Zürich, Fünf-Sterne-Hotel Baur au Lac. Die Stadt erwacht erst, als die Fahnder schon im Volvo vor den Toren stehen. Zielsicher suchen sie zwei Zimmer auf – und um 6.01 Uhr nehmen sie gestern zwei Personen fest.
Es sind zwei Vizepräsidenten der Fifa: der Paraguayaner Juan Ángel Napout (57), Präsident des Conmebol (Kontinentalverband Südamerika), und der Honduraner Alfredo Hawit (64), Präsident des Concacaf (Kontinentalverband Nord- und Mittelamerika, Karibik).
Beide befinden sich wegen Sitzungen des Fifa-Exekutivkomitees in Zürich. Wie Ende Mai, als sieben Fifa-Funktionäre verhaftet wurden, schlägt die Kantonspolizei aufgrund von US-Haftgesuchen zu. Wie damals warten auch jetzt amerikanische Journalisten, offensichtlich vorinformiert, im Hotel.
Die beiden gestern verhafteten Funktionäre widersetzen sich nach dem Verhör einer Auslieferung an die USA. Ihnen wird vorgeworfen, Bestechungsgelder für den Verkauf von Vermarktungsrechten angenommen zu haben.
Und die Fifa? Sie tagt ab neun Uhr wie geplant. Die Verhaftungen sind kein Schock, vielleicht nicht einmal eine Überraschung. Kommuniziert wird nur, man arbeite mit den Behörden zusammen. Die Sitzung ist offenbar ergiebig. Das Exekutivkomitee beschliesst Reformen, die gut klingen:
- Amtszeitbeschränkung für den Präsidenten auf maximal zwölf Jahre. Eine Alterslimite wird verworfen.
- Lohntransparenz: Künftig werden die Gehälter von Präsident, CEO und allen Fifa-Räten offengelegt.
- Frauenquote. Das Exekutivkomitee (24 Mitglieder) wird durch einen Fifa-Rat ersetzt. Eine Art Aufsichtsrat mit 36 Mitgliedern. Jeder der sechs Kontinentalverbände muss mindestens eine Frau stellen, also sind mindestens sechs Frauen im Gremium. Die Amtszeit ist auch hier auf zwölf Jahre beschränkt.
- Der Generalsekretär heisst neu CEO. Er trägt die operative Verantwortung, während der Präsident als Vorsitzender des Rates eine eher repräsentative Funktion hat.
Alle Änderungen müssen vom Kongress im Februar noch abgesegnet werden. Noch ist der Reformprozess der Fifa nicht abgeschlossen.
Und während sie sich zu ändern versucht, hat sie die Justiz im Nacken: Gestern Abend gab US-Justizministerin Loretta Lynch bekannt, dass sie gegen weitere 16 Fifa-Funktionäre ermittle. Es gehe um Bestechung und Korruption in der Höhe von 200 Millionen Franken. «Sie werden uns nicht entkommen», sagte Lynch.