frau nach Bundesbern schaffte: Weil die Landsgemeinde Nationalrat Daniel Fässler (CVP) ins «Stöckli» gewählt hat, wird sein Nationalratssitz frei. CVP-Regierungsrätin Antonia Fässler kandidiert dafür.

Herausgefordert wird sie von ihrem Parteikollegen alt Säckelmeister (Finanzdirektor) Thomas Rechsteiner. Der 47-Jährige wird vom kantonalen Gewerbeverband unterstützt. Für die SVP kandidiert der amtierende Säckelmeister Ruedi Eberle. Er könnte von der CVP-Doppelkandidatur profitieren, weil die beiden andern sich gegenseitig Stimmen wegnehmen.

Glarus muss wohl weiter um den historischen Einzug einer Frau ins Schweizer Parlament zittern. Priska Grünenfelder von der SP hat reichlich Gegenwind: Die bisherigen beiden Ständeräte Thomas Hefti (FDP) und Werner Hösli (SVP) sowie Nationalrat Martin Landolt (BDP) bilden ein stabiles Trio und bedienen den traditionell bürgerlichen Geschmack des Glarner Stimmvolks.

Die 33-jährige Lehrerin Grünenfelder hat dagegen keine politische Erfahrung und ist im Kanton weitgehend unbekannt. «Ich bin engagiert, stehe mitten im Leben, verkörpere moderne Familienpolitik und bringe als berufstätige Mutter von drei Kindern Erfahrung mit. Alles ist lernbar, auch Parlamentsarbeit», äussert sie sich optimistisch.

Nidwalden hat in seiner Geschichte bisher erst eine Frau nach Bundesbern entsandt: CVP-Frau Marianne Slongo, die 1999-2007 im «Stöckli» sass. Dieses Jahr sind für beide Kammern nur Männer aufgestellt: der bisherige Peter Keller (SVP) und alt CVP-Regierungsrat Alois Bissig für den Nationalrat sowie Hans Wicki (FDP), der bereits in stiller Wahl in den Ständerat gewählt worden ist.

Der Kanton Solothurn war seit 1975 meist mit einer, manchmal sogar mit zwei oder gar drei Frauen in Bern vertreten. Bei den diesjährigen Nationalratswahlen könnte nun der Fall eintreten, dass sich das Stimmvolk für eine rein männliche Vertretung ausspricht.

Die fünf bisherigen Männer treten wieder an. Für die Nachfolge der zurücktretenden Bea Heim (SP) gilt der frühere Regierungsrat Peter Gomm als Favorit. Die Wahl einer Frau, auf Kosten von Gomm oder eines Bisherigen, ist allerdings nicht ausgeschlossen.

(SDA)

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