Währungsgewinne gehen an Kunden
20% Rabatt! Mercedes mischt Auto-Branche auf

Jetzt geraten auch Autos unter die Preislawine! Mercedes legt vor. Ziehen andere Marken nach?
Publiziert: 18.08.2011 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 09:06 Uhr
Von Daniel Meier und Urs Bärtschi

Diese Nachricht schlägt in der Schweizer Autobranche wie eine Bombe ein: Mercedes senkt die Preise für praktisch alle Neuwagen um nicht weniger als 20 Prozent! Gegenüber BLICK bestätigt Artur Demirci von Mercedes-Benz Schweiz den massiven Abschlag und erklärt: «Grund dafür ist die Kursentwicklung des Schweizer Frankens, denn wir wollen unseren Kunden nach wie vor adäquate und dem Wettbewerbsumfeld angepasste Preise anbieten.» Und er fügt an: «Diese Situation betrifft alle Importeure gleichermassen.»

Bis zu 30 000 Franken Unterschied!

Der 20-Prozent-Hammer gilt ab sofort und rückwirkend für Käufe bis 11. August. Zudem verlängert Mercedes ohne Aufpreis die Service- und Garantieleistungen. Auch das wegen «des tiefen Euro-Kurses».

Der Rabatt gilt sogar für Sonderausstattungen, denn die 20 Prozent werden vom Gesamtpreis abgezogen – inklusive Extras wie Ledersitze oder Spezialfelgen. Selbst beim günstigsten Einsteigermodell der A-Klasse spart man fast 6000 Franken (siehe Beispiele). Bei einer Luxus-Limousine der S-Klasse mit allen Extras kann der Unterschied mehr als 30 000 Franken ausmachen.

Oder mit anderen Worten: Kunden, die heute eine S-Klasse kaufen, kommen zum Preis von letzter Woche gleich noch eine A-Klasse obendrauf. Wer vor dem 11. August gekauft hat, hat Pech: «Ausschlaggebend ist das Datum des Vertragsschlusses.»

Konkurrenz unter Druck

Nachdem im Detailhandel derzeit jeden Tag mehr Produkte verbilligt werden, greift die Euro-Debatte nun voll auf das Geschäft mit Autos über. Andere Marken wie Renault, Ford, VW, Audi oder BMW bieten bereits Euro-Rabatte, zusätzliche Eintausch-Prämien oder vergünstigte Extras. Aber mit seiner Offensive setzt Mercedes nun die Konkurrenz unter Druck. Denn keiner gibt die Währungsgewinne so konsequent, direkt und einfach an die Konsumenten weiter wie der deutsche Autokonzern.

In der Branchen hält man sich weiter bedeckt. Zwar sind sich alle einig: Bleibt der Euro weiter auf einem Niveau von rund 1.10 Franken, müssen die Listenpreise runter. Aber solange es geht, lässt man die Preislisten unverändert. Grund: Falls der Euro doch wieder auf 1.30 Franken oder darüber steigt, würde man weniger Geld verdienen – oder man müsste die Preise sofort wieder erhöhen.

Auswirkungen auf Occasions-Mercedes?

Beim Importeuren-Verband Auto Schweiz warnt man trotz Euro-Tiefflug immer noch davor, die Preislisten anzupassen. Präsident Max Nötzli verweist darauf, dass ein Auto über längere Zeit einen hohen Wiederverkaufswert habe, und der Markt dafür gross sei: «Deshalb muss man mit allgemeinen Listenpreissenkungen sehr vorsichtig sein. Sie wirken sich direkt auf den Wert jeder Occasion aus.»

Die Preise für Occasions-Mercedes werden aber nicht gleich zusammenbrechen. Denn auch Mercedes ist vor einer generellen Preissenkung zurückgeschreckt. Den 20-Prozent-Discount gewährt man «bis auf Widerruf», heisst es im Kleingedruckten.

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