Wahlen 2019
Linke haben bei Unterstützung von Frauenkandidaturen Vorsprung

Frauen erhalten mit dem Frauenstreiktag am 14. Juni ein Sprungbrett für ihre Kandidaturen für die eidgenössischen Wahlen im Herbst. Frauen aus allen politischen Lagern fordern ihre Plätze im Parlament ein. Die Linke hat allerdings eine gute Nasenlänge Vorsprung.
Publiziert: 05.06.2019 um 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2019 um 10:08 Uhr

«Wir wollen führen, entscheiden und über die politischen Gräben hinweg zusammenarbeiten», sagen Lisa Mazzone von den Grünen, Jacqueline De Quattro (FDP), Flavia Wasserfallen (SP) oder Isabelle Chevalley (GLP). Sie sind nicht die Einzigen, die sich so äussern.

Ihre Botschaft für den Wahltag am 20. Oktober lancierte die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen (EKF) bereits vor einem Jahr in einem Videoclip. Der Slogan lautet: «Halbe-halbe. Mehr Frauen in die Politik.» Auch Vereine und Verbände machen mobil.

Alliance F und Operation Libero haben dazu gemeinsam die Kampagne «Helvetia ruft» lanciert. «Was wäre, wenn wir 40 Frauen und sechs Männern im Ständerat hätten oder 137 Frauen und 63 Männer im Nationalrat», fragen sich die jungen Frauen nicht ohne Selbstironie. Doch sie sind entschlossen, das Maximum herauszuholen.

Denn die Schweiz kann nicht glänzen in Sachen Frauenanteil. Weniger als ein Drittel der 200 Nationalratsmitglieder sind Frauen; im Ständerat liegt der Frauenanteil gar bei nur 13 Prozent. Und während der Legislatur wurde der Frauenanteil noch kleiner, weil eine Nationalrätin und eine Ständerätin durch Männer ersetzt wurden.

Eine Regierung und ein Parlament mit grosser Männer-Mehrheit repräsentieren in den Augen von Alliance F die Bevölkerung nicht. Frauen müssten an der Gestaltung von Gesetzesvorlagen teilhaben können, denn die Gesetze beträfen sie ja genauso wie die Männer. Das Verhältnis Mann-Frau müsse in der Politik bei 50 zu 50 liegen.

Bei den Parteien heisst es auf Anfrage, sie wollten Kandidaturen von Frauen «aktiv unterstützen". Bei der Linken ist die Ausgewogenheit der Geschlechter auf den Wahllisten seit Jahren Normalität, wie die Sprecher von SP und Grünen sagen.

Die SP hat sich für «gestreifte» Listen entschieden, auf denen alternierend Namen von Frauen und Männern stehen. In einigen Kantonen, etwa in Bern, gibt es auch reine Frauenlisten, die mit Männerlisten verbunden werden.

Die Grünen, die 2019 als «feministisches Jahr» deklariert haben, bevorzugen Listen mit je zur Hälfte Männern und Frauen. Sie folgen dem Beispiel von Frankreich - im Nachbarland hat sich die Zahl der weiblichen Abgeordneten erhöht. Beide Parteien sind zuversichtlich, dass sich auf ihren Listen 50 Prozent Frauen zur Wahl stellen.

Die CVP will mit einem Frauenanteil von gegen 40 Prozent antreten und zeigen, dass es auch ohne Frauenquote geht, wie Sprecher Michel Girod sagte. Sie setzt auf gemischte Listen. Die CVP ermutige die Kantonalparteien zu Frauenkandidaturen, mache aber keine Vorgaben.

Direktiven an ihre Sektionen mag auch die SVP nicht ausgeben. Sie wolle auf ihren Listen eine gute Vertretung von jungen Leuten, älteren, Männern, Frauen, Berufen und Regionen, führt SVP-Sprecherin Andrea Sommer aus.

Quoten und Frauenlisten gibt es bei der SVP nicht. «Die Wählerinnen und Wähler müssen wählen können wen sie wollen, aus einer Liste von repräsentativen Personen», sagt die Sprecherin.

Die FDP wiederum will ihre Kandidatinnen mit einer sehr offensiven Plakat-Kampagne fördern, wie Doris Fiala, Nationalrätin und Präsidentin der FDP Frauen sagt.

In vielen Kantonen lässt sich ein eigentlicher Frauen-Elan ausmachen. Alliance F hat in 16 Kantonen nicht weniger als 37 Ständeratskandidatinnen gezählt.

Die Zahl ist provisorisch, und sie war noch nie so hoch, obwohl von Wahl zu Wahl mehr Kandidierende antreten. 1995 hatten sich 35 Frauen für den Ständerat beworben. Zu den Frauenkandidaturen für den Nationalrat liegen noch keine Zahlen vor.

Um aber auch gewählt zu werden, müssen die Frauen gleiche Chancen wie Männer erhalten, auf vordere Listenplätze oder auf ein Ticket für den Ständerat gesetzt zu werden. Das kann zu intensiven Rivalitäten in den Parteien führen.

Aus der SP wurden dazu gleich zwei Fälle bekannt, mit unterschiedlichem Ausgang: Im Kanton Aargau gewann Cédric Wermuth die Auseinandersetzung um den Platz auf dem Ständeratsticket, und Parteikollegin Yvonne Feri unterlag. In der Waadt dagegen setzte sich Ada Marra gegen SP-Fraktionschef Roger Nordmann durch.

Für Alliance F ist das nichts anderes als normal: Das sei dieselbe Konkurrenz, die es auch zwischen zwei Männern um einen Posten gebe. Aber für einen echten Kampf der Geschlechter braucht es sehr profilierte Politikerinnen.

Die bürgerlichen Parteien scheinen das noch nicht der Fall zu sein. «Bei uns fehlen die Anwärterinnen», räumt zumindest eine FDP-Wahlkämpferin ein. In Sachen Profil gebe es noch Luft nach oben.

(SDA)

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