Die 89-jährige Frau, die am Dienstagabend in Einsiedeln SZ lebensgefährliche Verletzungen erlitten hat, als sie auf dem Fussgängerstreifen von einem Auto erfasst wurde, ist kein Einzelfall. Mit der früher einsetzenden Dunkelheit ist das Unfallrisiko von Fussgängern und Velofahrern am frühen Abend drastisch angestiegen.
Dies zeigen auch Zahlen des Touring-Clubs der Schweiz (TCS), die im Hinblick auf den Internationalen Tag des Lichts vom Donnerstag veröffentlicht wurden. Für Fussgänger, Velo- und Motorradfahrer nehme die Wahrscheinlichkeit, auf der Strasse verletzt oder getötet zu werden, in den Wintermonaten November bis Februar um bis zu 58 Prozent zu.
Die Tatsache, dass Fussgängerinnen und Fussgänger die verletzlichsten Verkehrsteilnehmenden sind, zeigt sich sowohl in den TCS-Zahlen als auch in den Meldungen der Polizeistellen. Ein Viertel der Unfälle, die Fussgänger betreffen, ereigneten sich am Abend während dieser Jahreszeit. Am Morgen sei die Unfallgefahr für Fussgänger sogar um 44 Prozent höher.
Innerhalb einer guten Woche, also seit Montag vergangener Woche, sind gemäss den Meldungen der Polizeistellen am frühen Abend sechs Fussgängerinnen oder Fussgänger von Autos angefahren und verletzt worden. Drei dieser Unfälle ereigneten sich auf Fussgängerstreifen.
Auch Velofahrende sind während der Wintermonate einem grösseren Risiko ausgesetzt. So wurden innerhalb einer Woche mindestens vier Velofahrende von Fahrzeugen erfasst und bei den Unfällen auch verletzt.
Ein Grund für die Unfälle ist, dass Menschen, die zu Fuss oder per Velo unterwegs seien, oft zu spät gesehen werden, wie die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) im Hinblick auf den Internationalen Tag des Lichts vom Donnerstag schreibt. Dies sei insbesondere dann der Fall, wenn sie dunkel gekleidet und ohne Licht oder reflektierende Materialien unterwegs seien. Niederschläge und Nebel könnten die Sicht zusätzlich einschränken.
Gemeinsam mit der Polizei und weiteren Partnern wird die Bevölkerung am Donnerstag schweizweit mit der Kampagne «Made visible» auf das erhöhte Unfallrisiko sensibilisiert.
Ein Auto brauche auf trockener Fahrbahn bei einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde (km/h) etwa 40 Meter, bis es ganz zum Stillstand komme. Nur schon in der Reaktionszeit lege das Auto noch ungebremst 28 Meter zurück.
Eine Fussgängerin oder ein Fussgänger mit dunkler Kleidung werde in der Dunkelheit im Licht der Scheinwerfer jedoch erst ab einer Entfernung von etwa 25 Metern gesehen. Dies bedeutet laut bfu, dass das Auto einen Menschen noch bei vollem Tempo treffen würde. Durch helle Kleidung erhöhe sich die Sichtbarkeit bereits auf 40 Meter. Kämen noch Reflektoren etwa in Form einer Leuchtweste dazu, werde die Sichtbarkeit nochmals deutlich verbessert.
Der TCS rät Fussgängern zudem, gut beleuchtete Wege zu wählen, um eine bessere Sicht auf den Verkehr zu haben und Gefahren ausweichen zu können. Mit der auch vom Verkehrssicherheitsfonds unterstützten Kampagne «Made visible» werde gezeigt, wie Verkehrsteilnehmende sowohl modisch als auch sicher gekleidet sein könnten. Sei dies mittels spezieller Halstücher, Stickers, Anhänger oder Rucksäcken - an Möglichkeiten, elegant und gleichzeitig sicher unterwegs zu sein, fehle es nicht.
(SDA)