«Verfluchter Unfall»
Verteidiger verlangt Freispruch für Schettino

Costa-Concordia-Captain Francesco Schettino sei freizusprechen, verlangt sein Anwalt. Die Havarie vor der Insel Giglio mit 32 Todesopfern sei ein «verfluchter Unfall» gewesen, der im Meer vorkommen könne.
Publiziert: 09.02.2015 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 23:28 Uhr

Die 32 Todesopfer seien auf «menschlich unvorhersehbare Umstände» zurückzuführen, erklärte Schettino-Verteidiger Domenico Pepe am Montag in seinem Schussplädoyer. Sollte das Gericht Schettino trotzdem wegen Fahrlässigkeit schuldig sprechen, solle der Kapitän zur Mindeststrafe verurteilt werden. Das Gericht solle zudem strafmildernde Umstände berücksichtigen.

Der 54-jährige Schettino, der wegen Erkrankung fehlte, hatte nach dem Unglück im Januar 2012 fast sechs Monate unter Hausarrest verbracht. Ihm werden mehrfache fahrlässige Tötung, das vorzeitige Verlassen des Schiffes während der Evakuierung, die Verursachung von Umweltschäden und falsche Angaben an die Behörden vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft hatte 26 Jahre und drei Monate Haft für den Kapitän beantragt.

Nach Ansicht seiner Anwälte hat Schettino nach der Havarie der Costa Concordia jedoch eine noch grössere Katastrophe verhindert. Mit seiner Entscheidung, das Auslösen des Alarms zu verzögern, habe der Kapitän viele Menschenleben gerettet.

«Wenn Schettino einen Kilometer vor der Küste den Alarm ausgelöst hätte, wie er das nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hätte tun sollen, wäre das Schiff ausser Kontrolle geraten, sagte Pepe. Nicht alle Rettungsboote hätten die Küste erreichen können. Schettino als erfahrener Seemann habe das Schiff bis fast zur Küste geführt und Menschenleben gerettet.

Der Verteidiger klagte erneut, dass sein Mandant von der Staatsanwaltschaft schwer beleidigt worden sei. Ein Anklagevertreter hatte Schettino in seinem Plädoyer als eine Mischung aus »einem leichtsinnigen Optimisten und einem wendigen Idioten« bezeichnet. »In 40 Jahren als Rechtsanwalt habe ich niemals solche Beleidigungen gehört«, erklärte Pepe.

Schettino hat zwar eine Mitschuld eingeräumt, jedoch stets behauptet, seine Crew habe die entscheidenden Fehler gemacht. »Die Offiziere haben Schettino in den entscheidenden Momenten im Stich gelassen und sind verschwunden. Die Crew war vom professionellen Standpunkt aus völlig ungeeignet", sagte Pepe.

Die Staatsanwaltschaft wolle Schettino allein die Verantwortung für die Havarie aufhalsen. Vier Crewmitglieder und ein Manager der Reederei Costa Crociere hatten sich vor dem Prozess mit dem Gericht gegen Schuldeingeständnisse auf Haftstrafen bis zu knapp drei Jahren geeinigt.

Nach der Verteidigung hat wieder die Staatsanwaltschaft das Wort. Mehrere Nebenkläger wollten sich ebenfalls noch äussern. Mit einem Urteil in dem vor eineinhalb Jahren gestarteten Prozess wird Mitte der Woche gerechnet. (sda)

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