In der Waadt haben sich die Grüne Adèle Thorens und die Sozialdemokratin Ada Marra im ersten Wahlgang am 20. Oktober auf den vorderen Plätzen positioniert. Der bisherige FDP-Ständerat Olivier Français schaffte es nur auf den dritten Platz. Trotzdem ist auch mit ihm noch zu rechnen.
Français war bereits bei den Wahlen 2015 an dritter Stelle und schaffte es damals, zur Überraschung aller, im zweiten Wahlgang aufzuholen und Luc Recordon von den Grünen zu verdrängen. Allerdings ist der Abstand diesmal grösser. Die beiden Frauen erreichten knapp hintereinander 39,9 Prozent und 39,66 Prozent der Stimmen. Der Bisherige von der FDP erhielt einen Zuspruch von 29,23 Prozent und liegt über 19'000 Stimmen hinter der zweitplatzierten SP-Frau.
Um den Rückstand aufzuholen, müsste Français auf eine starke Unterstützung seitens der Bürgerlichen - namentlich der SVP - zählen können. Diese beschloss zwar im Gegensatz zu 2015, den FDP-Mann zu unterstützen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass nicht alle Parteimitglieder dieser Weisung folgen werden.
Das Zünglein an der Waage spielen könnte die Grünliberale Partei (GLP). Sie empfiehlt Thorens und Français zur Wahl.
Sollten Thorens und Marra gewinnen, wäre der Kanton Waadt erstmals mit zwei Frauen im Ständerat vertreten. Français würde damit vom politischen Parkett abtreten. Der 64-Jährige hatte nach dem ersten Wahlgang angekündigt, dass er die Politik im Falle einer Nicht-Wahl verlassen werde.
Auch in Genf ist die Linke stark positioniert. Die Grüne Lisa Mazzone und Carlo Sommaruga von der SP haben im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten. Ihnen folgen mit rund 15'000 Stimmen Unterschied Hugues Hiltpold von der FDP und mit einem Abstand von 17'000 Stimmen Béatrice Hirsch von der CVP.
Die beiden bürgerlichen Kandidaten werden den Rückstand aber kaum wettmachen können, da sie keine Unterstützung seitens der SVP erhalten. Diese hat sich entschieden, nochmals mit Céline Amaudruz anzutreten. Die SVP-Kandidatin besetzte im ersten Wahlgang den fünften Platz. Sie wird von der Bürgerbewegung Mouvement citoyens genevois (MCG) unterstützt. Auch der Parteilose Paul Aymon behielt seine Kandidatur aufrecht.
Der zerstrittenen Rechten dürfte es angesichts der Vielzahl von Kandidaten in Genf kaum gelingen, an der seit zwölf Jahren andauernden Vormachtstellung der Linken im Ständerat zu rütteln.
Im Kanton Freiburg kommt es zu einem Dreikampf: FDP-Kandidatin Johanna Gapany fordert die beiden bisherigen Ständeräte Christian Levrat (SP) und Beat Vonlanthen (CVP) heraus.
Die besten Karten hat Levrat, der im ersten Wahlgang mit 43 Prozent der Stimmen ein Spitzenresultat erzielt hatte. Der 49-jährige Präsident der SP Schweiz dürfte seinen Ständeratssitz problemlos verteidigen. Dies nicht zuletzt dank den Grünen, die im ersten Wahlgang noch mit einem eigenen Kandidaten angetreten waren.
Schwieriger präsentiert sich die Ausgangslage für CVP-Ständerat Vonlanthen. Der 62-jährige Deutschfreiburger landete zwar im ersten Wahlgang auf dem zweiten Platz, erzielte aber nur 4000 Stimmen mehr als die Drittplatzierte, die 31-jährige FDP-Kandidatin Gapany.
Gapany kann aber nicht auf die Unterstützung der SVP zählen. Die Partei nahm ihren viertplatzierten Kandidaten nach dem ersten Wahlgang zwar aus dem Rennen, empfahl aber, am 10. November leer einzulegen.
Während Gapany sich als einzige Frau positioniert, spricht für Vonlanthen, dass er als Einziger der drei Kandidierenden den deutschsprachigen Kantonsteil vertritt. Falls Gapany gewählt würde, wäre sie die erste Frau für den Kanton Freiburg im Ständerat.
(SDA)