Marguerite Bays war bereits 1995 durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen worden für ein Wunder, das sich in den 1940-er Jahren zugetragen haben soll. Ein Bergsteiger soll bei einem Kletterunfall in den Berner Alpen in einem Stossgebiet die Mystikerin angerufen haben. Darauf sei das Seil gerissen, mit dem er an seine in die Tiefe stürzenden Bergkameraden gebunden war. Der Mann blieb unverletzt.
Für den 2014 aufgenommenen Prozess der Heiligsprechung wurde ein weiteres Wunder aus dem Jahr 1998 im freiburgischen Siviriez untersucht. Im vergangenen Januar hatte Papst Franziskus mehrere Dekrete erlassen, darunter auch die Anerkennung des Marguerite Bays zugeschriebenen Wunders.
Demnach war 1998 im freiburgischen Siviriez ein zweijähriges Mädchen von einem Traktor gefallen und unter die Räder geraten. Der Grossvater, der den Vorall mitbekommen hatte, rief im Gebet Marguerite Bays an und brachte das Mädchen ins Spital. Dort stellten die Ärzte fest, dass das Mädchen vollkommen unverletzt war.
Marguerite Bays zeichnete sich schon früh durch eine besondere Frömmigkeit aus. Sie schloss sich dem Dritten Orden der Franziskanerinnen an. Dritte Orden sind christliche Gemeinschaften, die sich an einer Ordensregel orientierten, aber nicht monastisch leben.
Am Tag, als Papst Pius IX. das Dogma der unbefleckten Empfängnis verkündete, soll Marguerite Bays von einer Krebserkrankung unerwartet geheilt worden sein und anschliessend die Wundmale des Gekreuzigten getragen haben. Sie starb 1879 in ihrem Geburtsort La Piarraz, einem Weiler in der Gemeinde Siviriez im freiburgischen Glânebezirk.
Mit Bays werden am kommenden Sonntag vier weitere Menschen heilig gesprochen. Es sind dies der britische Kardinal John Henry Newman (1801-1890), die römische Ordensschwester Giuseppina Vannini, Gründerin des weiblichen Zweigs des Kamillianerordens (1859-1911).
Dazu kommen die indische Ordensschwester Maria Teresa Chiramel Mankidiyan, Gründungsmitglied der Kongregation der Heiligen Familie in Indien (1876-1926) sowie die brasilianische Ordensschwester Dulce Lopes Pontes, die als «Engel von Bahia» gegen das Strassenelend kämpfte und zu den Missionsschwestern von der Unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes gehörte (1914-1992).
Allein für die offizielle Wallfahrt zur Heiligsprechung im Vatikan haben sich rund 300 Pilger angemeldet, wie Jean-Paul Conus, Präsident der Stiftung Marguerite Bays der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Daneben wird eine Delegation von 100 jungen Gläubigen per Bus in den Vatikan reisen. Hinzu komme eine 30-köpfige Familiengruppe, die ein Spezialprogramm absolvieren wird. Viele weitere Gläubige werden selbstständig nach Rom reisen, um der Zeremonie beizuwohnen.
Die Behördendelegation soll von Bundesrätin Karin Keller-Sutter angeführt werden. Der Kanton Freiburg lässt sich durch Regierungspräsident Jean-Pierre Siggen und Staatsrat Didier Castella vertreten. Neben dem Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, werden auch der Basler Bischof Felix Gmür und der Churer Bischof Pierre Bürcher der Heiligsprechung beiwohnen.
(SDA)