Verantwortlichkeitsklage gegen Sika-Verwaltungsräte
Urs Burkhard klagt die Falschen ein

«Bilding Trust» – «Vertrauen schaffen». So lautet seit Jahren der Slogan der Sika. Seit die Firma nach dem Willen der Erben an die französische Saint-Gobain verhökert werden soll, erhält dieser Claim einen mitunter ironischen Unterton.
Publiziert: 16.05.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:00 Uhr
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Von René Lüchinger 

Jüngstes Beispiel: Die Erbenfamilie rund um Sika-Verwaltungsrat Urs Burkard hat gegen missliebige Verwaltungsräte eine Verantwortlichkeitsklage eingereicht. Zentraler Vorwurf: Das Gremium habe im Kampf gegen den vom Verwaltungsratskollegen Urs Burkard orchestrierten Verkauf 5,7 Millionen Franken für Juristen und PR eingesetzt. Das sei Verschwendung von Firmenvermögen.

Diese in den Abwehrkampf investierte Summe hatte Sika-Präsident Paul Hälg an der jüngsten Generalversammlung genannt. Der oberste Verantwortliche im Verwaltungsrat wird von den Burkards jetzt nicht einmal mit einer Klage eingedeckt – ob Urs Burkard an der Generalversammlung entgangen ist, dass der Präsident diese böse Zahl in die Welt gesetzt hatte?

Nun sollen zwei andere Verwaltungsräte vor den Kadi gezerrt werden, die sich bislang öffentlich nicht einmal gegen die Burkards gestellt hatten. Christoph Tobler, ehemaliger McKinsey-Berater und Ex-Sika-Manager, der im Regionalen Wirtschaftsbeirat Ostschweiz der Schweizerischen Nationalbank sowie im Vorstand der Economiesuisse sitzt. Ein vernetzter Mann im Wirtschaftsestablishment, wo manch einer ausser möglicher Geldgier der Erben keine industrielle Logik für einen Verkauf zu erkennen vermag.

Da ist weiter Ulrich W. Suter, ehemaliger Vizepräsident der ETH Zürich. Und schliesslich Monika Ribar, die den Verkauf offen bekämpft, weil sie als gewählte Verwaltungsrätin auch die Interessen der Minderheitsaktionäre zu berücksichtigen hat – zum Wohl der Firma notfalls auch gegen die Interessen der Erben. Sie tut dies mit gutem Grund.

Als die Burkards ihre Verkaufsabsicht im Dezember 2014 publik gemacht hatten, lag die Marktkapitalisierung der Sika bei rund 9,8 Milliarden Franken, sackte dann zwischenzeitlich auf 6,8 Milliarden ab und liegt heute bei 7,9 Milliarden Franken. Fazit: Zwei Milliarden Franken wurden dank der Aktion der Burkards vernichtet – im Grunde müsste sich der klagefreudige Urs Burkard selber einklagen. Immerhin: Der Slogan «Sika. Building Trust» ist heute so bekannt wie nie.

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