«Verdammt viel Weisheit»
Joe Biden (80) verteidigt sein Alter

US-Präsident Joe Biden weist Zweifel zurück, er sei aufgrund seines Alters nicht für eine weitere Amtszeit geeignet.
Publiziert: 06.05.2023 um 08:36 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2023 um 13:06 Uhr
Handelt sich wegen Versprechern immer wieder Spott ein: US-Präsident Joe Biden.
Foto: Evan Vucci

«Ich weiss mehr als die grosse Mehrheit der Menschen», sagte der 80-jährige Joe Biden in einem Interview des Fernsehsenders MSNBC. «Ich habe verdammt viel Weisheit erlangt.» Das Interview wurde am Freitagabend (Ortszeit) ausgestrahlt. «Ich habe mehr Erfahrung als jeder andere, der jemals für dieses Amt kandidiert hat. Und ich denke, ich habe bewiesen, dass ich sowohl ehrenhaft als auch effektiv bin.»

Biden war 2021 als ältester Präsident aller Zeiten ins Weisse Haus eingezogen. Ende April kündigte der Demokrat an, er wolle bei der Präsidentenwahl im kommenden Jahr für eine zweite Amtszeit antreten. Bei der Wahl in anderthalb Jahren wird Biden 81 Jahre alt sein, am Ende einer möglichen zweiten Amtszeit wäre er 86.

Pressekonferenz, die es gar nicht gibt

Der siebenfache Grossvater ist seit Jahrzehnten im politischen Geschäft. Mehr als 35 Jahre lang sass er im Senat. Von 2009 bis 2017 war er Stellvertreter des damaligen US-Präsidenten Barack Obama, bevor er vier Jahre später selbst auf das höchste Amt in den Vereinigten Staaten aufrückte.

Bidens Alter und seine Eignung als erneuter Präsidentschaftsbewerber sorgen seit längerem für Debatten, auch in seiner eigenen Partei. Der Demokrat zieht regelmässig mit Versprechern Spott auf sich. Erst am Freitag hatte sich Biden Häme eingehandelt, weil er bei einem Auftritt im Weissen Haus für den Nachmittag eine «grosse Pressekonferenz» ankündigte und damit für Verwirrung sorgte. Von einer Pressekonferenz des Präsidenten war nichts bekannt, es kam auch nicht dazu. US-Medien berichteten unter Berufung auf das Weisse Haus, Biden habe sich bei seiner Ankündigung auf die Aufzeichnung des MSNBC-Interviews bezogen – und damit quasi falsch ausgedrückt. Die politische Konkurrenz nutzt kleine Fehltritte dieser Art regelmässig, um Bidens mentale Fitness infrage zu stellen.

Kaum Konkurrenz bei den Demokraten

Bei den Republikanern tritt erneut Ex-Präsident Donald Trump als Kandidat an, gegen den Biden bereits 2020 seinen Wahlkampf bestritten hatte. Biden besiegte den republikanischen Amtsinhaber damals. Ohne Trump namentlich zu nennen, sagte Biden nun: «Wir können nicht zulassen, dass bei dieser Wahl derselbe Mann, der vor vier Jahren Präsident war, erneut Präsident wird.» Auf die Frage, was ihn von Trump unterscheide, entgegnete er: «Alles. Alles. Alles.»

Bei den Republikanern wird ein breites Bewerberfeld erwartet. Bei den Demokraten dürfte Biden als Amtsinhaber dagegen kaum ernstzunehmende Konkurrenz bekommen. Um am Ende tatsächlich als der offizielle Kandidat seiner Partei ins Rennen zu gehen, muss Biden in parteiinternen Vorwahlen bestätigt werden.

Biden hat sich bereits darauf festgelegt, wieder mit seiner Stellvertreterin, US-Vizepräsidentin Kamala Harris, ins Rennen zu gehen. Harris war in den vergangenen zwei Jahren allerdings blass geblieben, hatte mit Imageproblemen zu kämpfen und konnte politisch kaum punkten. Im Wahlkampf dürfte Bidens Team deshalb auch daran gelegen sein, ihre Aussenwirkung aufzupolieren. Einen Vorgeschmack darauf bot bereits Bidens erstes Wahlkampfvideo, mit dem der Demokrat seine Wiederwahlambitionen öffentlich machte. Darin bekam Harris viel Raum. Darauf angesprochen sagte Biden in dem Interview mit MSNBC: «Ich finde einfach, dass Vizepräsidentin Harris nicht die Anerkennung bekommen hat, die sie verdient.» Sie sei «wirklich sehr, sehr gut» und habe nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die ihr zustehe. (SDA)

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