Für US-Forscher scheint der Pokémon-Go-Hype schon wieder vorbei. Nicht so im 1709-Einwohner-Dorf Starrkirch-Wil SO. Dort werden die virtuellen Fantasiewesen mit dem Handy auf dem Friedhof gejagt, und neuerdings wird dort auch noch randaliert.
Den Grund kennt Gemeindeverwalter Beat Gradwohl (53): «Beim Eingang gibt es eine virtuelle Aufladestation für Pokémon-Spieler.» Mit Folgen. «Am vorletzten Wochenende und in der Nacht auf letzten Freitag gab es Sachbeschädigungen.» Gräber wurden geschändet, Blumen und Grabschmuck umgestossem oder weggeworfen.
Gradwohl glaubt, dass es Pokémon-Spieler waren: «Sie müssen hier länger verweilen, um am sogenannten Poké-Stop diverse virtuelle Dinge für das Spiel nach- oder aufzuladen.» Dies ziehe Spieler an und bringe sie vielleicht auf dumme Ideen.
«Ich war noch nie dort», sagt Jan Häfliger (26), passionierter Spieler und Gründer der ortsnahen Facebook-Gruppe Pokémon Go Olten. Er wisse zwar, dass es auf Friedhöfen in der Schweiz Probleme gäbe, aber: «Ich habe noch nie davon gehört, dass Spieler randaliert haben. Die meisten sind absolut friedlich. Aber es gibt immer ein paar Trottel.»
Diese kämen in der Szene nicht gut an. «Es hagelt sofort negative Kommentare, wenn einer nur schon ein Fantasiewesen postet, das er auf einem Friedhof gefangen hat.»
Das reicht Starrkirch-Wil nicht. Laut dem «Oltner Tagblatt» hat Gradwohl über die Webseite der Entwicklerfirma eine Anfrage deponiert, den Poké-Stop beim Friedhof zu entfernen. Zudem soll die Polizei vermehrt patrouillieren. Ein Thema sei auch Videoüberwachung.
«Wir möchten das aber nicht, da die Verstorbenen und Trauernden ihre Ruhe haben sollen», sagt Gradwohl. Er appelliert an die Pokémon-Spieler, «Respekt vor den Toten und den Angehörigen zu haben und sich vom Friedhof fernzuhalten».