Die Delegierten nominierten Perrin am Mittwochabend in Couvet NE trotz der gesundheitlichen Probleme, mit der heute 52-Jährige in der Vergangenheit gekämpft hatte. Nach einem Burnout und Alkoholexzessen war der einstige Hoffnungsträger der Westschweizer SVP im Juni 2014 als Staatsrat zurückgetreten.
Jetzt ist der Hardliner zurück, seine Nomination war Formsache. Der ehemalige Polizeiinspektor wurde in der ersten Wahlgang mit 52 von 64 Stimmen gewählt, wie Parteipräsident Walter Willener der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Ebenfalls auf die Liste schafften es die Grossrats-Stellvertreter Grégoire Cario, Thierry Brechbühler und Sylvia Schulé. Über die Klippen springen mussten die Grossräte Olga Barben und Niels Rosselet-Christ.
Für die Ständeratswahlen hat sich die Partei für den Pierre Hainard entschieden, einen ehemaligen Stadtrat von La Chaux-de-Fonds.. «Angesichts der Proporzahl ist die Chance, einen Sitz in der kleinen Kammer zu gewinnen, minim", sagt Parteipräsident Willener.
Doch auch für die Wahlen in die Grosse Kammer sind die Aussichten der Neuenburger SVP alles andere als rosig. Ohne Nationalrat Raymond Clottu, der sich nicht zur Wiederwahl stellt, fehlt der Partei eine treibende Kraft. Die Verteidigung des Sitzes ist fraglich.
Clottu hatte im Februar angekündigt, dass er nicht zur Wiederwahl antreten und auch auf eine Wiederaufnahme in die SVP Neuenburg verzichten werde. Der Buchhaltungsexperte war im April 2017 aus der Kantonalpartei ausgeschlossen worden, weil er seine Mitgliederbeiträge nicht bezahlt und nach der Niederlage bei den kantonalen Wahlen 2017 den Vorstand kritisiert hatte. Seither politisiert er als Unabhängiger im Nationalrat, ist aber Mitglied der SVP-Fraktion.
Nach dem Debakel an den Kantonswahlen vor zwei Jahren ist die Neuenburger SVP noch immer mit Wundenlecken beschäftigt. Damals hatte sie im Grossrat 11 ihrer 20 Sitze verloren.
Die Hoffnung auf ein Wiedererstarken der Partei lastet nun weitgehend auf den Schultern von Perrin, der bereits von 2003 bis 2013 dem Nationalrat angehörte. Er gilt als einziger Kandidat, dem auch ausserhalb der traditionellen SVP-Anhängerschaft viele Stimmen zugetraut werden.
Die Problem der Kantonalsektion stehen exemplarisch für die Rolle der SVP in der Romandie. Seit dem Rekordzuwachs von 2003 ist der Westschweiz-Feldzug der SVP ins Stocken geraten. Bei den Nationalratswahlen 2015 schnitt die Rechts-Partei deutlich schlechter ab als auf der anderen Seite des Röstigrabens.
Bei kantonalen Wahlen in der Romandie in den vergangenen vier Jahren büsste die SVP 14 Sitze ein. Und seit der Abwahl von Oskar Freysinger stellt sie keinen einzigen Regierungsrat in der Westschweiz mehr.