Der Justizirrtum ist laut der Staatsanwältin Marilyn Mosby auf das «Fehlverhalten von Polizei und Staatsanwaltschaft» zurückzuführen. «Wir sind demütig und nicht wütend», sagt Ransom Watkins nach seinem Freispruch. «Doch das hätte nie passieren dürfen und jemand wird dafür zahlen müssen.»
In einer Highschool in Baltimore war 1983 ein Schüler erschossen und seine Jacke gestohlen worden. Watkins, Alfred Chestnut und Andrew Stewart, die damals 16 und 17 Jahre alt waren, gerieten schnell ins Visier der Ermittler, da sie vor der Tat am Tatort gesehen worden waren und einer der dreien eine identische Jacke wie das Opfer besass. Die Mutter des Jugendlichen konnte allerdings den Kassenbeleg der Jacke vorlegen.
Vier Zeugen der Tat gaben zunächst an, die drei Jugendlichen nicht zu erkennen und zudem nur einen Schützen gesehen zu haben. Im Laufe des Prozesses wurden die Zeugen jedoch von Polizisten genötigt, die 16- und 17-Jährigen zu beschuldigen, wie die Staatsanwaltschaft nun aufdeckte. Die drei Jugendlichen wurden daraufhin zu lebenslanger Haft verurteilt. Später widerriefen die Zeugen ihre Aussagen.
Für den Freispruch der Männer hatte sich die Organisation Innocence Project, die sich um die Aufklärung von Justizirrtümern bemüht, zusammen mit einer Sondereinheit der Staatsanwaltschaft eingesetzt. «Alle, die in den Fall verwickelt waren - Schulleitung, Polizei, Staatsanwälte, Richter, die Medien und die Gesellschaft - urteilten übereilt und liessen durch ihren Tunnelblick offensichtliche Beweisprobleme ausser Acht», erklärte Shawn Armbrust vom Innocence Project.
Staatsanwältin Mosby sagte, die drei Männer hätten «mehr als eine Entschuldigung» verdient. «Wir schulden ihnen eine echte Entschädigung - und ich werde dafür kämpfen. Laut der Staatsanwaltschaft kamen durch die Arbeit der Untersuchungseinheit bereits sechs zu Unrecht verurteilte Menschen aus dem Gefängnis frei.
(SDA)